Sondaschule

Interview – “Da ist so viel Power und Kraft, die für so viel Quatsch verschwendet wird” – mit Sondaschule

Alle guten Dinge sind drei – und somit hat sich der liebe Costa Cannabis von der Sondaschule zum dritten Mal in Folge ein wenig Zeit genommen und unsere Fragen zum neuen Album “Unbesiegbar” (welches am Freitag erscheinen wird) und zum aktuellen Geschehen um uns herum beantwortet.

Viel Spaß dabei!

 

Moin Costa, schön dass du dir wieder ein paar Minuten Zeit genommen hast um ein paar Fragen zum neuen Album „Unbesiegbar“ und zu eurem allgemeinen Befinden in dieser schrägen Zeit zu beantworten!

Sehr gerne!

In „Mülheim Ruhr“ hast du damals 2015 noch gesungen, dass „Von Duisburg bis vor Dortmund“ die Welt halt noch in Ordnung ist… aber seit nun beinahe zwei Jahren ist es überall alles andere als in Ordnung, oder?!

Das stimmt schon. Die Welt hat sich grundlegend verändert und viele neue Probleme mit sich gebracht mit denen wir alle erstmal lernen müssen zu leben. Aber dabei sollten wir nie vergessen, dass es auch immer noch sehr viel Positives gibt.

Die Pandemie hat uns immer noch fest im Griff, Omikron tobt nur so um uns herum (gute Besserung übrigens an Mirko, den es ja gerade erwischt hat!). Wie ist es euch in den letzten 21 Monaten ergangen?

Wir haben uns so gut es geht abgelenkt und uns voll auf die Musik konzentriert. 2020 haben wir zu Beginn der Pandemie angefangen das “Lost Tapes 2” Album zusammen zu stellen und 2 Autokinokonzerte gespielt. Danach waren wir zum ersten Mal in den legendären Principal Studios und haben mit Vincent Sorg ein Album produziert. Auch ein Traum der in Erfüllung ging. Später haben wir dann mit unserem Jugendidol Ralf Richter unseren ersten eigenen Film gedreht und uns damit kreativ die Zeit vertrieben. Somit bleiben die ersten 15 Monate im Grunde sogar ganz gut in Erinnerung. Vor einem halben Jahr ist dann Blubbi plötzlich gestorben und hat ein großes Loch der Trauer hinterlassen. Das hat uns alle erstmal aus der Bahn geworfen und jetzt freuen wir uns auf ein neues, besseres Jahr.

Die eine oder andere Band musste ja bereits die Flügel strecken. War Aufgeben für euch zu irgendeinem Zeitpunkt auch einmal eine Option – ich meine irgendwoher muss ja schließlich auch das Geld für die Miete usw. kommen, oder!?

Auch wir merken natürlich einen erheblichen finanziellen Unterschied seit zwei Jahren. Da Konzerte für uns als Band die Haupteinnahmequelle sind und wir 2020 nur zwei und 2021 nur sieben Konzerte spielen konnten, wird es natürlich irgendwann eng. An dieser Stelle kann ich mich nur bei unseren Fans für den Support bedanken, die uns mit jedem Kauf in unserem Onlineshop unterstützt haben! Das hilft uns wirklich sehr in Zeiten wo keine Liveauftritte stattfinden dürfen.

Mit „Lost Tapes Vol. II“ gab es ja quasi schon ein „Corona Album“, nun legt ihr mit „Unbesiegbar“ nach – erzähl doch einfach Mal kurz etwas zum neuen Album bzw. zu den neuen Songs. Was dürfen wir erwarten?

Unbesiegbar ist wieder lauter und wilder als sein Vorgänger „Schere, Stein, Papier“. Es geht wieder Back to the Roots. Eingängige Melodien mit harten Gitarren, Ska und Reggaeeinflüssen. Unbesiegbar ist für uns gefühlt das beste Sondaschule Album aller Zeiten.

Mit bereits sieben Songs (incl. „Bevor ich irgendwann mal geh“) habt ihr schon eine nicht unerhebliche Anzahl an Nummern vorab veröffentlicht, was in „normalen“ Zeiten ja eher ungewöhnlich wäre – was hat euch dazu bewogen und wie habt ihr zum Beispiel das Ruhrpott-Urgestein Ralf Richter dazu bewegt, dass er bei den damit verbundenen Episoden-Filmen mit von der Partie war?

Da wir das Album diesmal nicht wie Du schon sagst in „normalen“ Zeiten veröffentlichen, haben wir uns gedacht – wenn wir schon nicht zu den Leuten kommen können, lassen wir einfach die Musik für uns sprechen. Und da wir die Leute in der momentanen Zeit nur übers Internet erreichen können, dachten wir uns, wir bringen einfach mehr Songs und Videos als sonst vor der Albumveröffentlichung als Mini-Serie raus. Ralf Richter habe ich dann einfach angerufen und ihn gefragt, ob er sich vorstellen kann, uns bei unserer Filmidee zu unterstützen. Ich habe mich dann mit ihm getroffen und ihm das Drehbuch vorgestellt. Er fand die Idee super und die Sache wurde per Handschlag besiegelt.

