Lunar Shadow – Far From Light (Cruz del Sur Music, 10.03.2017)

Cruz del Sur Music mal wieder. Labelmacher Enrico beweist stets ein gutes Näschen für feine Bands aus dem traditionellen Metal-Underground. Das aktuellste Signing sind die deutschen Lunar Shadow. Beim Blick auf das Bandfoto mag so mancher gleich mal gähnend abwinken. „Nicht schon wieder so langweilige 80er-Jahre-Metaller…“.

Aber halt! Was an Lunar Shadow gefällt, ist die unverkrampfte Herangehensweise an ihren durchaus bildhaften Metalsound. Das Quintett gibt sich ähnlich verspielt wie ihre Labelgenossen Dark Forest und mit Hang zum Großen á la Atlantean Kodex oder die mächtigen Solstice, die von der Band selbst als wichtiger Einfluss genannt werden. Man nehme nur das Düsterfeeling von „The Kraken“. Ein Maß an Theatralik kann man der Band nicht absprechen. Aber man übertreibt es nicht. Zwar möchte der Gesang den einen oder anderen Höhenflug wagen. Am Ende setzt man dann aber doch eher auf einnehmende, nicht übertriebene und harmonische Gesangslinien.

Dafür werden die Gitarristen ordentlich von der Kette gelassen. Wilde Duelle und halsbrecherische Läufe sind nicht selten auf der Tagesordnung. Überhaupt gibt man sich recht verspielt. Immer wieder weichen melodische Parts allerdings purer Raserei. So hat man Metal in den 80ern sicher nicht gespielt. Einflüsse von Dissection und At The Gates sind nicht von der Hand zu weisen, wenn Lunar Shadow wie bei „Cimmeria“ thrashig nach vorne gehen oder dem Song „Frozen Goddess“ ordentlich Beine machen.

Am Ende kehrt man aber immer wieder zurück zum basischen Kopfkino-Sound. Das Album ist nämlich eine Reise in fantastische von klassischer Literatur beeinflusste Welten. Ein Abdriften in Kitschsphären findet glücklicherweise nicht statt. Statt melodischem Zuckerguss gibt es eher einen Batzen Melancholie auf die Ohren.

Ich muss schon sagen, ich bin angetan von dem Ding. Eine knappe Stunde purer Eskapismus mit einnehmenden Melodien und Spielereien, bei denen man sich hörbar Mühe gegeben hat. So mancher hat vielleicht Probleme mit dem basischen Sound, der für moderne Hörgewohnheiten etwas mehr Druck vertragen könnte. Aber so und nicht anders muss das klingen.

Hört die Nummern „Hadrian Carrying Stones“, „The Kraken“ und „Cimmeria“ an und lasst euch begeistern!

Trackliste:
1. Hadrian Carrying Stones
2. They That Walk the Night
3. Frozen Goddess
4. Gone Astray
5. The Hour of Dying
6. The Kraken
7. Cimmeria
8. Earendil

4.3