Helmet – Left (earMusic/Edel, 10.11.2023)

Mit „Dead To The World” hat sich Page Hamilton mit seinen Helmet vor einigen Jahren wieder zurück in das Gedächtnis des Rezensenten gespielt. Darauf zeigte sich seine Truppe äußerst lebendig und wusste doch gut unterhalten. Schafft das die Fortsetzung der Bandgeschichte mit dem Namen „Left“ genauso? Über weite Strecken tut sie das tatsächlich, auch wenn Helmet früher (also in ihrer ersten Phase der Existenz) etwas mehr zu überzeugen wussten.

Aber egal, wir haben 2023 und nicht 1992, Mr. Hamilton ist heute 63 Jahre alt und nur noch sich selbst verpflichtet. Der Mann macht einfach das, auf was er Bock hat und nicht unbedingt das, was seine mit ihm gealterten Fans vielleicht erwarten mögen. Ein Querkopf ist er geblieben, mit dem Herz am linken Fleck, was der Albumtitel auch deutlich machen soll. Dabei immer noch ungemütlich, was viele Songs auf dem Album zeigen, die immer noch ziemlich aggressiv klingen können, wie zum Beispiel „Big Shot“ oder „Dislocated“.

Da ist er dann auch wieder, der typische Helmet-Sound mit seinem eigenwilligen Groove, den abgehackten Gitarrenriffs, den schrägen Soli und dem teils sprechartigen Singsang. Nur klingt das heute vielfach lässiger und fast schon in sich ruhend. Das ist dann mehr alternative Rockmusik, als Metal. „Gun Fluf“ ist ein solches Exemplar, welches aber trotzdem nicht ohne etwas Lärm im Abgang auskommt. Etwas verhaltener, leicht melancholisch gibt sich dafür „Powder Puff“, während „Make-Up“ mit einer fast schon schwebenden Strophe um die Ecke kommt.

Was auf dem neuen Helmet-Werk auch noch auffällt: man setzt verstärkt auf ein Plus an Eingängigkeit, was die Refrains betrifft. Das sorgt dafür, dass „Left“ recht schnell reinläuft. Komplett einfach und überraschungsfrei macht es einem die Band dann trotzdem nicht. Mit „Tell Me Again“ hat es zum Beispiel ein ruhiger Akustik-Track auf die Platte geschafft, während mit dem abschließenden „Resolution“ abgepfiffenem Jazz frönt.

„Left“ muss man einfach so nehmen wie es ist: ein kurzes Stück Musik (lediglich 31 Minuten lang), auf dem ein in Würde gealterter Mann mit ein paar Kumpels einfach noch mal ein paar Ideen aus dem Ärmel schüttelt und in knackige, schnörkellose Songs verpackt, die ein kleiner Hauch von gestern umweht, aber dann doch nach heute klingen. Nicht immer umwerfend im Ergebnis, aber doch nett zu hören.

 

Trackliste:
1. Holiday
2. Gun Fluf
3. NYC Tough Guy
4. Make-Up
5. Big Shot
6. Bombastic
7. Reprise
8. Dislocated
9. Tell Me Again
10. Powder Puff
11. Resolution

 

Photo-Credit: earMUSIC / Raz Azraai

 

3.8