Seepogo-Festival : Gelungenes Jubiläum zum 10-jähringen Bestehen

Am vergangenen Wochenende haben wir für euch erstmals das Seepogo Festival gebucht, bei seinem 10-jähringen Jubiläum. Das Festival im Taunus findet im beschaulichen Selters-Münster am Lago Alfredo statt. Was zunächst wie ein mediteraner Badesee klingt mit hellem Sand und kristallklarem Wasser, ist aber ein nicht badetauglicher Mückenaufzuchtteich und farblich eher als dunkelbraun statt mediteran anzusehen. Da ist es zu begrüßen, dass die Festivalcrew die üble Lorke direkt abgesperrt hat, bevor noch jemand auf die dumme Idee kommt, darin baden zu wollen. Aber ich schweife ab.

Zum 10-jähringen Jubiläum haben nämlich die Organisatoren des Seepogo Festival ein stattliches Line-Up aufgefahren.

Bei den Opener legt man beim Seepogo viel Wert darauf, Bands aus der Region auszuwählen. So waren die Opener am Freitag Watch me Rise sowie am Samstag Fireball Bääm jeweils regionale Bands. Dazu kamen am Samstagnachmittag und fern der Opener-Slots VMZT (“Over the Rainbow” ist ein echter Ohrwurm) sowie am Freitag die kurzfristig eingesprungenen Bronson A.D. als zweiter Act des Tages mit ihrem herzhaftem Hardcore-Programm. So ging der Freitag nach der Anreise doch gut los.

Mit Two and a half Girl aus den Niederlanden stand dann am Freitag der erste internationale Act auf der Bühne. Die Band hatte im Vorjahr ihr Debütalbum „Evidence of a broken mind“ veröffentlicht und bereits eine hohe Reichweite damit erzielt. Jetzt stellten Sie beim Seepogo auch ihre Livequalitäten unter Beweis. Die anwesenden Zuschauer waren zwar noch überschaubar, wurden jedoch durch Sängerin Juliet, die mit ihrer rauhen Stimmen den Stil der Band sehr bestimmt, kurzerhand zur Wall auf Death aufgefordert, indem sie selbst mitmachte.

Anschließend öffnete der Himmel kurz seine Pforten und für rund 15 Minuten ging ein heftiger Starkregen nieder, was insbesondere den Parkplatz des Seepogos in Mitleidenschaft zog. Weiter ging dann – leicht verzögert – das Programm mit Tusky aus den Niederlanden, die letztlich den Regen verscheuchten und live zu überzeugen wussten. Schon das Bühnenbild von Tusky (ein gelbes Mondgesicht mit dickem behaartem Körper) kündigt die Band an. Mit “Circles” brachten Sie bereits einen neuen Song aus dem nächsten Album mit. Der Auftritt war, wie man es von Tusky gewohnt war, hart, stimmungsvoll, energiegeladen – eine Band die von der Bühne viel Energie ins Publikum verstreut. Stark, sollte man sich ansehen!

Weiter ging es dann mit 100 Kilo Herz – Punkrock mit Gebläse. Nicht nur Gebläse ist hier stilgebend, sondern auch viel Pyro! Die Band weihte hierzu die Feuerwehr ein, vergaß jedoch dummerweise die Ordner, die zwar insgesamt tiefenentspannt waren, bei Pyros inmitten eines Pulks aber dann doch eingreifen mussten. Musikalisch ein guter Auftritt, die Stimmung war gut, fragwürdig jedoch, wieso man für das Publikum Regeln aufstellt und einzelne Personen im Publikum zum T-Shirt-Tragen zwingt. Hier fand ich den Kontrast zwischen Regelwerk fürs Publikum während man selbst Pyros im Publikum verteilt (was auch nicht jeder einatmen mag) grenzwertig.

Der Freitags-Co-Headliner verbreitete dafür gute Laune vor der Bühne. Teenage Bottlerocket aus den USA machen typisch amerikanischen Punkrock ! Das Konzert begann bereits mit einem Lacher: Sänger Ray hat ein Jahr in der Highschool Deutsch gelernt, so dass er seinen Song „Ich lerne deutsch – bitte sprechen Sie langsam“ direkt mitbrachte! Klasse! Ansonsten verbreitete die Band eine ausgelassene Atmosphäre – toll!

Zum Abschluss der Headliner. Hier hat sich das Seepogo niemand geringes als The Baboon Show  gegönnt. Die Bühnenprofis aus Schweden mit der markanten Stimme von Sängerin Cecilia Böstrom wussten gewohnt zu überzeugen. Cecilia betrieb ihr bekanntes „Hochleistungsturnen auf der Bühne” und flog diverse mal über das Publikum. Für uns endete der Set aufgrund der langen Anreise jedoch etwas früher.

