Madsen

Das große Redaktions-Interview zum neuen Madsen-Album “Na gut dann nicht”!

Aus der Idee heraus, sich mit mehreren Redakteuren um die Rezension des neuen Madsen-Albums zu kümmern, welches am 09.10. via Arising Empire erscheinen wird, ist nun dieses kleine redaktionsinterne Interview zwischen Alex und Jens (der im vorletzten Jahr bereits ein ausführliches und interessantes Interview mit den Wendländern geführt hatte) entstanden, welches wir euch nicht vorenthalten wollen.

Dann also viel Spaß mit der „Na gut dann nicht“ Handwritten-Interview-Rezi:

Alex:
Hi Jens.
Jens:
Moin Alex.

Alex:
Mal grundsätzlich vorab, welche Erinnerung verbindest du eigentlich mit Madsen?
Jens:
Da fällt mir spontan direkt mein Interview mit den Jungs in Hamburg im Juni 2018 ein. Ich habe damals meinen Sohn (und großen Madsen-Fan) überrascht und bin mit ihm dort hin, ohne dass er es wusste. Am Hostel angekommen ist er dann beinahe kollabiert und hat über die gesamte Dauer des Interviews kein Wort rausbekommen. Johannes, Sascha, Niko und Sebastian waren so mega nett zu uns und wir haben sofort so miteinander geredet, als würden wir uns schon Jahre kennen. Es war dann im Anschluss schwierig, aus dem Gequatsche überhaupt etwas vernünftiges auf Papier zu bringen. Ganz tolle Jungs, komplett normal und ohne Star-Allüren…!
Und du?
Alex:
Ich erinnere mich direkt an die Sommer 2006/2007. Damals bin ich öfters von meiner Heimat in das Ruhrgebiet gependelt und da lief auf der stundenlagen Fahrt Madsen in Dauerschleife. Das hat mir damals die langen Fahrten echt versüßt. Außerdem gibt es da noch zahlreiche tolle Festivalerinnerung mit tollen Konzerten der Jungs.

Jens:
Komm, lass direkt mal schauen was die Jungs da während des Lockdowns auf die Beine gestellt haben! Wie oft haste dir die Scheibe schon gegönnt? Bei mir rotiert das gute Stück schon ordentlich!
Alex:
Da sagst du was! Momentan höre ich die Scheibe rauf und runter und jedes Mal entdecke ich wieder etwas neues, was mich begeistert.

Alex:
Welche drei Worte fallen dir spontan zum Album ein?
Jens:
Geil, geil, geil… reicht, oder?
Oder in halb spontan dann vielleicht „überraschend“, „intensiv“ und „notwendig“!
Alex:
Unfassbar gute Punkrockzeitreise! Das fasst es für mich am besten zusammen.

 

Jens:
Wie überraschend war es für dich, dass Madsen gerade jetzt ein neues Album heraus bringen?
Alex:
Was mich überrascht hat war nicht das “dass”, sondern die Ankündigung eines richtigen Punkalbums. Zuerst dachte ich: “Da kommt jetzt ne Poppunkplatte, wie sie grade so modern sind”. Schon nach den ersten Songs wurde ich aber eines besseren belehrt. Was Madsen hier abgeliefert hat ist eine Huldigung an den Deutschpunk und seine Geschichte. Zeitgleich ist sie so aktuell wie sie nur sein könnte. Bemerkenswert finde ich, dass die Platte, nach ihrer Aussage, aus der Coronalangeweile herraus aus dem Ärmel geschüttelt wurde.
Jens:
Also ich persönlich war schon ein wenig überrascht, als die Jungs dann plötzlich Ende August die erste Single „Na gut dann nicht“ rausgehauen haben – vor allen Dingen weil der Eindruck entstand, dass sie sich dieses Mal ganz konkret den aktuellen Missständen in dieser Welt widmen und kein Blatt vor den Mund nehmen würden. Dann noch eine Woche später „Behalte deine Meinung“ und jetzt „Quarantäne für immer“ – direkter und politischer waren sie bisher noch nie!

