The Cryptex – Nimbus (Phonotraxx, 29.09.2023)

Wenn es eines gibt das die niedersächsische Band Cryptex (jetzt mit vorangestelltem The) in ihrer Geschichte konstant begleitet hat, ist Veränderung. Zum einen was ihre Besetzung betrifft, zum anderen die Musik an sich. Was immer gleich blieb: der künstlerische Gestaltungswille von Bandkopf und Sänger Simon Moskon und das emotional Aufwühlende, das der Musik von Cryptex innewohnt.

Drei Jahre ist die letzte Veröffentlichung der Band her und seitdem hat sich wieder einiges getan. Von damals ist Moskon noch Gitarrist André Mertens geblieben und seine Rolle scheint noch ein bisschen wichtiger, als sie es beim eh schon recht rockigen Vorgänger „Once Upon A Time“ war. Seine Wurzeln bei einer Iron-Maiden-Coverband scheinen immer wieder durch, die Axt darf aber immer wieder noch ein bisschen kräftiger kreisen. So überrascht der Eröffnungstitel „Fall Down“ mit seinem rifflastigen, geradlinigen Sound. Der Löwe auf dem Cover fletscht also nicht umsonst seine Reißzähne.

Nicht weniger rassig geht es mit dem heavy stampfenden „Cobra“ mit seinem dunklen Sprechgesang weiter. Aber gerade in diesem Stück gibt es aber auch dieses einnehmend melodische, künstlerische Element das Cryptex bisher auszeichnet und wofür sich auch immer wieder in die Prog-Schublade gesteckt wurde. Die erste Überraschung weicht also doch recht schnell einem Gefühl es mit einer spannenden, emotional fordernden Platte zu tun zu haben, welche in dieser Hinsicht durchaus in der Tradition der ersten drei Band-Alben steht, die ansonsten aber dann doch alle ganz unterschiedlich klangen.

Erinnerungen an die bunte Frühphase bekommt man am ehesten mit dem folkrockigen „How Many Days Master“ und dem abwechslungsreichen, progressiven „Nevermore Creek“ serviert. Für das große Drama stehen Songs wie das düster-metallische „Abyss“ sowie das spannende, überlange „The Day We Will Meet Again“. Die Reise durch das knapp einstündige Album (CD- und Vinyl-Version weisen je eine etwas andere Trackliste auf) ist voller verschiedener, bunter Schattieren, mit denen The Cryptex immer wieder für eine Überraschung gut sind.

Im Promowisch wird von einer ungezähmten Mischung aus Rock, Pop, Alternative, Metal, Art und Prog-Rock gesprochen, die breitbeinig und selbstbewusst zwischen allen Stühlen steht. Dabei klingen Cryptex gewohnt wagemutig und ungemütlich, haben aber stets ein Händchen für die nächste große Melodie. Das begeistert immer wieder und lässt einen schon wieder auf das nächste Kapitel der Bandgeschichte freuen.

Aber für den Moment ist Herrn Moskon und seinen Mitmusikern erst einmal ein echt starker Wurf gelungen!

 

Trackliste:
1. Fall Down
2. Cobra
3. Sugarleaf
4. Holy Ground
5. Nimbus
6. Devils Casino
7. Somanoid
8. How Many Days Master
9. Nevermore Creek
10. Abyss
11. The Day We Will Meet Again
12. Son Of Fortune

 

4.5