Various Artist – D-Day: A Grateful Dead Tribute From Krautland (Lollipoppe Shoppe, 10.11.2023)

„D-Day” ist eine Hommage an die großartigen Grateful Dead, organisiert von verschiedenen deutschen Musiker und veröffentlicht auf dem kleinen, aber feinen Lollipoppe Shoppe Label von Henning Küpper, welcher mich auch persönlich gebeten hat, in das Ergebnis mal hineinzuhören und etwas dazu zu Papier, respektive online, zu bringen.

Bevor ich damit beginne, zwei Dinge vorweg: zum einem betonen alle vertretenen Künstler, dass es bei dem Projekt nicht darum ging, wie die Dead zu klingen, sondern um die ausgewählten Songs und darum, diese in den jeweiligen Sound des Interpreten zu übersetzen. Zum anderem möchte ich persönlich anmerken, dass ich kein Kenner der Dead bin und dementsprechend einige Stücke gar nicht kenne. Möglicherweise ist das bei der Bewertung dieser wunderbaren Kompilation aber sogar ein Vorteil.

Also, „D-Day“ enthält insgesamt 16 Stücke unterschiedlicher Musiker und Gruppen aus der deutschen Kraut- und Psychedelik-Rock-Szene. Wohlgemerkt der aus den 70er Jahren ebenso wie spätere, die teilweise dann auch in Kombination gearbeitet haben.

Los geht es mit einer spacigen überwiegend elektronischen Version von „China Cat Sunflower“, initiiert von Markus M. Steinbach. Ein flockig leichter Einstieg. Darauf wird es dann gleich etwas ruppiger. Die nächsten beiden Stücke werden von der Mundart-Rockgruppe Sparifankal interpretiert. Das bedeutet schön raue Versionen mit tiefen Blueseinschlag von den Stücken „I wach auf in da Früa“ und „Minga Blues“ Fragt mich bitte nicht nach den Originaltiteln. Hier gefällt mir das erste extrem gut, ein einfach geradeaus herausgehauener Bluesrock, der sich wunderbar mit dem bayrischen Gesang vermischt. Beim zweiten geht mir auf Dauer der Humpa-Rhythmus etwas auf den Geist, dafür wird man mit feinen Gitarrensoli und einem kurzen Bläser-Solo entschädigt.

Tempel of L.I.B., ein Projekt von Limo von Fit & Limo, kommt dann mit einer schön entspannten Psych-Folk-Version von “Mountains of the Moon”. Alles, was er singt wird irgendwie automatisch zu Fit & Limo. Hier geht es aber wunderbar folkig zu, flirrende Akustikgitarren, sanfte Perkussionen und weitere Instrumente erzeugen einen schwebenden Klang, der mich an die Aufnahmen der Dead, Pink Floyd und anderer zum Soundtrack zu “Zabriskie Point” erinnert. Ein klares erstes Highlight.

„Freund vom Teufel – Friend of the Devil“ wird dann von Tom Liwa in ein wirkliches Tom-Liwa-Stück umgesetzt. Spartanische Instrumentierung mit Gitarren (akustisch und elektrisch) erzeugen eine wunderbar melancholische und doch schöne Ballade, die 1:1 Tom Liwa ist.

Dann wird es mit The Lost Verses aus Berlin etwas moderner. Britta (Gesang, Synthesizer) und CJ Bauer (Gitarre, Bass, Perkussion) bilden ein Duo zwischen Pop, Trip Hop und Alternative. Sie tauchen öfters auf, zunächst nehmen sie sich „Jack a Roe“ an und formen daraus eine spannende Nummer aus elektronischen Perkussionen, einem treibenden Bass und fein perlender Gitarren. Ein weiteres Highlight.

Die Cosmic Kangaroos setzen im Anschluss „Cardboard Cowboy“ in feinster Psych-Manier um. Schwurbelnde Orgel, pochende Perkussion und zweimal mit, mal gegeneinander arbeitenden Gitarren.

Es folgt „Fire on the Mountain” interpretiert von Markus M. Steinbach, zusammen mit den Lost Verses. Dieses Stück klingt wie ein unbekanntes Stück der Flaming Lips zusammen mit The Ultravivied Scene. Schön treibende Beats, eingängige Perkussionen, ein mantraartiger Gesang und dazu eine feine psychedelische Gitarre, die sich langsam in Ektase spielt. Auch dieses Stück erinnert mich durchaus an die “Zabriskie Point”-Aufnahmen.

An dieser Stelle müsste ich eigentlich jeden beteiligten Musiker erwähnt haben. Es folgen acht weitere Stücke, die sich quer durch unterschiedliche Stilarten spielt und keine wirklichen Ausfälle bereithält.

Mit “D-Day” hält das Lollipoppe Shoppe Label ein weiteres kleines Juwel bereit, welches ab November auf Bandcamp digital und physisch (leider aktuell nur auf CD) erhältlich ist. Jeder Freund psychedelischer Musik, aber auch von Folk, Rock, Elektronik und Alternative sollte sich diesen Termin merken und dann zumindest mal hereinhören.

Eine traurige Meldung noch zum Schluss: Carl-Ludwig Reichert, Mastermind hinter Sparifankal und einer der Hauptorganistoren hinter diesem Projekt verstarb leider am 04.09.2023 und wird die Veröffentlichung dieser wunderbaren Veröffentlichung nun leider nicht mehr erleben.

 

  1. China Cat Sunflower (Markus M. Steinbach)
  2. I wach auf in da Früa (Sparifankal)
  3. Minga Blues (Sparifankal)
  4. Mountains of the Moon (Temple of L.I.B.)
  5. Friend of the Devil (Frank Liwa)
  6. Jack a roe (The Lost Verses)
  7. Cardboard Cowboy (Cosmic Kangoroos)
  8. Fire on the Mountain (Markus M. Steinbach and The Lost Verses)
  9. Brokedown Palace (The Last Temple)
  10. Ripple (Blind Joe Black and Toni Marika)
  11. Stella Blue (Tom Liwa)
  12. Atthea (Phillip Eisenblättler)
  13. Nix laid mea (Wuide Wacht)
  14. Ship of fools (The Lost Verses)
  15. Dark Star (Fit & Limo)
  16. Help on the way (Markus M. Steinbach)

 

https://lollipoppeshoppe.bandcamp.com/album/d-day-a-grateful-dead-tribute-from-krautland

4.8