Mule Jenny – All These Songs Of Love And Death (Figures Libres/Grabuge/Araki Records, 10.12.2021)

Hinter dem Projekt Mule Jenny steckt niemand Geringeres als Etienne Gaillochet, Sänger und Schlagzeuger der großartigen Jazz-/Mathrock-Band We Insist! sowie Kopf des Freakduos Zarboth. Hiermit macht er eine weite Nebenbaustelle auf.

Bei seinen anderen Projekten liegen gebliebene Ideen sollten hier aufgearbeitet werden. Sachen, die nicht unbedingt zu jenen passten. Ein bisschen Experimentieren im Studio mit einer Maßgabe: kein MIDI, alles selbst einspielen. Und so versuchte sich Gaillochet auch an Bass und Gitarre. Und das durchaus mit interessanten Ergebnissen.

Musikalisch ist Mule Jenny aber gar nicht so weit von den üblichen Baustellen des Franzosen weg, nur klingt alles ein bisschen gedämpfter und geschmeidiger – und bleibt trotzdem (angenehm) anstrengend. Nicht selten klingen die Stücke des Projekts wie eine moderne Version der Prog-Weirdos Gentle Giant mit komplexen, in sich verschlungenen, aber mit viel Groove angetriebenen Rhythmen und überraschenden (Gesangs-)Harmonien – komplexe Musikalität, verpackt in überraschende Songstrukturen. Hier bedarf es als Musiker schon großes Talent, um dabei den roten Faden beizubehalten, denn als Hörer gibt es anfangs wenig, woran man sich krallen kann. Trotz allem fasziniert es und man möchte gleich wieder reinhören.

Belohnt wird man dann von Songs wie dem noch relativ rockigen „Cross The Line“, dem Jazz-proggy „We Won’t Make A Sound“ oder dem ausgeglichenen „Joy And Deception“. Mit dem Titeltrack endet auf betörende Art und Weise ein spannendes Album, das trotz seiner Exaltiertheit durchaus auch entspannend klingen kann.

 

Trackliste:
1. In The Classroom
2. Cross The Line
3. Sign Your Name On The Dotted Line
4. Every Other Rendition
5. We Won’t Make A Sound
6. The Petrels Are Gone
7. Joy And Deception
8. Give Change A Chance
9. All These Songs Of Love And Death

 

Mule Jenny auf Bandcamp

 

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