Red Ape Effect “Es war auch echt schwierig von 0 wieder anzufangen” – Interview

Sven: Viel ist passiert. Was habt ihr die ganze Zeit gemacht? Wer ist der Neue? Habt ihr nur Taschenbillard gespielt oder auch Mucke gemacht?

Jan: Taschenbillard. Das auf jeden Fall auch. Also ich persönlich war lange im Ausland. Ein paar Monate in Amerika und ein halbes Jahr in Südafrika. Und das hier ist unser Neuer. Henning.

Henning: Hallo!

Jan: Ersetzt Henning. Also unseren vorherigen Schlagzeuger. Das ist auch ein bisschen Faulheit bei uns. Also Basti und mir. Die Band ist immer noch ein Hobby. Da macht man das halt so, wie die Zeit halt passt. Da kommt halt ab und zu mal was dazwischen im Leben.

Basti: So ein paar Jahre kommen manchmal dazwischen.

Sven: Ich hab das mal versucht durch eine Facebookseite nachzuvollziehen. Erst war da eine ganze Menge los, dann zwei Jahre nichts, dann wieder ein Lebenszeichen und dann wieder zwei Jahre nichts.

Jan: Also so wie es gelaufen ist, war es auf jeden Fall nicht geplant.

Basti: Die Platte war auch schon lange fertig. Da waren wir noch zu viert. Also mit Henning und Basti, also noch einem Basti. Dann kamen aber persönliche Dinge dazwischen.

Sven: Und seit wann seid ihr in dieser Kombination am Weitermachen?

Jan: Mit einer Pause dazwischen seit zwei Jahren dann auch schon wieder. Dann kamen aber meine Auslandsaufenthalte. Jetzt ist es aber wieder wie in den Anfangszeiten vom Enthusiasmus her.

Henning: Jo. Kriegen wir ziemlich gut hin alles momentan.

Basti: Es war auch echt schwierig von 0 wieder anzufangen. Ich hab das gemerkt, als ich Konzerte buchen sollte. Die sehen halt, ok, die haben mal was gemacht, aber im Grunde gar nichts vorzuweisen. Das ist echt schwierig. Man muss erstmal wieder den Anfang finden und Veranstalter finden, die den Anfang machen. Wir haben aber jetzt auch unser erstes Konzert wieder gespielt. Übrigens war das Hennings erstes Konzert ever.

Sven: Echt?

Basti: Ja. Wir haben ihn entjungfert.

Henning: Ja, also zu Schulzeiten auf dem Flohmarkt in Bederkesa auch schon mal.

Sven: Wie ist die Produktion vom Album gelaufen. Den Vorgänger habt ihr mit Kurt Ebelhäuser aufgenommen. Wie war das dieses Mal?

Basti: Das Album haben wir damals noch zu viert bei Machines of Sleep und Nico in Cuxhaven aufgenommen. Das war vom Workflow auch komplett anders. Beim ersten Album waren wir 14 Tage im Studio und haben das da komplett aufgenommen. Dieses Mal war es aber vorher komplett fertig. Wir sind dann so wochenendweise ins Studio gegangen und haben es so nach und nach aufgenommen. Dadurch hat es dann auch so 2 Monate oder so gedauert. Es war super interessant. Ich würde es beim nächsten Mal aber lieber wieder in 14 Tagen an einem Stück machen.

Jan: Es sind 12 Songs. Das Album heißt „Moonshine“. Das ist der amerikanische Ausdruck für Schwarzgebranntes. Also Schnaps. Henning und ich waren damals in Florida und haben dort unsere Erfahrung mit „Moonshine“ gemacht. Fürchterliches Zeug. Schmeckt wie Knüppel auf den Schädel. Wirklich. Das kannst du so in den Tank kippen. Das wird dort in einem Einmachglas rumgereicht. Hört sich widerlich an und ist es auch.

Basti: Aber genau so ist es auch mit der Platte.

Jan: Das Album ist wie „Moonshine“ sehr starkes Zeug, ballert ordentlich rein und hat ordentlich Umdrehungen.

Sven: Wenn du jetzt noch „Let’s rock“ sagst…

Jan: Was die Songs an sich angeht, hat jeder Song dieses Mal einen persönlichen Hintergrund. Eine persönliche Geschichte.

Sven: Geplant?

Jan: Nein. Es hat sich so ergeben. Ich hatte einfach genug Material und es ist genug passiert, um das auch richtig geil in Songs einzubauen. Also Sachen, die es wert sind in Songs eingebaut zu werden. Meine Mutter ist z.B. gestorben und daraus ist „Hair“ entstanden. So hat jeder Song dieses Mal seine Bedeutung. Das ist mir beim ersten Album nicht gelungen.

Basti: Ich mag sehr, dass es nicht überproduziert ist, sondern wir schon alles selbst gemacht haben. Wir haben selbst rumgeschraubt. Auf dem Album ist also nichts, was du so live nicht spielen kannst. Also keine Samples oder Schnickschnack. Es klingt vermutlich daher auch erdiger. „Selbstgebrannt“ also.

Sven: Aus Prinzip ohne Label oder weil keiner will?

Jan: Also ich würde bestimmt nicht nein sagen, wenn ein Label…

Basti: Aus Prinzip ohne Label, natürlich.

Jan: Wir sind momentan in einer Liga wo ein Label nicht mehr all das machen kann, was wir auch selber machen können. So ehrlich sollte man sein.

Basti: Was würde uns weiterhelfen? Pressekontakte und Promo vielleicht. Aber Sachen bei iTunes einstellen oder so, können wir auch selber. Da arbeiten wir übrigens mit Record-Jet zusammen. Also ein Digital-Label quasi.

Sven: Also keine Kohle vom Label, um ein Album aufzunehmen?

Basti: Na wir haben so unsere Freiheiten. Das wär halt nicht unser Workflow. Wir suchen uns selbst aus was wir wo aufnehmen, müssen uns dann selbstverständlich auch selbst darum kümmern. Aber das Geld für das Studio kannst du dir als Band auch erspielen am Ende.

Sven: Ihr habt früher immer ein wenig den Sound von den Foo Fighters, Nirvana und Co. hinter euch gehabt. Hat sich etwas verändert? Klingt die neue Platte nach Free Jazz? Was erwartet uns?

Jan: Ich denke man hört die Einflüsse ganz klar noch raus.

Basti: Also es klingt eindeutig wie ein Red-Ape-Effect-Album.

Jan: Die Rockmusik kann man halt nicht neu erfinden. Das ist auch nicht unsere Absicht. Es ist halt ein Alternative-Rock-Album.

Sven: Wie ist die Aufteilung der Aufgaben bei euch? Alles noch beim Basser?

Jan: Internet und Co. macht Basti auf jeden Fall endlich wieder. Und wie. Und Bass spielen soll er auch noch.

Basti: Ja, ich mach den ganzen Kram und Henning macht z.B. die Bandkasse. Ich wär übrigens schon gern nur Künstler und würde eine kühle Mische trinken.

Jan: Ich würde ihm in den Grafikkram auch nicht reinreden. Meistens ist es ja auch gut.

 

An dieser Stelle schweift das Interview plötzlich ab, als der Interviewer und die Band Ideen für zukünftige Promobilder diskutieren. Auffallend dabei ist, dass Red Ape Effect jeden Scheiß mitmachen würden. Sie sind also wieder da!