Bellrope – You Must Relax (Exile On Mainstream, 22.02.2019)

Black Shape Of Nexus sind tot – lang leben Bellrope! Die Band tritt die Nachfolge des düsteren, repetitiven Doom-Ungetüms an, welches sich 2016 selbst zu Grabe trug. Als erstes fragt man sich natürlich unweigerlich, ob Bellrope nun dessen Erbe antritt und wie es musikalisch weitergeht. Die Band selbst umschreibt ihr Motto ganz simpel: „Verstärker schleppen, Verstärker missbrauchen.“

Also, ganz einfach: keine Messen, kein Esotherik-Müll, kein Bullshit – maximale Lautstärke, maximale Intensität. Musik wird dabei körperlich. Irgendwelche Songwriting-Formeln? Um das Ziel zu erreichen, einfach nur hinderlich. „You Must Relax“ lautet das Motto, und um einen Zustand der größten inneren Ruhe zu gewährleisten, hat man fünf Stücke für vier LP-Seiten eingespielt.

Doch vor der Einkehr kommt erst einmal die Abkehr. Denn es gilt das introhafte „Hollywood 2001/Rollrost“ zu überstehen. Dreieinhalb Minuten purer Lärm aus markerschütternden Schreiben und grauenvollem Gitarren-Noise. Nur die Harten kommen eben in den Garten… Danach werden aber die dicken Bretter ausgepackt und der Wahnsinn nimmt mit Titellängen zwischen zehn und achtzehn Minuten seinen Lauf.

Herrlich, als Freund der Vorgängertruppe fühlt man sich sofort zu Hause. Ein paar wenige, aber effektive Riffs werden bis zur Bewusstlosigkeit (oder Erleuchtung?) ausgewalzt, die Rhythmen sind schleppend, kurze Lead-Einschübe und Samples sorgen für Farbpunkte und der zu hörende Ungesang scheint nur dazu da zu sein, um ein bisschen Menschlichkeit in die harte Waberei zu bringen.

Bellrope steigern sich dabei von Stück zu Stück in ihrem Doom-Sludge-Noise-Crust-Taumel. Vorläufiger Höhepunkt ist „TD200“, bei dem zwei Düstergranden des Exile-Labels aufeinander treffen: Bellrope meets Treedeon – Sound trifft auf die Stimmen von Yvonne Ducksworth und Arne Hesch. Ohrenscheinlich Geschwister im Geiste. Wunderbar. Beim abschließenden „CDB/Hereinunder“ zieht man die Schraube noch etwas fester an, bis das ganze Konstrukt mit voller Wucht in sich zusammen zu fallen scheint.

„You Must Relax“ – ist man nach 54 Minuten erschöpft mit dem Ganzen am Ende angekommen, blüht einem erst, wie sarkastisch der Albumtitel wohl gemeint sein mag. Verschwitzt und durchgekaut lassen einen die Protagonisten zurück. Und irgendwie aber auch glücklich. Debüt also gelungen!

 

Trackliste:
1. Hollywood 2001 / Rollrost
2. Old Overholt
3. You Must Relax
4. TD200
5. CDB / Hereinunder

 

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