Twin Atlantic – Power (Virgin/Universal Music, 24.01.2020)

Irgendwie bin etwas verwirrt, was ich hier zu hören bekomme. Bisher waren mir die Schotten Twin Atlantic – mittlerweile zum Trio geschrumpft – als Alternative-Rock-Act bekannt. Doch mit dem neuesten Album „Power“ schwenkte man in eine ganz andere Richtung.

Inspiriert durch einen Autounfall (eigene Angabe der Band) hat man überdacht, welche Musik man künftig machen möchte. Man baute ein eigenes Studio und arbeitete komplett ohne Zwänge und Erwartungen an neuen Songs, bevor man damit bei irgendwelchen Labels hausieren ging. Heraus kam ein großer von Synthies angetriebener und recht synthetisch wirkender, an die 80er angelehnter Pop-Rock-Sound.

Statt antreibenden Gitarrenriffs gibt es wummernde Rhythmen und mächtige Stadiongesten. Die Songs von „Power“ sind definitiv für die große Bühne gemacht. Man höre nur „Barcelona“. Wie sich die Nummern effektvoll aufbaut und in einem mega Poprefrain explodiert, lässt einen unwillkürlich die Arme nach oben reißen. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Man spürt auf der anderen Seite auch die große Spiellaune und den Enthusiasmus der Band. Doch grenzenlos teilen muss man ihn nicht. Dazu ist der Plastikgeruch leider zu groß.

Um den entgegenzuwirken, geht man es mit „I Feel It Too“ etwas härter und düsterer an, genauso wie beim dunkel schleppenden „Messiah“. Im Mittelpunkt stehen aber bis zum Ende groß angelegte Popgefühle á la „Volcano“ oder das von Chören untermalte „Praise Me“.

Gut gemacht, das Ganze – aber zu brav. Als Rockfan wird man mit einem gewissen Achselzucken zurückgelassen.

 

Trackliste:
1. Oh Euphoria
2. Barcelona
3. Novocaine
4. Mount Bungo
5. I Feel It Too
6. Ultraviolet Truth
7. Asynchronous
8. Volcano
9. Messiah
10. Praise Me

 

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