Löwen am Nordpol

Löwen am Nordpol – s/t (Bosworth Recorded Music, 14.05.2021)

Besondere Zeiten in einer ganz besonders besonderen Welt haben die Berliner Indie-Rocker von Löwen am Nordpol dazu gebracht, dass sie sich bei der Verbreitung und Vermarktung ihres neuen Albums “Löwen am Nordpol” ganz auf sich selbst verlassen und somit lag das gute Stück plötzlich und unerwartet (und viel früher als über die meisten Promo-Agenturen) in meinem virtuellen Briefkasten.

Da ich mich 2017 bereits sehr für das Debut-Album “Vom Stochern in der Asche” begeistern konnte, war klar dass ich hier nicht tatenlos weghören konnte.

Also dann rein in den Player und alle Knöpfe auf 10 – denn ein Album, dass von Alan Douches (u.a. Deftones, Thrice, The Alkaline Trio) gemastert worden ist, dass kann ja zumindest musikalisch gesehen schon mal gar nicht so schlecht sein, oder?!

Aus hart wird weich und aus schwer wird leicht” erklingt der erste Refrain und direkt weiß ich wieder, warum mich die Berliner damals schon so gekickt haben. Irgendwie mag ich das Zusammenspiel zwischen Andreas melodiösem Gesang und der derben, aber auf das Wesentliche reduzierte Instrumentalisierung. Weniger ist manchmal mehr – das ist ganz großer deutschsprachiger Indie-Rock… lasst euch das gesagt sein.

Danach geht es direkt mit meinem Lieblingssong auf dem Album weiter, denn “Es bringt mich um” wummert wunderbar basslastig durch die 3 1/2 Minuten und erinnert mich an die guten alten Schrottgrenze-Nummern früherer Zeiten, die mich damals auch schon total geflasht haben. Hier passt für mich alles… Gänsepelle inclusive!

Aber nicht dass ich die anderen Songs damit ins Abseits stellen möchte, denn auch “Gut zu wissen” behandelt schließlich die schönste Sache der Welt – denn ohne Liebe macht der ganze Driss um uns herum doch gar keinen Sinn, oder?! Überhaupt sind die drei in ihren Texten sehr auf die Harmonie zwischen zwei Menschen fixiert – auch wenn es manchmal einfach nur darum geht, wieder aufzustehen, die Krone zu richten und dann einfach weiter zu machen… denn “Man muss das Leben nicht verstehen” um es zu überstehen!

“Kopf erheben
Niemals zweifeln
Weiterleben”

Irgendwie ist alles nicht einfach, “Aber sonst geht`s mir gut“! Denn wass soll man auch sonst machen, wenn einem der Mut fehlt sich von dem ganzen Mist hier zu verabschieden, scheinbar ist “Mein letztes Kapitel” noch nicht geschrieben worden. Denn auch “Wenn man weint” hat das auch immer eine reinigende und befreiende Wirkung, “Ich werde dir davon erzählen“!

Aber auch die Vollidioten bekommen bei den Löwen am Nordpol ihren Platz, denn denk doch einfach mal nach “Bevor du sprichst” – meine Güte jetzt werden die Berliner doch tatsächlich noch ein wenig punkig… da gehen doch tatsächlich die Pferde mit Andreas durch!

Und um nochmal richtig in die Depression einzutauchen, reißt einen “Est” in die Tiefe, bevor man nach beinahe 3 Minuten nach Luft schnappend und schwer beeindruckt ausgespuckt wird – so einen Song am Ende, das muss man sich aber auch erstmal trauen.

 

Düster, melancholisch, hart… aber doch so weich und schön – irgendwie so kann man das neue Löwen am Nordpol Album in kurzen prägnanten Worten beschreiben.

Mir persönlich gefällt die neue Scheibe noch ein paar Nuancen besser als der Vorgänger!

 

Titel:
1. 95
2. Es bringt mich um
3. Gut zu wissen
4. Man muss das Leben nicht verstehen
5. Aber sonst geht´s mir gut
6. Mein letztes Kapitel
7. Wenn man weint
8. Ich werde dir davon erzählen
9. Bevor du sprichst
10. Est

BANDPAGEFACEBOOK

4.6