Mogwai – Kin OST (Rock Action Records, 31.08.2018)

Mogwai haben es schon wieder getan. Schon zum vierten Mal (Kollaborationen mit anderen Künstlern ausgenommen) liefern die Glasgower Postrock-Pioniere einen Soundtrack. Nach Beiträgen zu den Dokumentationen „Zidane – A 21st Century Portrait“ 2006 und „Atomic“ 2016 sowie der französischen Mysterie-Serie „Les Revenants“ 2013, folgt nun mit „Kin“ erstmals ein waschechter Filmsoundtrack.

Und dabei veröffentlichten die Schotten erst vergangenes Jahr mit „Every Country’s Sun“ ein neues Studioalbum. Wer sich aber die Diskografie von Mogwai anschaut, wird unweigerlich feststellen, dass der Output der Formation in der Tat Seinesgleichen sucht. Kaum ein Jahr verstreicht, ohne neues Material, sei dies in Form eines regulären Albums wie vergangenes Jahr oder in Form eines neuen Soundtracks wie dieses Jahr.

Während die Studioalben der Postrock-Urgesteine häufig ihre ungeheure Klangbandbreite aufzeigen, konzentrieren sich die Soundtracks und Scores mehr auf einen einzigen Sound und eine ganz bestimmte Atmosphäre. Kein Wunder, stehen die Soundtracks schließlich in einem Abhängigkeitsverhältnis zu dem, was das jeweilige visuelle Material verlangt.

„Kin“ ist dabei, wie schon „Atomic“ zuvor, von Synthesizern geprägt und geht in eine stark Ambient-lastige Richtung. Während die klangliche Interpretation des Themas Atomenergie jedoch rauer, bedrohlicher und im Schatten der Tschernobyl Katastrophe in den 1980er-Jahren auch die in diesem Jahrzehnt so typischen Synthie-Sounds nachahmte, schlägt „Kin“ als Science-Fiction-Filmsoundtrack einen anderen Weg ein.

Majestätisch und erhaben wabern die Klangteppiche mit wärmerer Klangfarbe durch den imaginären auditiven Kosmos und werden sporadisch vom Klavier ergänzt und vorangetrieben. Dann gibt es immer wieder die sich aufbäumenden Höhepunkte, in denen Schlagzeug und verzerrte und verfuzzte Gitarren mit Hallfahnen sich hinzugesellen. Das funktioniert besonders bei „Donuts“, „Guns Down“ und „KIN“ sehr gut.

Zum Schluss präsentieren Mogwai mit „We’re Not Done (End Title)“ noch einen der selteneren Tracks mit Gesang, der schon fast poppig wirkt und den Singles „Coolverine“ oder „Party In The Dark“ vom letzten Studioalbum recht nahe kommt.

„Kin“ ist, wie auch die übrigen Filmmusik-Arbeiten der Schotten, etwas für Fans. Die Ausgereiftheit, musikalische Freiheit und Kreativität der Studioalben ist hier nicht zwingend zu finden. Das macht das neue Werk jedoch nicht zu einer schlechten Platte und ist im Wesentlichen dem Umstand, dass es sich um funktionale Musik handelt, die mit den Restriktionen des Materials für das sie geschrieben wurde umzugehen hat, geschuldet. Für Einsteiger empfehlen sich vielleicht nach wie vor zugänglichere Studioalben wie „Mr. Beast“ oder „Every Country’s Sun“, Fans dürften sich aber auch an „Kin“ erfreuen.

01. Eli’s Theme
02. Scrap
03. Flee
04. Funeral Pyre
05. Donuts
06. Miscreants
07. Guns Down
08. KIN
09. We’re Not Done (End Title)

4.3