Die Krupps – Vision 2020 Vision (Steamhammer/Oblivion/SPV, 15.11.2019)

Ihr letztes Album „V – Metal Machine Music“ brachte Die Krupps wieder zurück zur Metalszene und damit zu ihrer erfolgreichsten Zeit Mitte der 90er. Ihr neues Werk „Vision 2020 Vision“ führt dies fort und geht doch wieder ein Schritt zurück, dorthin wo man 2013 mit „The Machines Of Joy“ aufhörte.

Das heißt: die fetten, groovenden Gitarrenriffs sind nach wie vor da, der Sound wird wieder etwas elektronischer. Jürgen Engler entstaubte dafür viele alte Analog-Synthesizer, die nach wie vor ziemlich roh klingen und sich gut mit der Metalpower von Gitarrist Marcel Zürcher ergänzen. Der etwas rückgewandte Blick passt gut zum textlichen Inhalt der harten und kantigen Songs voller Wut und Sozialkritik. Schließlich entwickelt sich auch die Menschheit mit erschreckendem Tempo zurück, wie es „Human“ anprangert.

„Vision 2020 Vision“ beschreibt die Welt am Abgrund und da bleibt keine Zeit für Kuschelei. Wie Maschinengewehrfeuer hauen die Krupps die ersten Nummern der Platte raus. Stampfender Sound, plakativ-eingängige Refrains, geradliniges Songwriting. Das erste Drittel mit seinem Tanzboden-Hit „Welcome To The Blackout“ prasselt ziemlich gleichförmig, dadurch aber auch effektiv, hernieder. Erst der sechste Titel sorgt für eine kleines Durchschnaufen: ein Cover der alten Genesis-Ballade „Carpet Crawlers“.

Engler stößt hier hörbar an seine stimmlichen Grenzen, das Lied erfüllt aber seinen Zweck und „Vision 2020 Vision“ wird in der Folge tatsächlich etwas abwechslungsreicher und spannender. Gerade das überraschend bombastische und Winkel schlagende „Fires“ und das maschinelle, deutsch gesungene „Obacht“ lassen aufhorchen. In der Folge gibt man sich abermals dem donnernden, düsteren Dauer-Stakkato hin, welches immer noch mitreißend klingt, aber anno 2019 nicht mehr die Strahlkraft von Nummern wie „Fatherland“ oder „Isolation“ besitzt.

Aber sei’s drum: Die Krupps haben wieder abgeliefert. „Vision 2020 Vision“ weiß mit seinem Elektro-Industrial-Metal-Crossover und trotz kleinen Ausschlägen nach unten (aber auch oben) zu überzeugen!

 

Trackliste:
1. Vision 2020 Vision
2. Welcome to the Blackout
3. Trigger Warning
4. Wolfen (Her Pack)
5. Extinction Time
6. Carpet Crawlers
7. Fires
8. Obacht
9. DestiNation Doomsday
10. Alllies
11. Fuck You
12. Active Shooter Situation
13. Human

 

 

Photo-Credit: Franz Schepers

 

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