Skyclad – Prince Of The Poverty Line [2017 Remasterd] (Noise/BMG, 27.10.2017)

Nach Running Wild im August heben Noise Records nun einen weiteren Schatz aus ihren Archiven. Und zwar einen ganz besonderen: Skyclad. Die britische Band kann man mit gutem Gewissen zu den Pionieren in Sachen Folk-Metal zählen, machten sie doch die Kombination aus satten Metal- und bodenständigen Folkklängen in der Szene salonfähig. Zwar sah die Band zeitweise so aus, doch Skyclad gehören nicht zu der Gruppen von übertrieben gut gelaunten Sauf- und Raufbands. Nein, sie waren stets ernsthaft und ihre Songs lebten von den geistreichen, vor Wortspielen nur so strotzenden, kritischen Texten Martin Walkyiers. Der Mann gehört nach wie vor zu den besten Schreibern des Genres.

Die ersten fünf Alben der Band – „The Wayward Sons Of Mother Earth“ (1991), „A Burnt Offering For The Bone Idol“ (1992), „Jonah’s Ark” (1993), „Prince Of The Poverty Line” (1994) und „The Silent Whales Of Lunar Sea“ (1995) – erblicken nun wieder Tageslicht. Als CDs und natürlich auch auf Vinyl. Die CDs kommen als Digipacks daher. Echte Bonustracks gibt es nicht wirklich. Bei „Johan’s Ark“ liegt allerdings die früher separat veröffentlichte EP „Tracks From The Wilderness“ bei und zu „Prince Of The Poverty Line“ hat man die drei Tracks der damaligen „Limited Edition“ gepackt. Der Sound wurde dezent remastert (ehrlich gesagt hört man keinen wirklichen Unterschied) und im Booklet sind interessante Liner-Notes und Interview-Ausschnitte abgedruckt. Leider nicht die lesenswerten Liedtexte. Diese gibt es nur in der Vinyl-Version. Dort dafür nicht die Interviews.

So, jetzt war es aber soweit, Skyclad veröffentlichten ihren ersten richtigen Klassiker! Dass Geigerin Fritha Jenkins gegen Cath Howell ersetzt wurde, nahm man beiläufig zur Kenntnis. Viel mehr ergötzte man sich an den vielen tollen Songs, die „Prince Of The Poverty Line“ bietet und die klangtechnisch auch noch außergewöhnlich gut und kraftvoll eingespielt klingen. Qualitativ legt man hier ein gutes Stück zu.

Vom stampfend antreibenden „Civil War Dance“ bis zum eingängigen, fast etwas melancholischen „The Truth Famine“ gab es nur starke Songs zu hören. Textlich war Martin Walkyier in Hochform und stimmlich konnte man ihn mittlerweile auch als richtigen Sänger bezeichnen. Die Folk-Metal-Kombination floss der Band ganz natürlich und locker aus dem Ärmel und hier klang nichts gekünstelt oder übers Knie gebrochen. Die Nummern haben jede Menge Power und sind verdammt eingängig. Die neue Geradlinigkeit geht aber glücklicherweise nicht auf Kosten des Anspruchs. Für billige Schunkelmucke stehen Skyclad nicht.

Wirklich mitreißend sind das von einem unterstützenden Keyboard angetriebene „Cardboard City“, das knackige „Sins Of Emission“, das groovige „Land Of The Rising Slum“ oder auch das mit einem Stampf-Refrain versehene „A Bellyful Of Emptiness“. Etwas aus der Reihe schlagen das lange und regelrecht episch „Womb Of The Worm“, das düstere „Gammadion Seed“ oder auch das etwas gemächlichere „The One Piece Puzzle“. Aber etwas Abwechslung muss eben sein, dass es nicht eintönig wird.

„Prince Of The Poverty Line“ ist ein Muss für jeden, der auch nur am Rande an Folk-Metal interessiert ist. Ein zeitloses, tolles Album.

Hier hat man drei Bonustracks dazu gepackt, die der Originalversion als limitierte Bonus-CD beilagen. „Brother Beneath The Skin“ ist eine eingängige, nette Nummer, die auf dem Hauptalbum nicht aufgefallen wäre und „The Widdershins Jig“ sowie „Cradle Will Fall“ gibt es als Liveversionen zu hören. Klingen etwas dumpf. Aber Livefeeling kommt zumindest rüber.

 

Trackliste:
1. Civil War Dance
2. Cardboard City
3. Sins of Emission
4. Land of the Rising Slum
5. The One Piece Puzzle
6. A Bellyful of Emptiness
7. A Dog in the Manger
8. Gammadion Seed
9. Womb of the Worm
10. The Truth Famine
11. Brother Beneath the Skin – Bonus Track
12. The Widdershins Jig (live) – Bonus Track
13. Cradle Will Fall (live) – Bonus Track