NOIR REVA – Nuance (Miss The Stars/ Koepfen/ Hackebeil, 30.04.16)

Bei NOIR|REVA handelt es sich um eine noch recht frische Postrock-Band aus Deutschland. Koblenz, um genauer zu sein. Das Genre hat ja derzeit Hochkonjunktur, und das erfreulicherweise mal nicht nur in den Staaten, sondern auch in Europa. Beispiele dafür lassen sich in der Vielzahl kleinerer Bands aus den Benelux-Staaten (MOTEK), Südeuropa (Höpper, Grand Detour, Astralia), Skandinavien (EF, Immanu El), aber auch Deutschland (Nihiling) finden. Auch das jährlich stattfindende Dunk!festival in Belgien avancierte zum Aushängeschild einer Szene, die über die Jahre immer weiter expandiert ist und mittlerweile eine recht große Fangemeinde anspricht.

Die Debüt-Platte der Koblenzer hört auf den Namen „Nuance“ und präsentiert sich in einem sehr schicken Artwork mit ineinander verwaschenen, milchigen Farbtönen. Das Vinyl in Marbled Grey passt gut dazu.

Gängige Techniken und Mechanismen des Genres werden erfüllt, sofern man sich auf etwas Derartiges bei einem sonisch so fragmentierten Musikstil überhaupt einigen möchte. Dabei schlagen die Koblenzer einen typisch 2000er-bezogenen Postrocksound ein, der durch Bands wie Explosions In The Sky bekannt und vor allen Dingen einer breiten Öffentlichkeit zugängig gemacht wurde. Das Quartett erinnert mich jedoch am stärksten an die Bostoner Postrock-Formation Caspian. Das klangästhetische, wie kompositorische Vorbild kann man hier ganz deutlich heraushören.

Verwaschene, ineinander überlaufende Gitarrenmelodien in auftürmend, reverberierender Form markieren die Jubilationsmomente bis hin zur Klimax. Begleitet ist das Ganze dabei häufig von sehr sauber produzierten Drums, Bass und verzerrten Gitarren, die, besonders in diesen Klimax-Momenten, für ordentlich Druck sorgen. Ganz so wie man es auch von den Vorbildern Caspian kennt. Die in Relation betrachtet, „härteren“ Passagen erinnern aber auch stark an If These Trees Could Talk, teilweise auch an frühe Russian Circles.

NOIR|REVA gehen allerdings teilweise einen etwas verträumteren Weg, wie auch If These Trees Could Talk, Semblance oder I/O während verhalteneren Songabschnitten.

Ruhige und härtere Passagen haben einen fließenden Übergang und werden dabei dominiert von den schwebenden, atmosphärischen Gitarren, die, ganz Postrock-typisch, häufig weich und wie Streichinstrumente klingen. Sie begleiten die ruhigen als auch die härteren Passagen und spielen eine zentrale Rolle für das Klangbild der Koblenzer.

Alles das ist nicht wirklich neu und bereits von vorangegangenen Bands bekannt. Das muss aber nicht zwingend etwas Schlechtes sein, geschweige denn die Arbeit des Koblenzer Quartetts schmälern.

Freunde des Auftürmen und Abebben, des emotionalen Ebbe- und Flut-Spielchens und sauber produziertem Postrock á la Caspian, If These Trees Could TalkI/O oder Semblance werden sich hier bestens aufgehoben fühlen. Den genannten Bands stehen die Koblenzer nämlich in nichts nach und liefern ein wahrhaft sehr gelungenes Debüt ab.

Noir Reva - Nuance

1. In Transit
2. Agravic
3. Coalesce
4. Auriga
5. Nuance

4.8