Papa Roach – Who do you trust? (Eleven Seven Music, 18.01.2019)

Seit nunmehr 20 Jahren treiben die Kalifornier von Papa Roach ihr Unwesen im Musikbusiness. Was einst mit einem absoluten Kracheralben wie “Infest” oder “Lovehatetragedy” begann, hatte für mich persönlich mit “Crooked Teeth” endlich wieder ein Album der Band hervorgebracht, was mich persönlich total begeisterte. Demnach liegt die Messlatte für „Who do you trust“ natürlich hoch.

Wer die Geschichte von Papa Roach kennt, weiß, dass diese Band im ständigen Prozess des stilistischen Wandels ist, den man irgendwo von Album zu Album erkennen kann. Dass Papa Roach allerdings eine Vielzahl höchst unterschiedliche Stile auf einem Album vereint ist neu – Who do you trust?

Sänger Jacoby Shaddix gab im Vorfeld zu verstehen, dass es ihr extremstes Album ist – und er hat mit dieser Aussage recht. Nicht deshalb, weil das Album im besonderen Maße hart oder elektrisch ist – es ist eben die Tatsache, dass dieses Album in seinen Stilmittel – absichtlich – so inhomogen ist, dass man hier wirklich Song für Song betrachten muss, denn hier klingt keiner wie der andere. Was zunächst höchst ungewöhnlich klingt, kann man vielleicht als Versuch betrachten, der durchaus gelingt, denn das Album hat trotzdem seinen Charme. Jedenfalls ist es somit deutlich schwieriger geworden, dass Album als Ganzes zu bewerten, also bewerten wir auch die Songs einzeln

Das Album beginnt dann mal mit dem Ende – „The Ending“ ist nach sehr elektronischem Beginn, dennoch ein typischer Papa-Roach-Song mit tollem Refrain. (5 von 5 Sterne) Es folgt das aggressive „Renegade Music“, das bereits vorab veröffentlicht wurde. (5/5)

Gleiches trifft auf „Not the only one“ zu – hier haben wir einen starken Stilbruch zu einem ruhigen, fast schon groovigen Song. (5/5)

Dann folgt wieder was typisches für die Nu-Metal-Legenden – „Who do you trust“, der Song, der dem Album den Namen gab, ist ein wahres Rhythmus-Monster. Auch das Video ist empfehlenswert mit Jacoby als schmierigem Nachrichtensprecher. (5/5)

Der nächste Stilbruch steht dann zum fünften Song an – „Elevate“. Mir persönlich gefällt diese Stück überhaupt nicht und wären die Jungs nicht aus Kalifornien, könnten sie in den Verdacht geraten, sich für den ESC bewerben zu wollen – unter der Rubrik Elektro-Pop (2/5)

Stilbruch der nächste, “Come around” ist ein ruhiger, sehr melodischer – aber auch ein sehr gelunges Werk. (4/5)

Poppig geht es weiter: “Feels like home”, ebenso eher ruhig, aber auch hier ein toller Song, der schon fast eine Besonderheit dieses Albums darstellt, denn zum letzten Song erfolgt kein harter Stilbruch – keine Angst, solche kommen noch weiterhin (5/5)

Auch „Problems“ ist eher ruhig und poppig geraten, fällt aber zu den vorherigen Songs stark ab. (3/5)

Mit „Top of the World“ geht es – bis auf den Refrain – sehr stark in den Rap-Bereich. Wobei bei besagtem Refrain der Hintergrundgesang nahezu nervt. (2/5)

Zeit für was völlig anderes: „I suffer well!!!“ – die drei Ausrufezeichen sind hier völlig angebracht, das Album plätscherte bei den letzten Songs ein wenig dahin und dann folgt ein wahrer Punkrockausbruch. Die Band hat diesen Song im Studio als One-Take aufgezeichnet, auch das ist Punkrock und Punkrock irgendwie neu für Papa Roach (5/5)

Stilbruch – zurück zum eher zu ruhig geratenen Elektropop mit „Maniac“ (2/5)

Zu guter Letzt endet das Album mit „Better than life“. Auch hier fehlen nicht die typischen Elektro-Elemente, was Anfangs ein wenig langweilt, bricht dann zum Refrain doch aus und macht den Songs so wechselhaft wie das gesamte Album (4/5)

„Who do you Trust“ lässt einen ein wenig ratlos zurück – zum einen erfreut man sich den tollen Songs wie “Who do you trust”, “Renegade Music” und “Not the only one”. “I suffer well!!!” überrascht. Das gesamte Album hingegen ist durch die permanenten Stilwechsel doch sehr durchwachsen und manche Songs wollen nicht so recht gefallen. Das Album erreicht nicht die Klasse des Vorgängers „Crooked Teeth“, aber irgendwie war dieser Vergleich auch nicht gewünscht – die Band hatte bislang alle Alben im Winter aufgenommen und wollte nun mal an den Strand fahren und ein Album mit entsprechender Sommerleichtigkeit aufnehmen. In diesem Fall gefällt mir der Winter besser.

 

Note 3,9/5

 

Tracklist:

  1. The Ending
  2. Renegade Music
  3. Not the only one
  4. Who do you trust?
  5. Elevate
  6. Come around
  7. Feels like Home
  8. Problems
  9. Top of the World
  10. I suffer well!!!
  11. Maniac
  12. Better than life

3.9