Alex:
Madsen und Punk, passt das für dich zusammen?
Jens:
Ja klar, warum denn nicht. Ich meine für mich waren bzw. sind Madsen schon immer Punk – also wenn drei Brüder über so lange Zeit erfolgreich zusammen Musik machen, ohne sich bisher auf oder neben der Bühne die Köppe eingeschlagen zu haben… wenn das mal nicht Punk ist 😉
Nee, Spaß beiseite. Ich finde es richtig geil, dass die Jungs diese Punk-Album raus bringen! Ja klar, die bisherigen Alben hatten auch immer gesellschaftskritische Ansätze und, dass die Madsens von je her ihr Herz am „Linken“ Fleck haben ist auch nicht neu. Aber hier hauen sie 13 lupenreine Punk-Nummern raus… Respekt!
Was meinst du denn? Eher nach dem Motto „das Gegenteil von gut ist gut gemeint“, oder bist du auch so begeistert?
Alex:
Musikalisch war Madsen bisher ja immer eher etwas radio- und massenkompatibel. Aber wie du schon sagst, war schon immer deutlich zu spüren wo die Einflüsse für die eigene Musik herkommen.
Na gut dann nicht” ist nicht nur eine Punkscheibe von Madsen, sondern eine Huldigung des Punkrocks und grade des Deutschpunks. Offensichtlich erkennt man das zum Beispiel bei “Herzstillstand” und der direkten Referenz an die Goldenen Zitronen. Darüber hinaus wirkt jeder Song wie ein Ausflug in verschiende Punkrockepochen. Gefühlt ist ist da eine gehörige Portion Slime, Montreal, Toxoplasma oder Artgerecht eingeflossen. Na gut dann nicht” liefert den Sound des Punks der letzten 40 Jahre, garniert mit topaktuellen Texten.

Alex:
Der stärkste Song auf der Platte, den man sich unbedingt anhören sollte?
Jens:
Da gibt es definitiv mehrere. Ich meine alleine die ersten drei oben genannten Single-Auskopplungen sind es absolut wert gehört zu werden – musikalisch gewohnt klar und strukturiert, der Gesang bzw. der Inhalt macht hier die Musik.
Welche Nummer sollte man deiner Meinung nach keineswegs auslassen?
Alex:
“Supergau”, der songt fetzt einfach. Dazu “Behalte deine Meinung”. Im direkten Vergleich zeigen die beiden Lieder wie unglaublich gut und vielseitig die Platte geworden ist.

Alex:
Welche Nummer ist denn deiner Meinung nach der beste „Pogo-Song“ für dich?
Jens:
Auf Anhieb total durchgedreht bin ich bei „Herzstillstand“! Eine absolut abgefahrene Nummer, die mich an die guten Alten Zeiten von …but Alive, Boxhamsters oder auch Slime erinnern. Würden es meine brüchigen alten Knochen noch zulassen, bei der Nummer würde ich garantiert den einen oder anderen Sprung vom Bühnenrand riskieren!
Alex:
Da bin ich ganz bei dir. “Herzstillstand” ist ein echter Festivalkracher und ich freue mich schon darauf in der Postcoronazeit dazu komplett zu eskalieren. Meine Knochen machend das glücklicherweise noch mit ;-).

Alex:
Welcher wäre denn der tanzbarste Song für dich?
Jens:
Ups, schwere Frage… definiere „tanzbar“! Also, normalerweise wippe ich bei den gängigen Madsen-Songs immer mal mit dem rechten Bein – wenn das unter „tanzbar“ gemeint ist, dann wäre es wahrscheinlich “Wir nennen dich Mücke“.
Wobei, auf „Na gut dann nicht“ ist einfach nur Pogo angesagt – tanzen kannste beim Tanzkaffee am Wochenende! Wer da nicht den Circle-Pit zerlegt, der hat den Punk nicht verstanden 😉
Oder?
Alex: Wer sich gerne aus dem Pogo-Kreis und dem Cirle-Pit raushält wird sich spätestens bei “Behalte deine Meinung” nicht mehr aus der Menge raushalten können. Den Weg zum Bierstand wird er dann auch erst nach “Trash TV” antreten können.

