Matze Rossi – Wofür schlägt dein Herz (End Hits Records, 11.06.2021)

Hallo und herzlich willkommen zu einem garantiert nicht objektiven Review.

Nach einiger Überlegung habe ich dann entschlossen doch selbst etwas zu „Wofür schlägt dein Herz“ zu schreiben. Warum das für mich besonders ist? Weil ich nicht ganz unbeteiligt an dem neuen Album von Matze Rossi war.

Matze und ich kennen uns schon viele Jahre und als Fotograf begleite ich ihn auch schon diverse Jahre. Hier mal eine Tour mitgefahren, da Livefotos und Backstage oder einfach nur Kaffee leertrinken und mit Matze über den Sinn des Lebens sprechen. Wir waren mittlerweile in ganz Deutschland, Schweden, Österreich und in der Schweiz zusammen. Wir haben uns Hotelzimmer und Busse geteilt.

Da war es irgendwie nur logisch auch den Entstehungsprozess von „Wofür schlägt dein Herz“ zu begleiten.

Den einen oder anderen Song auf diesem Album kennt der Fan schon. So z.B. seine Hundehymne „Du weißt immer wie spät es ist“, die schon so oft live gespielt wurde und auch die zweite Single war.

 

 

 

Mir ist schon bei den Rohfassungen der Songs, die ich zum Teil auf der Anfahrt zum Studio von Produzent Sven Peks im Juni 2020 hören durfte, aufgefallen, dass sich bei Matze einiges getan hat. Und zwar nicht nur thematisch,  sondern vor allem vom Sound.

Der typische Matze Rossi – Sound, den alle so kennen und lieben ist der Typ mit der Gitarre. Die gelegentlich auftauchende Mundharmonika ist da schon fast Schnickschnack. Hier haben wir aber etwas Anderes. Wir haben Songs die vom Aufbau und den Instrumenten groß gedacht sind. Nicht groß im Sinne von beliebiger Stadionrock, sondern von einer Arschbombe vom Tellerrand runter. Wir haben hier folkige Einschläge, Bläser, Zweitstimmen und Chöre, großartige Arbeit an Bass und Schlagzeug und alles fett produziert von Sven ohne dabei die Seele zu verlieren. Da hört man großartig raus, dass sich Produzent und Songschreiber schon so unfassbar lange kennen und schätzen.

Dazu kommen Uwe und Martin, die Meister an Schlagzeug, Bass und im Fall von Martin vermutlich an allem was Saiten und Tasten hat, sind. Auch hier ist es die gegenseitige Wertschätzung zueinander, die man aus jedem Ton hört. Kann sein das ich an genau dieser Stelle meine Objektivität verliere, weil ich bei den Aufnahmen dabei war, aber vielleicht ist ja gerade das spannend.

Es sind die Gespräche über die Songs, die da im Hintergrund gelaufen sind, von denen ich als Nicht-Musiker kaum was verstanden habe und die nach der Fertigstellung das Bild für mich abrunden. Es ist der gegenseitige Respekt zueinander und natürlich das große Talent bei allen Beteiligten, was die Arbeit an dieser Platte ausgemacht hat.

 

Übrigens ist auch „Stadtflucht“ ein Song, den man schon von Matze Rossi Konzerten kennt. Witzig dabei ist, dass ich im Gespräch auf der Tour zu „Ich fang Feuer“ mit Matze noch einen großen Berlin-Fan neben mir im Auto sitzen hatte. Da musste ich beim Thema „Stadtflucht“ schon ziemlich schmunzeln. Willkommen im Dorf-Club, Matze!

Sich hier Highlights rauszupicken, ist für mich echt eine schwierige Nummer. Aber ich weiß das auch Matze immer ganz interessiert an „Lieblingssongs“ ist. Ich würde für mich als Highlight auf jeden Fall „Was zur Hölle“, “Herz in einer herzlosen Welt”, “Mein mehr” und „Die Vögel fliegen himmelwärts“ aussuchen.

„Was zur Hölle“ ist so anders in der Bandversion, dass ich ihn stirnrunzelnd 5x hintereinander anhören musste, als ich damals die fertige Version bekam. Und jetzt hat er mich so derbe am Hintern gepackt, dass ich regelmäßig laut singend durch meine Heimatkleinstadt fahre.

 

„Die Zeit meißelt weiter ein Kunstwerk aus dir und du alleine bestimmst, wieviel Glück du dir nimmst“

 

Wenn ich zu dem so frisch und anders wirkenden Sound die Versionen der physischen Platte sehe, kann ich mit gutem Gewissen von einem Gesamtkunstwerk sprechen. Nicht wegen meiner Fotos, sondern wegen der großartigen Arbeit von Grafiker Andre Liegl und dem Rest der Truppe. Man merkt einfach das Herzblut aller Beteiligten und das sich sowohl Matze, wie auch Labelchef Oise Ronsberger ordentlich den Kopf zerbrochen haben über dieses Album.

Was soll ich sagen? Es hat sich gelohnt und ich denke wir haben hier das „Songwriter-Nevermind“ vor uns. Ich denke das dieses Album nicht nur Fans von Matze Rossi begeistert, sondern auch einige neue Hörer ranholt und zeigt, was gereifte Punkrocker so alles können. Ganz viel Punk & Liebe für dieses Album!

 

 

 

  1. Sturm im Wasserglas
  2. Stadtflucht
  3. Du weißt immer wie spät es ist
  4. Schmetterlinge
  5. Mein Verstand
  6. Vogelmann
  7. Herz in einer herzlosen Welt
  8. Mein mehr
  9. Die Vögel fliegen himmelwärts
  10. Was zur Hölle
  11. Das Leben will
  12. Alleine

 

(in der Deluxeversion zusätzlich mit zweiter Vinyl mit allen Songs in Lagerfeuer-Version, sowie 7″ mit Milliarden)

 

 

Fotos: Sven Hoppmann

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"Das Songwriter-Nevermind liegt hier vor uns...."