ClickClickDecker – Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten (Audiolith, 16.11.2019)

ClickClickDecker-Platten sind nie plötzlich da. Sie sind nie unüberlegt und nie beliebig. Man muss diese sich hin- und herwälzenden Texte nicht mögen um das zu erkennen. Diese Platten sind besonders. So oder so.

Vier Jahre nach “Ich glaub dir gar nicht und irgendwie doch alles” kommt “Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten” und schon hier erkennt man so eine ClickClickDecker-Sache. Man kann mit dem Titel von zwei Alben gleich fast einen ganzen Absatz füllen. Wenn das doch nur alles wäre, wäre ich jetzt fertig, aber man hat einfach soviel zu sagen über diese Lieder. Über Sätze wie:

 

“Wir sind großzügig bei den Kleinigkeiten.”

 

Und über Songs die irgendwie hymnisch sind und doch zu dieser Beschreibung passen wie ein Schwein auf das heimische Sofa. Unaufdringliche und zurückhaltende Hymnen. Sie lassen genervte Punks und verzweifelte SoWi-Studenten hinter sich. Es sind die scheinbar behutsam gewählten Wörter die einen beschäftigen und von allen Seiten draufschauen lassen. Und wenn du denkst du hast die Bedeutung und die richtige Richtung erfasst, wirft es dich um und du hörst diesen einen Song wieder und wieder und findest immer wieder andere Lösungen.

 

 

Von daher lassen mich diese 13 Songs zurück wie mein erster Durchgang “Twin Peaks” damals. Ich kann einfach nicht vernünftig beschreiben was mich hier packt und mitnimmt. Aber es packt mich. Es ist die Gesamtstimmung, die mich in einem Moment mit dem Fuß wippen (“Minutenklopfer”) und im nächsten lethargisch nach draußen gucken lässt.

Und bei diesem ganzen Geschreibe, was jeden Punker abschrecken dürfte, sind da diese Songs die so melodisch und groß um die Ecke kommen. Die so geeinget sind für die volle Tanzfläche auf der Indieparty und zeitgleich aber gar nicht wirken als würden sie die Massen begeistern wollen. Ein bisschen wie früher Tomte, wenn sie ‘ne Partyband mit Element of Crime gegründet hätten. Nur bisschen bekifft dazu.

Und jetzt tut mir mal einen Gefallen, packt euch “Liebchen” auf die Ohren und lauft durch diese durch übertriebenes Szenegesabbel so nervig gewordene Stadt an der Elbe. Geht in die Seitenstraßen. Verlasst die Schanze. Weg von den Landungsbrücken und dem Kiez. Und immer wieder auf Repeat “Der lange Marsch zu dir selbst” durch die Kopfhörer. So. Danke. Kaufempfehlung und Küsse!

 

 

  1. Mandelika
  2. Läuft es eher daneben
  3. Bielefeld
  4. Stoßlüften
  5. Palmaille
  6. Minutenklopfer
  7. Schreckmensch
  8. Festschwimmen
  9. Zwei Klettergerüst
  10. Wie wenn du nicht mitkommst
  11. Liebchen
  12. Zu spät Zu blöd
  13. Fast nie eigentlich immer

 

Foto: Sophie Krische

4.5