Foto: © Muriels.ink

vandermeer – Grand Bruit (Barhill Records/Cargo Records, 09.12.2022)

Kurz vor dem Jahreswechsel hatten uns die Trierer Alternative-Rocker von vandermeer ihr neues Album “Grand Bruit” vorgestellt und hiermit ihr drittes Album seit der Bandgründung 2011 in die Plattenläden geschmissen.

Schon die erste Single-Auskopplung hatte es damals in sich und kam eher als Weltuntergangs-, als als lebensbejahende Mutnummer rüber – aber was will man in der aktuellen Lage denn auch zu optimistisch sein, oder?!

Die Pandemie hatte die Truppe um Sängerin Harmke van der Meer damals fest in ihrem Bann, konnte man doch keine Konzerte spielen und sich somit voll und ganz auf das neue Album konzentrieren. Dann kam im letzten Februar noch der unerträgliche Angriffskrieg mitten in Europa dazu und schon gab es genügend Material um aus der Haut zu fahren. Nimmt man dann noch Themen wie den Klimawandel oder die immer weiter um sich greifende soziale Kälte dazu, dann kann man ja eigentlich nur noch durchdrehen und den Kopf ganz tief in den Sand stecken.

Wütend geht es mit “Mayday II” los – wobei, anfangs recht sanft und leicht ballert mich das Finale des Songs förmlich an die Wand. Kaum wieder aufgestanden zeigt mir “Piu Piu“, dass es hier munter so weiter geht und der vielbenannte Indie-Rock dank seiner Ruppigkeit hier eine besondere Qualität mit sich bringt – bei der Nummer sind Abstecher in den Post-Punk auf jeden Fall zu finden. Sehr geil übrigens, schaut hier…

Wütend geht es direkt mit “All Sleek All Glass” weiter und spätestens nach bereits genanntem “In All This Where Was I” brauche ich erst einmal eine kleine Pause – “The Other Button” und “Nevermind The Black Box You Die A” lassen mich zumindest punktuell verschnaufen… na auf jeden Fall holt mich der melodiöse Gesang auf den Teppich zurück. Apropos Gesang, der ist über das komplette Album sehr schön eingesetzt und der eine oder andere Ohrwurm setzt sich bei mir fest. Einzig die Qualität der Aufnahme lässt mich ein wenig ratlos zurück, habe ich doch das Gefühl das alles ein wenig dumpf und belegt rüber kommt. Aber das mag auch an den ausgefallenen Hochtönern in meinen geschundenen Gehörgängen, oder an meinen schlechten Kopfhörern liegen.

Also zur Hälfte der Darbietungen von “Grand Bruit” bin ich schon bedient… aber das ganz im positiven Sinne! Hier passt alles, die brachialen Sounds paaren sich perfekt mit den teils sanft, aber bisweilen auch ruppig gesungenen Parts und somit heben sich vandermeer jetzt schon von vielen Genre-Bands ab.

Kommt wer mit in die “Napoli Centrale“? – eine Nummer, die übrigens schön athmosphärisch und breit um die Ecke kommt und auch einen guten Platz im Radio (zum Beispiel bei Ingo Donots Sendung bei www.radiobob.de) finden könnte!

Über den “Cheap Trick” gehts dann für mich weiter zu “Left & Leaving” und damit zum Cover des The Weakerthans Songs, welchen Harmke auf ihre ganz eigene schöne Art und Weise intoniert – Respekt hierfür!

Und ebenfalls Respekt für das darauf folgende “Traces“, welches man auch gut in den frühen 80er Jahren hätte suchen und finden können. Aber was ist das denn bitte, der Beginn von “Wasted Sorrows” erinnert mich von der Melodie her eindeutig an “Krawall und RemmiDemmi” von Deichkind – ah okay, da kommt noch was… langsam setzt Beruhigung bei mir ein, obwohl der Song nicht zu meinen Lieblingen auf dem Album zählt.

Mit dem sanftmütigen “Oh So Bold We Stare” werde ich dann am Ende aber doch wieder besänftigt und möchte gleichzeitig eine Lanze brechen – für guten Indie-Rock aus heimischen Landen und der Hoffnung, dass mehr junge Menschen experimentierfreudiger werden und den Weg auf die Bühnen der Republik suchen. Jetzt ist ja wieder so einiges möglich, auch wenn die Branche nach den letzten beiden Jahren immer noch massiv zu kämpfen hat.

Zu haben ist das gute Stück übrigens als 2LP, CD und digital über Barhill Records bzw. Cargo Records.

 

Titel:
1. Mayday II
2. Piu Piu
3. All Sleek All Glass
4. In All This Where Was I
5. The Other Button
6. Nevermind The Black Box You Die A
7. Napoli Centrale
8. Cheap Trick
9. Left & Leaving
10. Traces
11. Wasted Sorrows
12. Oh So Bold We Stare

Foto: © Muriels.ink

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4.5