Schon ordentlich auf die Bremse treten mussten die Jungs von Provinz zwangsläufig, als der ganze Corona-Mist im letzten Frühling begann. Genau zu dieser Zeit waren sie nämlich kurz davor so richtig durchzustarten – standen doch bereits eine komplett ausverkaufte nahende Tour auf dem Zettel und sollte man mit “Wir bauten uns Amerika” die recht großen Fußstapfen von Bands, wie zum Beispiel AnnenMayKantereit betreten, die es den Ravensburgern schon ein paar Jahre zuvor vorgemacht hatten.
Dass Provinz bereit dazu waren und besagte Fußstapfen dank ihres Könnens wunderbar ausgefüllt hätten ist keine Frage, aber es kam ja dann alles irgendwie anders als erwartet – nur ist aufgeschoben ja zum Glück alles andere als aufgehoben!
So wurde die Zwangspause, neben dem einen oder anderen Picknick-Konzert und der Abholung der 1LIVE Krone für den besten “Newcomer Act” des Jahres 2020, halt einfach genutzt um neue Songs zu schreiben – und eben diese gibt es heute auf der beeindruckenden EP “Zu spät um umzudrehen” zu bewundern.
Denn schon die “Hymne gegen euch” hat es in sich, spiegelt sie doch das Gefühl der heutigen Jugend wieder, die alles andere als einverstanden damit ist, dass und wie wir aktuell alles gegen die Wand fahren – denn so perspektivlos und sorgenvoll wie heute habe ich vor dreißig Jahren nicht in die Zukunft blicken müssen!
Und auch wenn der Erfolg bzw. eine steile Karriere sich immer mehr heraus kristallisiert, Vincent, Moritz, Robin und Leon wollen nicht in die “Großstadt” – lieben sie doch immer noch das Leben in der idyllischen Provinz.
Irgendwo zwischen jugendlicher Unbekümmertheit und “doch schon so erwachsen” schreiben die Ravensburger Songs voller Wehmut, Sanftheit und positiver Traurigkeit, bei denen man sich immer wieder nur wundern kann, wie so viel Poesie aus einer solchen Truppe kommen kann – ganz großes Kino wie ich finde!
Oder wie schafft man es sonst ein Liebeslied für die eigene Mama zu schreiben und sich für die letzten “22 Jahre” zu bedanken, ohne irgendwie schmalzig oder kitschig zu wirken – da möchte man gleich los gehen und seiner eigenen Mutter mit einer Träne im Knopfloch einen Blumestrauß schicken und sie einmal ordentlich drücken!
Überhaupt ist die Liebe (neben einem ordentlichen Schwung Sozial- und Gesellschaftskritik) das elementare Thema in den Songs von Provinz – und ehrlich, wie oft haben wir damals gesagt “Ich will dich wiedersehen“… und wie oft wurde dieser Wunsch dann wirklich erfüllt?
So manches Mal merkt man innerlich, wenn sich etwas Großes anbahnt… das ist mir damals schon bei Circus HalliGalli so passiert, als die Jungs von AnnenMayKantereit aus dem Schrank kamen und sie sich seitdem vor Konzert-Anfragen bis heute nicht mehr retten können. Bei Provinz gestaltet sich das Ganze irgendwie genause! Denn schon damals, nachdem ich das erste Mal “Wenn die Party vorbei ist” gehört habe wusste ich, dass man zukünftig nur sehr schwer an den Jungs vorbei kommen würde!
Und womit? Mit Recht!
Jungs macht weiter so… ich feier euch total ab und freue mich schon darauf, euch endlich live sehen zu können. Vielleicht beim mit Freunden-Festival oder beim Deichbrand Festival 2022?!
Titel:
1. Hymne gegen euch
2. Großstadt
3. Zimmer
4. 22 Jahre
5. Ich will dich wiedersehen