The Ocean – Phanerozoic I: Palaeozoic (Metal Blade/Pelagic Records, 02.11.2018)

Ich gebe zu, mit Robin Staps‘ The Ocean (bzw. The Ocean Collective) hatte ich bisher wenig, eigentlich gar keine Berührungspunkte. Klar, bekannt ist einem das Bandprojekt aus dem Postmetal-Umfeld. Aber bewusst gehört, hm? Eigentlich nicht. Aber bekanntlich ist es ja nie zu spät und die Gunst der Stunde wurde genutzt, als das neue Album „Phanerozoic I: Palaeozoic“ angeboten wurde. Das Ganze soll (wie der Titel bereits andeutet) mal ein Doppelalbum werden. Der zweite Teil wird allerdings nicht vor 2020 das Licht der Welt erblicken.

Musikalisch klingt das Ganze wirklich so, wie ich es mir vorgestellt habe. Moderner, mitreißender Postmetal mit progressivem Ansatz und im bildreichen Ton. Die verschiedenen Elemente fließen gehaltvoll ineinander und nehmen den Hörer mit auf eine prähistorische Reise. Man kann sich jedenfalls fallen lassen in die philosophisch wirkenden Texte. Ein Kollege warf mal den Begriff „Thinkin Man’s Metal“ in den Raum und das trifft es wohl ganz gut. Musik für den Geist, aber eben nicht so verkopft, dass es ermüdet.

Der Beginn nach dem knapp zweiminütigen Intro ist gleich mal ziemlich ruppig. Flächiger Heavysound mit kernigem Gesang, eingeworfene klare Harmonien und überraschend straight. Mittendrin wird im ruhigen Pianopart das Intro noch einmal aufgegriffen, bevor man mit dem großen Abschluss umgeblasen wird. Ziemlich gut. Das mit knapp fünf Minuten schon fast kurze „Ordovicium The Glaciation of Gondwan“ gibt sich sehr geradlinig und kompakt und gefällt mit seiner überraschenden Eingängigkeit. Man hat sogar einen regelrecht melodischen Refrain mit an Bord.

Der erste richtig große Brocken folgt mit „Silurian Age of Sea Scorpions“. Entschleunigt und nicht so schwer, bleibt es vorerst aber doch intensiv und düster im Ton. Erstmal brechen sich Celloklänge Bahn, welche später im großen Bombast-Part Gesellschaft von Bläsern bekommen. Der klare Gesang passt zum angenehmen Klangbild. Das hat was. Mit „Devonian Nascent“ taucht man noch tiefer in Postrock-Gefilde ab. Man wird fast eingelullt davon, würde nicht in der Mitte ein giftiger Vulkanausbruch folgen und das elfminütige Spektakel hart und treibend zu Ende führen.

Das folgende, dreiminütige Instrumental ist nur eine Art Übergang zum Abschluss-Epos „Permian The Great Dying“, welches hart stampfend um die Ecke kommt. Auch hier zeigt man, dass sich Songwriting jenseits des üblichen Schemas und Eingängigkeit nicht ganz ausschließen müssen. Zwar klingt dieses Stück mit seinem beständigen Auf und Ab nicht ganz so einnehmend wie der Rest – aber doch ein würdiger Abschluss eines guten Albums.

Mal schauen, wie The Ocean diese Geschichte weiterführen. Ich bin neugierig geworden!

 

Trackliste:
1. The Cambrian Explosion
2. Cambrian II Eternal Recurrence
3. Ordovicium The Glaciation of Gondwana
4. Silurian Age of Sea Scorpions
5. Devonian Nascent
6. The Carboniferous Rainforest Collapse
7. Permian The Great Dying

 

4.2