John Allen – Ghosts (Gunner Records, 04.11.2016)

John Allen begleitet mich hier bei handwritten-mag schon eine ganze Weile. Ich habe mit dem guten John ein Interview hinter mir, mehrere Shows, eine Review zum letzten Album und nicht zuletzt waren wir zusammen in Schweden beim Kaos Skola Festival. Und bei 12 Stunden Fahrt kann man sich echt ziemlich gut kennenlernen.

In dem Zusammenhang habe ich die vielen Seiten eines John Allen kennengelernt. Überrascht von der Vielseitigkeit und dem immer mitschwingenden DIY-Gefühl ist dieser bärtige Hamburger soviel mehr als der nächste Folk-Songwriter mit Punkhintergrund, der bei ihm nur am Rand mitschwingt. Auch die Songs dieser Platte begleiten mich jetzt schon eine Weile. Ich hab mich reingehört, hab Lieblingssongs gefunden und wieder staunend die düstere Seite eines sonst so fröhlichen Ex-Lehrers kennengelernt.

Auch wenn das Album mit “Good Times” wieder mit einem Folk-Theken-Buddy-Song startet, wird einem spästens bei “Rain won’t change a Thing” klar, dass hier etwas ganz anderes auf einen zukommt. Schwerer, melancholischer und trotzdem eingängig geht es hier zur Sache. Und bei meinem persönlichen Lieblingssong “Ghosts” habe ich mir sogar erst schwer getan. Ich erinnere mich noch an das erste Hören. Ich habe Hochzeitsfotos bearbeitet und den Songs erstmal wieder ausgemacht, weil ich dachte das er mir die Stimmung für eben diese verliebten Fotos kaputt macht. Und heute sitze ich hier und liebe diese melancholische Schwere. Dieses zeitlose Feeling. Gänsehaut beim Anhören. Live und auch aus der Konserve.

Mit “Darkness” haut er dann richtig einen raus. Mehr als 9 Minuten gesprochenes Stück düstere Lyrik , die beim ersten Hören einen verstörten Hörer zurück lässt. Sicher Geschmackssache und auch mich verstört der Song noch immer ein wenig, aber da ich weiß das John das lächelnd zur Kenntnis nehmen wird (“Hah! Hab ich mir gedacht!”), sag ich mal Ziel erreicht. Auf jeden Fall ein besonderes Stück.

Und mit “All This Time” wird man dann doch auch gleich wieder am Schopf aus der Dunkelheit gezogen und mit einer eingängigen Fullband Nummer glücklich gemacht, die genau so auch aus der Feder von Allstars wie Springsteen stammen könnte. Keine Spur von Folk oder Punk, dafür zeitlose Rockmusik, die auch Hipster und die CDU überleben wird. Isso.

“Heart to the Earth” ist dann wieder so ein zeitloses Teil. Ruhiger und langsamer, aber bestimmt und mit gewohnt kräftiger Stimme geht dir der Song unter die Haut und setzt sich da fest. Mich persönlich hat das gute Stück live völlig in den Bann gezogen.

Ein weiteres Highlight hat sich ganz am Ende versteckt. In “Pictures” hat sich der Fotofan John Allen eine folkige Songwriterballade geschaffen, die mich in der Herbstzeit mit Sicherheit noch öfter am Fenster stehen lässt und dem Wind und Regen an der Nordsee zu genau diesem Song zugucken lässt. Und am Ende wissen wir wieder das Bilder für immer sind. Genau wie dieses Album.

“Take a picture of me now, put it in a frame.”

 

Am Rande muss noch erwähnt werden, dass Cover und Co. mit seinen eigenen Fotos und Fotos von unserem guten Nico (honeymilk.de) entstanden sind. Und das Gesamtpaket passt wie der berühmte Arsch auf den Eimer.

Nachdem er in den letzten Alben durch den Folk, den Folkpunk und die düstere Klavierabteilung geritten ist, hat sich John Allen gefunden. Dieses Album klingt, als wäre es genau das, auf das er Jahre hingearbeitet hat. Lass dir auf die Schulter klopfen und willkommen zu Hause! Danke! Kaufempfehlung!

Noch ist Zeit für Vorbestellungen übrigens. Wer das wie ich machen möchte, kann das für die Vinyl z.B. hier machen. Kauf beim Künstler und so.

 

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1. Good Times
2. Rain Won’t Change a Thing
3. Ghosts
4. Darkness
5. All This Time
6. Heart To The Earth
7. Two Out Of Three
8. Discovering Ice
9. Water Rising
10. Pictures

 

Die Releasetour führt John zusammen mit den Ducking Punches durch die Republik und neben der Musik lohnt sich ein Kennenlernen immer. Versprochen!

 

jarelease

4.8