2009 sah ich im Vorprogramm von Social Distortion ein Quartett, welches mich mit seiner positiven Ausstrahlung und erzählerischen Power á la Bruce Springsteen wahnsinnig mitgerissen hatte. Sein Name: The Gaslight Anthem. Mit ihren Alben konnte sie mich im Anschluss nicht viel weniger begeistern. Als Sven und Jens dann später mit der Etablierung eines eigenen Webzines liebäugelten und dessen Name mit dem vierten Album der Band aus New Jersey kokettierte, fand ich das gleich klasse. Ja, man kann also guten Gewissens behaupten, dass The Gaslight Anthem wichtig für diese Webseite und ihre Köpfe sind oder waren!
Es war jetzt auch viele Jahre still um The Gaslight Anthem. Ihr letztes 2014 erschienenes Album „Get Hurt“ gefiel nicht mehr uneingeschränkt und Sänger Brian Fallon war fortan als Solokünstler aktiv und machte mit so manch seltsamer Aussage von sich reden. Aber alles Geschichten von gestern, freuen wir uns doch lieber darüber, dass die vier Herren wieder gemeinsam als Band aktiv sind und auch neue Musik unter dem alten Banner veröffentlichen.
Aber ist die Vorfreude auch gerechtfertigt? Im Großen und Ganzen wohl schon. Denn The Gaslight Anthem klingen auch 2023 noch nach The Gaslight Anthem. Natürlich älter und reifer, ganz wie die vier Köpfe dahinter. Hier sind hörbar keine vor Energie strotzende Jungspunde am Werk, sondern vier gereifte Menschen, die nicht bloß Geschichten von früher erzählen möchten, sondern davon wie es ist im Hier und Heute zu leben.
Und selbst wenn die Energie dann doch mal etwas deutlich aus ihnen hervortritt, wie beim knarzend beginnenden „I Live In The Room Above“ oder beim an frühe Taten erinnernden, lebendig nach vorne gehenden „Little Fires“, ist da immer noch eine angenehme Art von Gesetztheit, der man doch ganz gerne zuhören mag. Gerne gegossen in hymnisch anklingende Nummern wie dem Titeltrack (geschrieben und begleitet mit dem Boss Bruce Springsteen) oder dem balladesken „The Weatherman“.
Brian Fallon schafft es nach wie vor seine gelebte Poesie in etwas melancholische, aber dann doch wieder aufbauende Songs zu verpacken. Dabei singt er mittlerweile wesentlich rauer und gedämpfter als früher, an was man sich erst einmal gewöhnen muss. Dadurch wirkt so manches aber auch erst einmal recht unscheinbar. So ist „History Books“ ein Album das nicht gleich mit der Tür ins Haus fällt, sondern lieber den Hintereingang wählt. Daran muss man sich erst ein wenig gewöhnen.
Hat man das, weiß die mit zehn Songs bestückte Platte durchaus zu gefallen. Und wenn man sich musikalisch wirklich treu bleibt, sind es doch eine neue Version von The Gaslight Anthem, die man erst einmal lieben muss. Deshalb vorerst doch eine etwas zurückhaltendere Wertung, bevor es wirklich klickt macht.
Trackliste:
1. Spider Bites
2. History Books
3. Autumn
4. Positive Charge
5. Michigan, 1975
6. Little Fires
7. The Weatherman
8. Empires
9. I Live In The Room Above
10. A Lifetime OF Preludes
Photo-Credit: Kelsey Hunter Ayres