Lo! – The Gleaners (Pelagic Records, 07.04.2023)

Die Australier Lo! verstehen keinen Spaß. Ihr viertes Album „The Gleaners“ ist eine düstere Symphonie, ja eigentlich ein regelrechter Höllenritt aus roher Gewalt und Wahnsinn. Ein Konzeptalbum, welches anfangs wie der Nährboden für so manchen Verschwörungstheoretiker wirkt, jene dann aber doch auf dem falschen Fuß erwischt und viel weiter gräbt, als der erste Blick suggeriert. Klanglich umgesetzt als wahrer Hassbatzen, der aber doch, gerade in der zweiten Hälfte der rund 41 Minuten, Platz für überraschende Atmosphären lässt.

Lo! fühlen musikalisch wohl im Hardcore-lastigen Sludge Metal, lassen sich stilistisch aber nicht eindeutig zuordnen, was durchaus eine Stärke des Quintetts ist. So finden sich immer wieder auch mal Anknüpfpunkte am Crustcore, progressiven Tönen oder auch Doom, wie zum Beispiel im überlangen Titeltrack, in dessen Richtung bereits das unerwartete Ende von „Rat King“ deutet.

Bis dahin hat man erst einmal ein paar atemlose Lärmattacken hinter sich, welche den ganzen Wahnsinn der Band bereits preisgeben. Umso überraschter ist man dann, wenn die zweite Hälfte des Albums vom verhaltenen, fast balladesken, hintenraus beschwörerischen „Pareidolia“ eingeleitet wird. Allerdings nur eine kurze Verschnaufpause, die ins letzte, dynamisch lärmende Finale überführt, bei der Lo! noch einmal ihre ganze Wucht ausspielen, der man vielleicht nicht immer folgen möchte, die einen aber auch nicht kaltlässt.

„The Gleaners“ ist jedenfalls ein irrer Trip. Nicht gerade schön, nichts für jeden Tag, aber etwas in das man sich mit voller Inbrunst stürzen kann, wenn man richtig Lust darauf hat. Ich brauche jetzt aber erst einmal etwas Liebliches zum Ausgleich…

 

Trackliste:
1. Our Fouling Larder
2. Salting the Earth
3. Deafening Bleats of Apathy
4. Rat King
5. The Gleaners
6. Pareidolia
7. Kleptoparasite
8. Cannibal Culture
9. Mammons Horn

 

3.6