Iron Maiden – The X Factor [Remastered] (Parlaphone/Warner, 26.07.2019)

Und weiter geht’s bei Iron Maiden mit der nächsten Remaster-CD-Rutsche. Dieses Mal an der Reihe: „Fear Of The Dark“ (1992), „The X Factor“ (1995), „Virtual XI” (1998) und „Brave New World” (2000). Also das Ende und der Neubeginn der Dickinson-Ära und die dazwischenliegende Zeit mit Blaze Bayley als Sänger. Die CDs kommen als schicke Digipacks daher. Boni gibt es keine und auch die Booklets sind 1:1 dieselben wie damals. Eine der vier Veröffentlichungen bekommt als Special eine Figur und einen Patch spendiert. In diesem Fall ist das „Fear Of The Dark“. Die Musik wurde in den 2015 für iTunes erstellten Hi-Res-Digitalmixes auf die Silberscheiben gepresst.

Uns wurde zur näheren Begutachtung „The X Factor“ zur Verfügung gestellt. Ein spezielles Album. Und nicht nur weil der Sänger Blaze Bayley heißt und eine Art fotorealistische Eddie auf dem Cover prangt. Bandkopf Steve Harris war Mitte der 90er ziemlich am Boden. Sänger Bruce Dickinson hatte die Brocken hingeworfen, die Zukunft seiner Band schien in der Luft zu hängen und private Verwerfungen belasteten ihn. Das macht sich auch bei der Platte bemerkbar. Denn selten klangen Iron Maiden so düster wie hier – was am Ende auch den Reiz des Ganzen ausmacht.

Dazu passt dann auch die Stimme von Blaze Bayley. Er, ein eher bodenständiger Typ mit tiefer und scheinbar limitierter Stimme, der hier Songs singen muss, die eigentlich gar nicht wirklich für seine Stimme gemacht waren. Und dafür zieht sich der sympathische Mann ganz gut aus der Affäre, auch wenn ihm manchmal etwas die Kraft zu fehlen scheint, wie zum Beispiel am Ende von „Fortunes Of War“ oder bei Judgement Of Heaven“. Aber wer an dem Mann nach über zwei Jahrzehnten noch rummeckern möchte: bitte seine Solosachen anhören und Klappe halten! Denn es geht auch anders.

In Sachen Songs deckt „The X Factor“ eine relativ große Bandbreite ab und startet mit dem epischen „Sign Of The Cross“ ziemlich famos. Denn die Nummer ist einfach nur eins: G-R-O-S-S! Atmosphärischer Aufbau, packende Instrumentalparts und ein großer Refrain. Kein Wunder, dass man den Song auch mit „Mr. Air Raid Siren“ noch aus der Versenkung holte. Genauso wie den hymnischen Midtempo-Titel „Lord Of The Flies“ und die Uptempo-Nummer „Man On The Edge“.

Der Rest fällt da nicht mehr ganz so auf, das gebe ich zu. Aber auch darunter verstecken sich zahlreiche feine Momente. Zum Beispiel das stimmungsvolle, am Film „Apocalypse Now“ angelehnte „The Edge Of Darkness“. Ein wenig beachtetes Kleinod. Und auch das aufbauende „Judgement Of Heaven“ hat was, genauso wie das eingängige „2 A.M.“. Manchmal klingen einige Stellen etwas gebremst, was schade ist, da es den Flow der Nummern beeinträchtigt. Dafür erlebt man Iron Maiden auch mutig, wie am Ende beim Prog-Titel „The Unbeliever“. Selbst wenn dieser nicht ganz geglückt war.

Der Remaster-Sound an sich ist in Ordnung. Nicht herausragend, aber das Ganze wirkt etwas klarer, wenn man es direkt mit der Erstausgabe vergleicht. Aber ein Kaufgrund ist das alleine nicht. Denn „The X Factor“ klingt auch in der 1995er Version immer noch brauchbar.

Mit den letzten vier Alben von 2003 bis 2015 soll es später im Jahr noch weitergehen. Die Sammleredition da: „A Matter Of Life And Death“.

 

Trackliste:
1. Sign of the Cross
2. Lord of the Flies
3. Man on the Edge
4. Fortunes of War
5. Look for the Truth
6. The Aftermath
7. Judgement of Heaven
8. Blood on the World’s Hands
9. The Edge of Darkness
10. 2 A.M.
11. The Unbeliever