Shining – International Blackjazz Society (Spinefarm Records , 23.10.2015)

Shining, diese üblen, verrückten Black-Metal-Herren um Niklas Kvarforth?! Halt, nein, hier geht es nicht um die Schweden, sondern um die gleichnamige norwegische Band. Und diese kommt aus einer ganz anderen Ecke.

Shinging starteten eigentlich Post-Bop-Jazz-Quartet. Allerdings bahnte man sich einen anderen Weg und vor fünf Jahren begann die Zeitrechnung für die Band neu. Mit dem Album „Blackjazz“ war die Verwandlung in einen wilden Prog-Industrial-Metal-Bastard komplett vollzogen. Für den Jazz war aber nach wie vor (etwas) Platz. Allerdings auf brutalste Art und Weise destilliert

Die letzte Platte „One One One“ war vor zwei Jahren gegen diesen Psycho-Trip eine regelrechte Rock’n’Roll-Attacke: eine Mischung aus Turbonegro und Strapping Young Lad – sprich schweißtreibend und massiv fordernd zugleich – Saufgelage meets Watschenbaum, hell yeah!

Und hier setzten Jørgen Munkeby & Co. an: geradlinige Songs mit einer ganzen Ladung Irrsinn, gepaart mit spielerischer Finesse und absoluter Ausgelassenheit. Wie besonders Munkeby die Sache mit seinem Gesang nach vorne pusht, reißt allemal mit. Mit den Intro „Admittance“ grooven sich Shining erst einmal ein, bevor der Wahnsinn seinen Lauf nimmt. „The Last Stand“ rockt wie Sau und ist zudem noch eingängig. „Burn it all“ und „Last Day“ nehmen das beste von den Nine Inch Nails und den frühen Marilyn Manson und jagen es durch den Blackjazz-Mixer.

Neben einer Ladung Angepisstheit stets mit dabei: ein solierendes Saxophon, das zwischen dem maschinellen Getöse und Aufgekratztheit Platz für etwas Wärme schafft. „Thousand Eyes“ ist Prog pur, bevor die Band mit „House of Warship“ vollends in ihren eigenen jazzigen Kosmos abdriftet. Das klingt was wie Miles Davis‘ „Bithes Brew“ auf LSD. Nur gut, dass mit „House of Control“ ein atmosphärischer Ruhepol folgt. Was aber nicht heißt, dass diese interessante Nummer nicht weniger aufwühlend wäre. Eigentlich könnte hier auch Schluss sein. Doch Shining hauen nach dem kurzen Intermezzo „Church of Endurance“ und dem maschinellen Electro-Punk „Need“ noch ein letztes Mal auf die Kacke.

Der große Aha-Effekt bleibt diese Mal aus. Doch auch mit ihrer „International Blackjazz Society“ gehören Shining zu den aufregendsten Bands derzeit im Hartwurst-Lager. Ein atemlos machendes Album für scheuklappenfremde Musikhörer mit Sinn fürs Wilde!

Shining - International Blackjazz Society

Trackliste:
1. Admittance
2. The Last Stand
3. Burn It All
4. Last Day
5. Thousand Eyes
6. House of Warship
7. House of Control
8. Church of Endurance
9. Need

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