Kate Moore – Ridgeway (Unsound,15.05.2023)

„Ridgeway“, das neue Album von Kate Moore, ist ein brandneues, das jedoch auf Material der Komponistin beruht, das bis ins Jahr 2009 zurückreicht. Eingespielt wurden die Kompositionen jedoch alle neu unter dem Einsatz eines elfköpfigen Orchesters plus Dirigenten. Zu den eingesetzten Instrumenten zählen Violinen und Viola, Cello, Saxophon, elektrische Gitarre, Bass-Klarinette, Piano, Orgel, Perkussion und Digeridoo. Hinzu kommt noch ein Kontertenor.

Bis auf das knapp vier Minuten lange „Prelude“ bewegen sich die Stücke zwischen 11 und 15 Minuten.

Das Album startet mit dem Titelstück, welches die Richtung auch direkt vorgibt. Geführt wird das Stück von einem sanften bis eindringlichem Piano. Es schwillt auf und ab, es brodelt also ordentlich im eigentlich dunklem Soundgewand. Dieses besteht aus einer dunklen Pianospur und vielen experimentellen Klängen. Ein hart angeschlagenes Klavier mit jazzigen Blasinstumenten erarbeiten die Ausbrüche, die mit viel Kraft, aber auch Gefühl interpretiert werden.

Sehnsüchtige Violinenklänge mit betörenden Pianonoten eröffnen „101“, das zweite Stück. Der einsetzende Bass gibt dem Klang einen leichten Postrock-Touch. Langsam steigern sich die Klänge immer mehr in eine starke Melodie und Atmosphäre. Streicher und Piano bilden das Zentrum. Nach dem ersten Break bleiben zunächst nur Piano und Streicher, die auf und ab wogen und sich in eine kleine Euphorie spielen. Es wird nun etwas experimenteller, jedoch ohne den Faden der Komposition zu verlieren. Genau das macht dieses Album aus, das bei allem Experiment immer eine klare Linie in der Komposition gehalten wird.

Bevor ich versuche den Höhepunkt und somit auch das beste Stück „The Dam“ zu beschreiben, sei gesagt, dass die Intrumentalisten hier auf allerhöchstem Niveau arbeiten. Hier sitzt jede Note und selbst die schrägsten Klänge sind wohl arrangiert und gespielt. Die Kompositionen sind äußerst ausgefeilt und beinhalten trotzdem extrem viel Gefühl und Gespür für den passenden Sound.

Abgeschlossen wird das Album wie bereits geschrieben mit „The Dam“. Und auf diesem Stück findet sich alles, was das Album aus macht über 15  Minuten konzentriert.

Der Einstieg erfolgt diesmal über zunächst sanfte, sich dann aber in etwas agressivere Klänge steigernde Violinen. Leichte Glocken erklingen im Hintergrund und so schwillt das Stück langsam an. Nachdem sich die Streicher über einige Minuten ausgetobt haben, erklingt die neue Komponente, der Tenor. Zu perlenden Klaviernoten und sanften Streichern setzt dieser ein. Es klingt getragen und ein wenig aufgeregt, doch die dann einsetzende Sequenz, in der alle Instrumente zum Tragen kommen heben die Stimmung hymnisch an, ohne den Mollklang zu verlieren. Darauf folgt eine sanfte Bass-Klarinette, die zusammen mit den Streichern eine betörend schöne Melodie erklingen lässt. Diese ist natürlich die Ruhe vor dem Sturm. Piano, Bass und Streicher bieten anschließend eine dunkle Atmosphäre, die im Tempo deutlich anzieht und dann den Boden für den nun energischen Gesang bietet. Unter dunklen Pianoanschlägen und begleitet von Bläsern setzt nun das Didgeridoo ein, das eine wie ein schwerer Bass hämmert. Das Stück ist nun in seiner euphrischen Endphase angekommen. Alle Instrumente begehren auf, der Sound ist rockig und so endet das Album furios und mächtig.

„Ridgeway“ ist ein faszinierendes Werk geworden das sich nur schwer einordnen lässt. Für den normalen Rock- oder Pophörer ist es vermutlich zu klassisch, während es für den reinen Klassikhörer vermutlich zu viele moderne Elemente enthält. Und genau diese konsequente Umsetzung beider Richtungen, allerdings mit einem überwiegend klassischem Instrumentarium, macht die Größe dieses Albums aus. Und mich persönlich fasziniert jeder Ton dieser musikalisch wie klanglich perfekt umgestzten Scheibe.

 

  1. Ridgeway
  2. 101
  3. Prelude
  4. Sliabh Beagh
  5. Bushranger Psychodrama
  6. The Dam

Ridgeway | Kate Moore | Unsounds Label (bandcamp.com)

4.8