Teile der Songs sind ja bereits vor der Pandemie geschrieben worden, einige Nummern auch erst währenddessen. Wie sehr hat dich das aktuelle Geschehen um uns herum beim Schreiben inspiriert bzw. vielleicht sogar beeinflusst?

Ich habe so gut es geht versucht dieses Thema aus dem Schreibprozess raus zu halten. Bei „Hast Du vielleicht“ blitzt das Thema unterschwellig ein bisschen durch, aber im Grunde wollte ich meine Musik nicht durch die Pandemie beeinflussen lassen und ich denke, das ist mit ganz gut gelungen.

Insgesamt bringen viele Songs auf „Unbesiegbar“ eine positive Energie mit, die einen kämpferisch optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Gerade jetzt, wo um uns herum doch eher alles unter zu gehen droht ist diese Sicht der Dinge vielleicht doch ein wenig sehr optimistisch, oder?

Ich finde gerade jetzt kann man gar nicht optimistisch genug sein. Klar, nüchtern betrachtet sieht die Welt gerade nicht gut aus zur Zeit und lässt einen vieles auch schwarz sehen. Durch die Pandemie verstärkt sich dieses Gefühl zusätzlich noch. Aber im Grunde war die Welt schon immer kaputt und immer kurz davor unter zu gehen. Gleichzeitig ist sie aber auch die Einzige die wir haben und wir sollten immer versuchen das Beste daraus zu machen. Es kommt halt immer auf den Blickwinkel an.

Und es bringt auf der anderen Seite ja auch nichts, den „Kopf in den Sand“ zu stecken – siehst du die aktuellen Ereignisse auf der Welt vielleicht auch als eine Chance an, das Ruder noch einmal rum zu reißen? Oder ist die Gesellschaft schon zu sehr gespalten bzw. zu kaputt, als dass man da noch was kitten kann?

Ich glaube wenn die Menschen endlich wieder anfangen sich gegenseitig zuzuhören, kann man alles kitten.

Mein absoluter Lieblingssong des Albums („Merkst du nicht…?“) geht ja genau in diese Richtung – denn wenn man aus dem echten, sowie auch virtuellen Fenster schaut sieht man genügend Luftpumpen, denen der stumpfe Hass und/oder in vielen anderen Bereichen auch ihre eigene Darstellung und Außenwirkung viel mehr wert ist, als dass worauf es jetzt wirklich ankommt.

Das bringt das digitale Zeitalter leider anscheinend mit sich. Jeder ist sich selbst der Nächste. Die eigene Darstellung und Aussenwirkung ist heute vielen Menschen sehr viel wert. Vor Jahren haben sie angefangen ihr Mittagessen zu fotografieren und zu posten, das hat sich jetzt irgendwie ziemlich schräg weiterentwickelt und verselbständigt.

Was fällt dir zum Thema „schwurbeln“ und „querdenken“ ein – hast du nicht auch die Befürchtung, dass sich die Bewegung immer mehr radikalisiert und es nicht nur noch eine Frage der Zeit ist, bis es zu offener Gewalt (nicht mehr nur gegen die „Staatsmacht“) kommt?

Was kann man tun?

Schaut man sich eure Texte an, dann glaubst du aber schon noch an „Gute Zeiten“, oder?

Ich glaube fest an die Guten Zeiten. Ich hoffe, dass sich die Pandemie so schnell wie möglich verpisst und es dann wieder mehr Dialoge statt Monologe zu diesem Thema geben wird. Das wäre für mich zumindest ein Ansatz einer Lösung. Zudem wäre es wünschenswert die Wut und Radikalität in nutzbare Energie umzuwandeln. Da ist so viel Power und Kraft, die für so viel Quatsch verschwendet wird, das ist eigentlich das traurigste daran.

In unserem Interview aus 2015 sagtest du „Wir sind wie eine Familie und werden auf jeden Fall alle irgendwann am Grab des siebten Freundes stehen!“ – nach dem tragischen Tod von Blubbi ist das Ganze nun leider viel früher eingetreten, als wir es uns alle je hätten vorstellen können.

Ja, das war leider viel zu früh. Aber wir standen alle 6 an seinem Grab.

Ich kann mir vorstellen, dass man sich in solch einem Moment neben der Trauer auch Gedanken über die eigene Sterblichkeit macht, oder?

Da hast Du Recht, aber die Gedanken habe ich mir auch vorher schon gemacht. “Schere, Stein, Papier” beschäftigte sich ja auch bereits mit diesem Thema und „Bevor ich irgendwann mal geh (ist schon OK)“ ist auch genau aus diesem Gedanken entstanden.

Gab es damals die Überlegung auch einfach alles hin zu schmeißen? – oder gingen die Gedanken sofort in Richtung „jetzt erst recht!“?

Jetzt erst recht! Aufgeben war für uns nie eine Option. Diese Band ist ja nicht nur eine Band für uns, sie ist unser Leben!

