Konzertbericht: The Menzingers, MakeWar (16.06.23, Musikzentrum Hannover)

“Sometimes I think I should have said no” – So der Refrain der Single “I Was Born” der Menzingers aus Scranton, PA. Der heutige Abend ist keiner dieser Instanzen, in denen man nein hätte sagen sollen – ganz im Gegenteil.

Es passt nämlich alles: das Pennsylvanische Quartett ist mit dem New Yorker Trio MakeWar, die sich gerade in die Herzen der internationalen Punkrockgemeinde spielen, unterwegs. Das Musikzentrum Hannover ist zwar nicht ganz ausverkauft, wirkt aber so und ist schon zur Vorband gut gefüllt.

Beide Bands haben zuvor schon in Hannover gastiert – The Menzingers schon zahlreiche Male im Bei Chéz Heinz und zuletzt als Doppelheadliner zusammen mit den Bouncing Souls in der Faust. Auch MakeWar durften ebenda schon einmal für die Pop-Punk-Urgesteine Descendents eröffnen. Hannover ist den Bands also gut gesonnen, das merkt man sofort.

Die Stimmung ist bereits beim Brooklyner Trio hervorragend und die Band spielt sich durch ein Set, das zum großen Teil aus Songs von ihrem Fatwreck-Debüt “Get It Together” besteht. Gekürt wird der Start in den Abend von der Single “Oh, Brother” und bereits MakeWar bekommen schon Zugabe-Aufforderungen zugerufen.

Und die hätten die José, Edwin und Daniel eigentlich auch ruhig noch spielen können, denn die Umbaupause zum Hauptact zieht sich. Aber dann – dann ist die Stimmung wirklich am Überkochen, als die vier Scrantoner die Bühne betreten. Kaum ein Song ins Set, bildet sich sofort ein Pit aus tanzenden und feiernden Fans. Wohin man schaut, überall Smiles, überall glückliche Gesichter und auch dem zentriert stehenden Tom May fällt der gute Vibe auf.

In einer der Ansagen bedankt er sich vielmals beim Publikum und erwähnt, dass den Jungs durchaus bewusst ist, wie oft sie schon in Hannover gastieren durften – im Anschluss wird sich außerdem ausdrücklich bei Veranstalter Sandro bedankt, der die Menzingers schon des Öfteren in die Stadt holte.

Die “On The Impossible Past”-Anniversary Tour ist vorüber, somit besteht das Set wieder aus einer bunten Mischung quer durch die Diskografie der Band. . Und die besteht mittlerweile immerhin aus einem halben Dutzend Studioalben, wenn man die Akustik-Addons nicht mitzählt. Da wird die Songauswahl selbst für eine Headliner Show langsam knapp. Evergreens wie “Good Things” oder “Gates” sind aber trotzdem wieder im Set gelandet – zurecht. Gestartet wird aber klassisch mit “I Don’t Want To Be An Asshole Anymore”.

Danach durchmischt sich die weitere Show mit einer Mischung aus tanzbaren Stücken wie “Telling Lies” und Hymnen wie “In Remission”. Sing-Along-Refrains wie “After The Party”, “America (You’re Freaking Me Out)” oder “Anna” immer mit inbegriffen natürlich. Wo wir aber bei Sing-Along-Refrains sind: Der Singalong, der die Band ursprünglich aufs Radar vieler Fans in Europa katapultierte fehlt. Warum “I Was Born” nicht gespielt wird bleibt ein rätselhafter Wehrmutstropfen.

Dass das Quartett vielleicht nicht mehr unbedingt die etwas ungestümen, aber nicht minder großartigen Punkrocksongs ihres Debüts “A Lesson In The Abuse Of Information Technology” nicht mehr auf jeder Tour spielen, kann man irgendwo noch verstehen. Aber dass auch vom Zweitling “Chamberlain Waits” nichts kommt – menno.

Ein großartiger Höhepunkt des Abends dafür: Für “The Obituaries” kommt José von MakeWar mit auf die Bühne und übernimmt Mays Hauptstimme, vergisst aber in der ersten Strophe prompt den Text. Das Publikum hilft natürlich sofort aus und gemeinsam kann schnell drüber gelacht werden. Als im Refrain dann die Zeile “I will fuck this up, I fucking know it” auftaucht, frage ich mich, ob das Ganze nicht doch eine clevere Metaebene haben sollte. Oder einfach ein kurioser Zufall?

So oder so, wir lieben die Strahlemänner auf der Bühne und ich warte schon jetzt auf die nächste Gelegenheit, mir The Menzingers oder MakeWar wieder anzuschauen.