Petterson – Blick nach vorn (Space Bee Records, 29.09.2017)

Aus Bremen kommt im deutschsprachigen Indie-Pop diese Band, bei der mich schon der Name begeistert. Petterson machen sich auf irgendwo in der Nähe von Jupiter Jones anzudocken, ohne dabei einen Vergleich zu anderen deutschsprachigen Bands zuzulassen, die ihren Ursprung ebenfalls in Bremen haben.

Vor einigen Jahren konnte man schon einen ersten Blick auf die Band werfen, bevor sie für einigen von der Bildfläche verschwanden und jetzt mit ihrem Debut wieder auf dem Deich stehen.

In 13 Songs tauchen sie textlich durch Themen wie Freundschaft, Aufbruch, Herzschmerz und irgendwie ein bisschen Erwachsen werden. Wohl noch 1-2 Jährchen älter als die Band, kommen mir diese Alben, die irgendwo vor Aufbruch, Prioritätenverschiebung und Erinnungen immer ziemlich gelegen.

Gleich mit dem Opener “Berg”, den man schon vorab als Video bewundern konnte, geht es mega eingängig zu. Handgemachter Indiepop, der Spaß und Bock auf den Rest vom Album macht. Nach dem ersten Durchgang fehlte mir noch das große Highlight in der Songmitte, in Form eines knallenden Refrains, aber nach einigen Durchgängen passt das so wunderbar.

 

 

Mit “Reparieren” geht es auch genauso weiter. Eingängig und mit viel Herzblut. Man kann ja von dieser Art Indiepop halten was man will, aber man hört Petterson in jedem Akkord an, wieviel Herz und Schweiß in diesem Album steckt. Und wieviel Geschichten aus den eigenen Reihen sich hier in den Songs wiederfinden. Und das kauft man den Herren ab und das macht dieses Album auch aus.

Ob nun die Powerballaden mit Streichern im Hintergrund (… da gab es erst ein großes “Häh” und dann ein “Whoo, geil” bei mir) wie “Auf das, was war” oder aber die rockigeren Nummern wie “Karten”, macht der “Blick nach vorn” einfach Spaß und zum größten Teil gute Laune.

Mir persönlich klingt der Gesang von Sänger Mathias stellenweise zu krampfig. Zu gepresst. Zu gewollt. Aber im Gesamtzusammenhang verschwinden meine Bedenken meistens schnell wieder. Zu gut ist das Teil hier produziert und zu fix bohren sich die Songs in die Ohren und lassen die Füße mitwippen.

Am Ende ist es komisch wie immer. Da sitzen Menschen ewig an so einem Album und lassen Herzblut, eigenes Geld, ohne Ende Zeit (die am anderen Ende bei Familie und Freunden wieder fehlt) reinfließen und hier sitzt so ein Honk und muss darüber urteilen. Und da ich dieses Album grundsätzlich echt gut finde, solide ein Scheißwort für so ein Album ist und ich die Jungs unbekannterweise echt sympathisch finde, gibt es hier auf jeden Fall eine dicke Reinhörempfehlung mit Tendenz zur Kaufempfehlung. Wer deutschen Indiepop mag und auf die punkige Kante von alten Jupiter Jones Alben verzichten kann, sollte hier auf jeden Fall ein Ohr riskieren.

 

 

  1. Berg
  2. Reparieren
  3. Sturm in der Stadt
  4. Gleis 7
  5. See
  6. Du rennst nicht mehr davon
  7. Flüsse
  8. Leuchtturm
  9. Tau
  10. Musik
  11. Karten
  12. Blick nach vorn
  13. Auf das, was war

 

3.8