Als Band muss man sich aber in solch einem Moment nicht nur die Frage nach dem „wie geht´s weiter“, sondern auch nach dem „mit wem“ stellen – ihr habt ja glücklicherweise relativ schnell einen „Nachfolger“ finden können. Wie war das bzw. wie groß waren die Zweifel, dass man einen adäquaten Ersatz finden würde… nach neunzehn Jahren solch ein „Erbe“ anzutreten ist garantiert nicht einfach für den, der da folgt, oder?

Da musst Du Faf fragen! Wir freuen uns auf jeden Fall, dass er uns den Rücken stärkt. Er hat bereits im August bei den Festivals ausgeholfen, ist ein super Typ und passt auch menschlich sehr gut zu uns.

Nun aber noch einmal zurück zum neuen Album, den Vertrieb übernimmt nun zum zweiten Mal (nach den „Lost Tapes Vol. II“) das Donots-Label Team von Solitary Man – steht ihr auch über die Produktion in Kontakt mit Ingo und dem Rest der Bande.
Dürfen wir uns da (wie schon das eine oder andere Mal in der Vergangenheit) schon auf den einen oder anderen gemeinsamen Gig in naher Zukunft freuen? Ich meine wir warten ja jetzt schon gespannt auf euer verschobenes und nun hoffentlich im Juli stattfindende Geburtstags-Open-Air in Gelsenkirchen.

Es ist für uns echt großes Glück das Album auf Solitary Man veröffentlichen zu dürfen. Wir stehen in sehr engem Kontakt, vor allem mit Alex Donot und Tessa Reimann, die uns den größtmöglichen Support geben und uns überall unterstützen, wo sie nur können. Es sieht auch so aus, dass wir bald mal wieder zusammen eine Bühne entern werden. Wann und wo das aber genau sein wird, kann ich hier leider noch nicht verraten.

Apropos Gig… im März steht der nächste Versuch einer Tour an. Hand auf´s Herz, wie sehr glaubst du (Stand heute), dass wir bis dahin mit der Omikron-Variante soweit durch sind, dass man endlich wieder guten Gewissens abrocken kann?
Und hier noch eine wichtigere Frage, wer wird euch auf der Tour begleiten?

Stand heute sieht es leider wieder mal schlecht aus. Omikron beschert uns die höchste Inzidenz seit Beginn der Pandemie, daher ist eine Tour momentan nicht wirklich guten Gewissens möglich. Wir hoffen natürlich noch auf März und drücken die Daumen, aber wir warten erstmal ab und müssen zur Not, wie so viele vor uns, die Tour verschieben. Wer uns dann auf der Tour begleiten wird, dazu möchte ich noch nichts sagen, lasst euch überraschen!

Nachdem das Album nun (nach einer weiteren kurzzeitigen Verschiebung wegen der aktuell überall vorherrschenden Lieferschwierigkeiten) nun endlich am 11.02. veröffentlicht wird, drücke ich abschließend artig die Daumen, dass „Unbesiegbar“ ähnlich gut (oder noch besser) in den Charts einschlägt, wie die letzten beiden Studioalben – dem Gesetz der Serie folgend müsste dieses Mal ja sogar der 6. Platz dabei heraus kommen, oder?!

Haha, das stimmt natürlich. “Schön Kaputt” war auf der 8, “Schere, Stein, Papier” auf der 7, somit sollte “Unbesiegbar” mindestens Platz 6 belegen. Aber wer weiß das schon. Wir lassen uns überraschen.

Möchtest du unseren Leser:innen abschließend noch etwas mit auf den Weg geben?

Bleibt anders, bleibt frei

Vielen Dank für das ausführliche und informative Interview!
Ich hoffe dass wir uns alle ganz bald wieder auf und vor den Bühnen der Republik sehen können – vielleicht schaffe ich es ja nach Gelsenkirchen – ansonsten kommt ihr halt nächstes Jahr wieder hier hoch zu uns zum Deichbrand Festival…

… danke und tschüss!!!

 

Titel:
1. Ruhe vor dem Sturm (Intro)
2. Gute Zeiten
3. Ich verspreche mir selbst
4. Was ich am liebsten mach
5. Merkst du nicht
6. Keine Zeit
7. Unbesiegbar
8. Beverly Hills
9. Bevor ich irgendwann mal geh (ist schon OK)
10. Liebe für die Freaks
11. Vertrauen, vertrauen, vertrauen
12. Hast du vielleicht
13. Morgens um halb 4
14. Zwischen Ampel und Laterne

 

Live:
03.03.2022 – Hamburg: Gruenspan
04.03.2022 – Hannover: Faust
05.03.2022 – Bremen: Modernes
10.03.2022 – München: Backstage Werk
11.03.2022 – Berlin: SO36
12.03.2022 – Wiesbaden: Schlachthof
18.03.2022 – Erfurt: Central
19.03.2022 – Köln: E-Werk
24.03.2022 – Nürnberg: Hirsch
25.03.2022 – Bielefeld: Forum
26.03.2022 – Münster: Skaters Palace
23.07.2022 – Gelsenkirchen: 20 Jahre Sondaschule Unbesiegbar Open Air
19.-22.08.2022 – Großpösna: Highfield Festival 2022

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