The Seer live beim Sommer am Kiez in Augsburg (13.07.2018)

Die Augsburger Kultband The Seer hat sich in letzter Zeit etwas rar gemacht in ihrer Heimatstadt. Das hat sicher auch mit der Produktion ihrer aktuellen Platte „Messages From The Black Lab“ zu tun, welche nach knapp sechs Jahren Albumpause im März erschien. So, und welchen Ort hätte man sich besser für das „Datschiburg“-Comeback aussuchen können, als das schnuckelige Open-Air „Sommer am Kiez“? Wahrscheinlich nicht viel andere.

An jenem „Kiez“ hat sich mittlerweile eine tolle Veranstaltungsreihe etabliert, bei der sich kleine wie große Künstler und Bands die symbolische Klinke in die Hand geben. Direkt am Bahnhofsvorplatz des Stadtteils Oberhausen gelegen, bekommt man hier auch ein schönes Stückchen Großstadtflair mitgeliefert. Wo hat man das sonst schon über Wochen hinweg – ein gemütlicher Biergarten und coole Rocksounds, nicht selten auch noch mit freiem Eintritt? Das Team von Bob’s Bar hatte eine Vision, die einfach liebevoll und mit viel Eifer umgesetzt wird. Sehr fein!

Deswegen passt es auch so gut, dass die fünf Lokalmatadoren den Kiez-Sommer in diesem Jahr eröffnen können. Das wunderbare Wetter, das sich von seiner besten Seite zeigte, lud über 800 Fans auf den Helmut-Haller-Platz. Die Sonne lachte und die Augsburger freuten sich, einen gemütlichen Abend hier verbringen zu können. Ausgelassene Abendstimmung war also angesagt. Aber leider nicht bei dem Akustiktrio AERBE, welches den Startschuss zum Ganzen geben sollte. Denn aufgrund technischer Probleme blieben ihre Mikros stumm. Irgendwann, kurz bevor die anberaumte Spielzeit eh zu Ende gegangen wäre, hatten die Herren die Faxen allerdings dicke und stellten sich einfach komplett „unplugged“ (man ist ja schließlich eine Akustikrockband, wie man immer wieder betonte…) vor die Bühne ins Publikum und spielte eines ihrer Lieder. Leider bekamen das nicht allzu viele mit. Denn das war schon ziemlich gut, was Aerbe zum Besten gaben – gesanglich wie spielerisch. Kein Wunder, dass lauthals eine weitere Nummer gefordert wurde, was vom Echo überwältigt, auch getan wurde. Wirklich schade, hier hätte man gerne noch mehr gehört!

Kurz vor 20 Uhr war es dann soweit und THE SEER enterten die Bühne. Der Jubel war groß, als man mit einer schmissigen Nummer der neuen Platte einstieg. Zeit hatte man keine zu verlieren und so schob man gleich den Tophit „Please“ hinterher. Kein Wunder, dass dem Quintett viele positive Gefühle entgegenflogen. Das alte, wohlige Gefühl war wieder da und irgendwie hatte man die Band auch vermisst. Das ging dem Jubel nach zu urteilen nicht bloß dem anwesenden Redakteur so. Die Band hatte sichtbar Bock und genoss es seine gut abgehangenen aber auch aktuellen Songs vor alten (und neuen Freunden) spielen zu können – unterhaltsame, teilweise mit Anekdoten der Bandgeschichte angereicherte Ansagen inklusive.

In all den Jahren hat man auch hörbar nichts verlernt und spielte die Lieder gelassen und doch mit viel Elan. Dabei sticht nach wie vor das tolle Groove-Fundament von Bassist Jürgen Möller und Schlagzeuger Michael Nigg hervor. Sehr effektiv und mitreißend. Darüber der atmosphärische Keyboardteppich von Peter Seipt und am Ende ist es dann für dessen Bruder Shook (Gesang, Gitarre) und das weitere Aushängeschild, Multiinstrumentalist Jo Corda, ein leichtes für die eingängigen Melodien zu sorgen, welche für den unnachahmlichen Sound sorgen. Jener kommt in der Livesituation wesentlich rockiger als auf Platte rüber. Und das nicht bloß auf den offensichtlichen Songs wie „Something in Between“, „Gone Forever“ oder „Take A Walk With Me“.

Das Programm war ziemlich ausgeglichen zwischen alten und neuen Songs. Zwischendurch gab es auch mal die eine oder andere Überraschung, wie zum Beispiel die reduzierte Version der Debüt-Nummer „Refugees For One Day“ oder das zurückgenommene „Counting Cars“, das in seiner Schlichtheit eindringlicher als die Albumversion klang. Für die meiste Laune sorgten natürlich trotzdem die flotten Kracher, bei denen selbst die Leute auf der Tribüne nicht mehr stillsitzen konnten. Ganz besonders nicht zum Ende des regulären Sets und erst recht nicht bei der Zugaben-Hymne „Esmeralda’s Story“, welche wieder von lautem Mitsingen begleitet wurde. Mit den altgedienten Stücken „I Need The Energy“ und dem lauten „Across The Border“ machte man dann den Sack endgültig nach über zwei Stunden zu.

Es war ein echtes Fest, diese Eröffnung des „Sommer am Kiez“. Wetter super, Publikum super und erst recht die Band. Mehr konnten sie die Veranstalter wohl nicht wünschen. Höchstens noch, dass es die nächsten Wochen bis zum 18. August so bleibt, in denen u.a. Hans Söllner, Jamaram, Ton Steine Scherben, Kärbholz, Knorkator und die Kassierer den Platz bespielen werden. Einige der Konzerte sind sogar schon ausverkauft. Bei zuletzt genannter Band werden auch wir wieder vorbei schauen. Und ihr solltet mal das ganze Programm studieren. Zum Beispiel hier.

 

Setlist:
Dawning Of The Day
Please
The Black And The Blue
Strange Disease
Take A Walk With Me
Man In The Mirror
Gone Forever
Love Keeps Dragging Me Down
Something In Between
Counting Cars
Refugees For One Day
The Evidence
Ferryman
The Boderline
Sirens
Pieces
Own World
Nohing Else

A Man’s Coming Home
Esmeralda’s Story

I Need The Energy
Across The Border

 

 

Links:
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