Auf in den Samstag: nach den regionalen Opener am frühen Nachmittag war es Zeit für Glitzerpower: The Dead Ends Kids versprühten viel Spaß von der Bühne, was vor allem an der Interaktion mit dem Publikum aber auch untereinander zu spüren war! „Zweiter Tag – okay, wir suchen dann hier größten Augenringe” Antwort der Sängerin: “Die hast Du vermutlich hinter deiner Sonnenbrille!“ Eine Band mit guter Musik und in der Ansprache auch ganz klarer Kante.

Anschließend wird es wieder international: CF98 aus Polen stehen auf der Bühne (wir berichteten letztes Jahr über ihr aktuelles Album “This is fine“). CF98 steht für melodischen Skate-Punk und Sängerin Karolina, die eine wirklich tolle Gesangsstimme hat, versprühte viel gute Laune von der Bühne. Auch wenn es durchaus ernste Texte gibt über die politische Situation in Polen – ein klasse Auftritt einer in Deutschland noch sehr unbekannten aber sehr talentierten Punkband! Wer die Gelegenheit sollte sich CF98 dringend mal ansehen!

Wonk Unit war bereits zum zweiten male beim Seepogo und wunderten sich, dass sie innerhalb von zwei Tagen zweimal in einem Ort namens Münster spielen. Die Band besticht durch ihren verrückten Mix aus Punkrock und Comedy: seien es die verrückten Ansagen, die bandinternen Sprüchen oder die Tanzeinlagen von Sänger Alex. Dazu gibt es eine ordentliche Portion herzhaften Punkrock, der auch irgendwie doppelt so schnell, wie auf Platte ist – Klasse! (Auf dem Foto sind gleich zwei Generationen Wonk Unit zu sehen.)

Programmatisch bleiben wir in Großbrittanien. Grade2 betreten die Bühne, und das Bühnenoutfit liefert zunächst einen falschen Eindruck, denn einer der beiden Sänger steht im feinsten Hemd und sauberer Jeans samt Docks auf der Bühne, liefert dann aber absolut gradlinigen tanzbaren Punkrock, gepaart mit der Erklärung ans Publikum, dass man an einem Samstag nunmal Party machen muss (weil ja nicht Sonntag ist). Ein großartiger Auftritt. Dieser animierte dann auch zum ersten Stagediving des Tages.

Mit Alarmsignal stand einen Band auf der Bühne, die nach eigener Aussage keine Partyband ist, weil sie ja nunmal eine Message vermitteln will. Das tun die Punker aus Celle durchaus mit ihren Songs und den jeweilen Ansagen – aber gute Laune versprühen sie trotzdem. Tolle Songs – zudem wurden noch diverse Gäste auf die Bühne geholt (The dead End Kids und Rogers). Dazu wurde vom Bierschinken-Fanzine vollgeschleimt (er wird es verkraften) und ich habe (ungefragt) einen Alarmsignal-Aufkleber auf dem Auto – vielen Dank dafür und einen dicken Schmatzer!

Beim Samstags-Co-Headliner werden die Töne und die Riffs deutlich rauher: zum 10-jährigen Jubiläum gönnte sich das Seepogo die Hardcore-Punk-Legenden von Smoke Blow und diese lieferten einen amtlichen Abriss ab! Zu „Alligator Rodeo“ flogen noch diverse aufblasbare Krokodile durchs Publikum, wovon die Band aber auch nichts wusste! Ein absolut gelunger Auftritt – insbesondere durch die Bühnenpräsenz von Sänger Eric Cohen und trotz gerissener Hose des zweiten Sängers, was dieser auch im Spaß diverse Male thematisierte. Das beste Konzert dieses Jubiläums-Seepogos.

Das Seepogo endete dann mit dem Auftritt der Rogers, die jedoch leider nicht am Merchstand vertreten waren und geografisch zunächst mal das Fettnäpfchen trafen. So wurden die wundervollen Leute aus dem Westerwald begrüßt, was jedoch erstmal zu betretenem Schweigen im Taunus führte. Dieser Fauxpas wurde aber schnell weggetanzt – die Rogers brachten viele Songs aus ihrem neuen Album “Rambazambe und Randale” mit, spielten aber ebenso alte Songs! Ebenfalls positiv: auf das „wir gehen jetzt mal von der Bühne und lassen uns um die Zugabe bitten“ wurde direkt verzichtet. „Hey Leute, wir lassen das jetzt – ziehen das durch und trinken hinterher noch ein Bier zusammen!“ Ein würdiger Headliner.

Wir waren das erste mal auf dem Seepogo und haben ein kleines und sehr liebenswertes Festival kennengelernt! Eine sehr entspannte Festivalcrew, die sich den Wunsch nach einem eigenen Festival erfüllt hat und nun schon 10 Ausgaben auf die Beine gestellt hat – dafür unseren höchsten Respekt an die Crew, den Helfern und Helfershelfer vom Lago Alfredo! Dazu kam eine sehr entspannte Ordnerschaft, die zu diesem starkem Jubiläum beitrugen! An dieser Stelle nochmals der Dank an die Seepogo-Crew, dass wir dabei sein durften!

Fotos: Ruhrwurf-Fotografie

 

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