Omas-Zwerge Festival: Essener Punkrock-Familientreffen (13. Oktober 18 / Zeche Carl)

Omas Zwerge luden zum Omas-Zwerge-Festival in die Zeche Carl in Essen ein. Oma wer? Nun ja, wir wurden ja eigentlich von König Kobra eingeladen, die ja unsere persönliche Bochum-Total-Entdeckung waren. Den Hauptact des Abends habe ich zugegeberweise noch nie zuvor gehört – allerdings empfinde ich dieses im Nachhinein als Frevel, daher Schande auf mein Haupt.

Omas Zwerge sind zwar Essener Lokalgrößen und das Festival hatte eher den Anstrich eines Essener Punkrock-Familientreffen. Was zunächst klein und unscheinbar klingt, erweist sich jedoch als Großfamilie, denn die Essener Punkrockszene hat die Zeche Carl wenige Tage vor der Veranstaltung mal eben vollgemacht – AUSVERKAUFT! Respekt, damit habe ich nun nicht gerechnet!

Also voller Vorfreude ins Auto gehüpft und… Vollsperrung. Mist! Glücklicherweise hatte der Staugott jedoch kurz vor Beginn der Veranstaltung ein Einsehen mit uns, so dass wir letztlich nur mit fünfminütiger Verspätung eintrafen und letztlich nur den ersten Song von König Kobra verpassten! Diese waren Opener des Omas-Zwerge-Festival – als jüngste Band des Abends irgendwie auch verständlich – aber sie zeigten die Live-Qualitäten, die uns bereits bei Bochum-Total so faszinierten! Voller Spielfreude zeigte Familie Kobra, wie man ein Publikum auch am frühen Abend gut in Bewegung bekommt, denn ihre Songs vom Debütalbum „Zweite Haut“ haben schließlich Ohrwurm-Charakter! Stoppt die Zeit, ja, diesen Wunsch hatte ich schon auf der Autobahn! Wie es sich für ein Familientreffen gehört, gab es auch Freibier von Bühne. Da sich die Kobras gerade auch zur Aufnahme des zweiten Albums im Studio befinden, gab es auch die erste Single des neuen Albums „Pizza Pätroni“ inklusive Gastauftritt von OZ-Sänger Cozza zu hören!

„Heut wird ein schöner Tag“ – stimmt! Ein toller Song und super Auftritt und ein toller Start in den Festival-Abend und irgendwie auch schon ein sehr volles Haus und viel tanzwütigem Publikum. Toll! Sänger Roicke zeigte sich im Nachgang im Gespräch mit uns schwer begeistert: „Eine solche Publikumsresonanz hatten wir noch nie! Das war noch größer als Bochum-Total!“ Sänger Billy Kobra hatte sogar Unterstützung auf der Bühne durch seinen kleinen Sohn – auch dieser hat offenbar das Talent geerbt, das Publikum direkt für sich zu gewinnen, indem der vielleicht einjährige Junge ein lautes „Hallo“ zur Begeisterung des Publikums selbigem zuruft. Witzig! König Kobra hat erneut voll überzeugt und Spaß gemacht – nun geht es für die Jungs wieder Vollgas ins Studio zurück. Wir sind gespannt!

Der nächste Programmpunkt war natürlich auch aus Essen: Arme Ritter – die spielen melodischen Punkrock und sorgen ebenso für beste Unterhaltung – auch ohne eigenes Bandbanner. Auch sie brachten ihre größten Hits mit, die der Essener Punkrockszene bestens bekannt sind – Hallo Werner! Witzigerweise haben sich die Armen Ritter schon längst von der Bühne verabschiedet und spielen aber immer wieder zu besonderen Anlässen, um sich dann erneut von ihrem Publikum zu verabschieden! Das Omas-Zwerge-Festival war dann mal wieder ein solcher Anlass – völlig zurecht – ein tolles Konzert und ein erneuter Abschied. Bis zum nächsten Abschied würde ich dann mal sagen!

Dann folgte der Höhepunkt des Abends – die Gastgeber betraten bestgelaunt und mit einer großen Portion Spielfreude bestückt die Bühne! Omas Zwerge, kurz OZ, spielen wunderbaren Punkrock, schön schnörkellos geradeaus. Die Stimmung war herausragend, da im Publikum sehr viele tanzende und singende Leute auszumachen waren. Natürlich spielten OZ alle ihre Hits von “Steoreopunk” über “Chantal” und “Fick Dich”. Lustig hier war die Überleitung von der Münchener-Freiheit-Coverversion „Ohne dich“, die Sänger Cozza – übrigens in schönem gegen-Nazis-Shirt – gekonnt ins Publikum brachte: „So, Schluss mit dem Liebesgeseier, das ist hier immer noch ein Punkrock-Konzert!“ So war es, wobei das Cover auch großartig war. Umso betrunkener das Publikum wurde, umso mehr kann man diese zu Spielchen animieren, was besonders lustig beim Cover von Udo Jürgens’ „Ich war noch niemals in New York“ – hier reichte es für Sänger Cozza, anfangs zum Takt „la la la“ zu singen, damit das Publikum die Melodie dann selbstständig zu Ende führt und zwar minutenlang!

 

Es war ein großartiger Abend in Essen mit drei wirklich tollen Bands, die man einfach gesehen haben muss. Natürlich fehlte es auch nicht an der politischen Aussage: die kein-Bock-auf-Nazis-Fahne war bei allen Bands auf der Bühne zu finden! Sänger Cozza von den Gastgebern Omas Zwerge sagte uns, dass es ein toller Abend mit toller Stimmung und vor allem mit vielen guten Freunden gewesen ist – recht hat er! Irgendwie wie ein Familientreffen, bei dem jedoch der blöde Teil der Verwandtschaft wegbleibt! Omas Zwerge kündigten eine Wiederholung an – wir kommen gerne wieder und wahrscheinlich der gesamte Rest auch!