Jens:
Mal ne andere Frage, wenn du einen Song von der Platte schmeißen müsstest, welche wäre das?
Alex:
Puh, das ist schwer. Jeder der Songs ist für sich klasse und die Platte ist ein regelrechtes Hitwunderwerk. Aber wenn ich müsste, dann würde die Wahl wohl entweder auf “Auf deinem Balkon” oder “Wir nennen dich Mücke” nehmen. Die beiden Lieder fallen irgendwie aus dem Raster. Vielleicht gehören sie aber grade deswegen auf das Album? Gut, dass ich diese Entscheidung nicht in Wirklichkeit treffen muss!
Jens:
Also, auch wenn es jetzt Jammern auf hohem Niveau ist, welche Nummer mir nicht so gut gefällt, ist „Auf deinem Balkon“ irgendwie zu seicht, vor allen Dingen wenn direkt darauf der „Supergau“ folgt, bei welchem einen lautstark und krachend die geschundene Erde um die Ohren fliegt.

Alex:
Und die wichtigste Massage liefert welcher Song für dich?
Jens:
Für das gesamte Album gesprochen so etwas wie Arsch hoch kriegen, Krone richten… und dann endlich damit loslegen die Welt zu verbessern bzw. zu versuchen das Chaos wieder ein wenig in geordnete Bahnen zu leiten. Jeder Song spricht da eigentlich für sich und handelt verschiedene Themen ab – von Umweltschutz und Klimawandel, Verschwörungsmüll, Egoismus, Rassismus bis hin zu der Erkenntnis, dass man sich mit Geld kein Glück kaufen kann. Es ist halt bereits 5 nach 12, was willste da noch groß drumherum reden, oder?!

Alex:
Ganz genau! Madsen liefern mit jedem Song ein Statement das für sich gesehen unabdingbar ist. Die wichtigste Message ist die Platte selbst.

Jens:
Abschließende Frage, auf welchem Rang „Na gut dann nicht“ in deiner persönlichen Madsen-Alben-Liste?
Alex:
Puh, wieder so eine schwierige Frage. Das ist ein Vergleich den man gar nicht ziehen sollte. Der Ausflug in die Punkgeschichte ist ebenso gut gelungen, wie die vergangen Madsen Platten. Ich hoffe auf jeden Fall sehr stark, dass wir Madsen zukünftig noch öfters so punkig erleben dürfen. Durch “Na gut dann nicht” habe ich mich ganz neu musikalisch in die Band verliebt.
Jens:
Für mich ist „Na gut dann nicht“ genau das richtige Album zur richtigen Zeit und daher auch sehr weit oben auf meiner persönlichen Madsen-Album-Liste. Ich denke alleine weg dieser Punk-Geschichte und der Texte würde ich die Scheibe glaube ich sogar an die erste Stelle platzieren. Endlich sind Madsen da angekommen, wo ich sie schon immer gerne gehabt hätte 😉

Jens:
Fällt dir noch irgendwas ein?
Alex:
Diese Scheibe ist ein Must-Have für jeden Punkrockfan. Schon lange hat mich keine Platte mehr so im Ganzen geflasht.
Jens:
Gönnt euch die Scheibe, es wird euer Schaden nicht sein – das sagt sogar Benjamin von Stuckrad-Barre am Ende… und der ist ja schließlich durchgeknallt genug um das beurteilen zu können 😉
Ich sag nur eins… „für immer Punk möchte ich sein, für immer Punk“ – in diesem Sinne, Prost!

 

Titel:
01. Na gut dann nicht
02. Herzstillstand
03. Quarantäne Für Immer
04. Auf deinem Balkon
05. Supergau
06. Protest ist cool, aber anstrengend
07. Scheiße zu Gold
08. A.W.M.
09. Behalte deine Meinung
10. Trash TV
11. Wenn du am Boden liegst
12. Wir nennen dich Mücke
13. Na gut (Benjamin von Stuckrad-Barre)

 

MADSEN – Tour 2021
30.08.21 AT – Graz, Kasematten Open Air
31.08.21 AT – Wien, Arena Open Air
10.09.21 Hannover, Swiss Life Hall
11.09.21 Bremen, Pier2
17.09.21 Wiesbaden, Schlachthof
18.09.21 Leipzig, Haus Auensee
24.09.21 München, Tonhalle
25.09.21 Dortmund, Warsteiner Musichall
01.10.21 Berlin, Columbiahalle
02.10.21 Würzburg, Posthalle
08.10.21 Köln, Palladium

Titelfoto: Dennis Dirksen

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