Stallion – Slaves Of Time (High Roller Records, 28.02.2020)

Ich gebe zu, mit Stallion anfangs gefremdelt zu haben. Das übertriebene 80er-Styling und der entsprechende Sound mit überdrehtem Gesang hatten schon fast parodistische Züge. Wenn man aber genauer hinhört, steckt schon ganz viel Leidenschaft und eine angenehm unprätentiöse Herangehensweise dahinter. Wenige dieser klanglich „truen“ Bands mixen mit so viel Eifer schmissigen Speedmetal mit Hardrock und allem dazwischen. Und nebenbei leistet man sich auch den Luxus eine klare Meinung und politische Haltung zu haben, welche gut zu unserer passt, was man im traditionellen Metal sonst wenig oder eigentlich gar nicht antrifft.

Kurzum, Stallion ist eine durch und durch sympathische Band! Vor allem live bohrt man dicke Bretter und ist mittlerweile ein ziemlich mitreißender Liveact. Jetzt ist es allerdings an der Zeit, mal ein paar neue Schwerter zu Schmieden. Zehn Stück sind es geworden, die man unter dem Albumtitel „Slaves Of Time“ zusammengefasst hat.

Musikalisch vertraut man auch dieses Mal auf die gewohnte Mischung aus ausgelassener Aggression und groovigem Swing. Der erste Titel „Waking The Demons“ ist nach einem knapp einminütigen Gitarrenintro gleich ein ordentlicher Weckruf. Ein speediger Smasher – eingängig mit dem gewohnt sägenden Gesang Paulys versehen. An seiner Stimme werden sich – wie gewohnt – mal wieder die Geister scheiden. Trotzdem gehört das zum Stallion-Feeling dazu. „Brain Dead“ und „Kill The Beast“ schlagen ein eine ähnliche Kerbe und verleiten mit Gang-Shouts zum deftigen Mitgrölen.

„No Mercy“ schraubt das Level mit thrashiger Härte noch etwas nach oben. „Merchants Of Fear“ verfährt ähnlich, tritt das Gaspedal aber nicht ganz durch und erinnert damit etwas an alte Helstar-Taten. Aber Stallion wären nicht Stallion, würden sie es nicht auch mal etwas lässiger angehen lassen. Am meisten bei der Partynummer „All In“ und dem hardrockigen „Time To Reload“, welches auch gut und gerne von den Schweden Bullet stammen könnte. An sich aber auch nicht eine wirklich überraschende Facette.

Ganz anders aber „Die With Me“: Man hat es nämlich tatsächlich gewagt eine siebenminütige Powerballade einzuspielen. Die Kreissägen-Vocals und die Gesangsmelodie müssen zwar zunächst erst zueinander finden. Aber am Ende zeigt der Daumen doch noch oben. Überraschung gelungen. Der Rest der Platte steckt das Stallion-Territorium wieder wie gewohnt ab.

„Slaves Of Time“ ist abermals eine liebevolle Oldschool-Veranstaltung geworden, mit der Stallion ihre Stellung im deutschen Metal-Underground ohne weiteres behaupten dürften!

 

Trackliste:
1. Waking The Demons 4:35
2. No Mercy 4:49
3. Time To Reload 3:39
4. All In 4:54
5. Brain Dead 4:59
6. Die With Me 7:06
7. Merchants Of Fear 3:12
8. Dynamiter 2:39
9. Kill The Beast 3:37
10. Meltdown

 

 

Photo-Credit: Jasmin Roggenkamp

 

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