Where We Practice #10: Smile and Burn

Unser Proberaum, tja Berlin Marzahn, so sieht es aus und sofühlt es sich an. Alles irgendwie grau und ostig. Gegenüber ist ein abgehalftertes Fitnessstudio, im Erdgeschoss war frühereine Kantine, da gab es jeden Tag Eisbein (auf Wunsch derKunden) … und einmal, als wir uns noch den Raum mit MILLIARDEN geteilt haben, hat Ben so einen heftigen Stromschlag über das Mikro gekriegt, dass sie direkt ausgezogen sind und wir zwei Proben lang um unser Leben fürchteten. Irgendwann kam jemand auf die Idee, direkt hinter der Müllecke eine Parkuhr hinzustellen, geben wir keinen F*** drauf. Aber Leute: Geil billig isses!
Es gibt zwar einen Fahrstuhl, aber auch ne Treppe. Die Treppe nervt, jedes Mal. Vor allem wenn man ungedehnt aus dem Bus steigt. Es ist das Haus der zerplatzen Träume: 600 Bands auf 7 Etagen, ständig hört man irgendwo ein grätiges Anfängerschlagzeug oder Elektrobeats, weil jemand auf Koka Privatrave macht. Einmal war die CASPER-Band auch am Einladen, was auch immer sie da zu suchen hatten.
Manche habens, manche nicht: Fenster. Fenster sind das allerallergeilste, Tod allen Kellerproberäumen, Tod dem Mief und der Dunkelheit. Fenster für immer. Einmal schien die Sonne so hell, dass Mario von den BLACKOUT PROBLEMS uns besucht hat. Nen Song vom neuen Album ist auch bei rausgesprungen.
Ansonsten ist einfach nur alles tierisch voll, wir haben an jede Wand Regale bis an die Decke gezimmert, aber es gibt einfach nicht mehr Platz. MILLIARDEN haben ihre Wachsköpfe vom ersten Albumcover und einen Sonnenschirm vergessen, Philipp verstaut seine alten Fernseherkartons, weil er keinen Keller hat, Bus- und Backlinerental PromRide lagert Teile ihrer eigenenBackline bei uns und LANCE BUTTERS fünf Kisten Merch. Wir selber haben auch ca. 1.000 CDs vom Album „Action Action“ – jemand Interesse?
Wolli ist “Master of Recording”, der hat natürlich den Platz direkt neben dem Rechner (hat er als Student mal auf Arbeit geklaut, läuft super, neuerdings mit Linux). An die Holzpfeiler der Regale hat er sich mit Edding die Kanalbelegung der Mikros geschrieben und die Akkordreihenfolge von NOFXs „Linoleum“ (die vergessen wir hin und wieder). Ansonsten ist Wolli der Glückliche, der ALLES doppelt hat, das heißt er muss nie packen, während der Rest ständig auf- und abbaut und alles zwischen den Show herumliegt und wir wild mit den Cases drüberrollen.
Wichtige, außergewöhnliche Ausstattung unsere Raumes: Wir haben einen Kühlschrank, ein Bügelbrett und einen Staubsauger. Den benutzen wir aber nie, dass heißt, es liegt immer Konfetti von allen alten Releaseparties und Festival-Shoutouts herum. Manchmal hat man es auch in der Unterhose abends… wie auch immer das passiert.

Von der Decke bröselt manchmal der Asbest, alles hat so ne feine Baustaubschicht und nebenan die Band spielt ständig SYSTEM-OF-A-DOWN-Cover. Wenn man einladen will, muss man den Feuerlöscher von der Wand nehmen und ihn als Türstopper benutzen. Ansonsten geht’s uns aber ganz gut dort.