Melancholie Maritim 2017 – Das etwas andere Minifestival aus Veranstaltersicht

Ich gehe jetzt einfach mal einen ungewöhnlichen Weg und schreibe den Bericht zu meinem eigenen kleinen Festival selbst. Mir liegen aber auch soviele Dinge, die ich gerne sagen würde, am Herzen.

Erstmal muss ich sagen, dass wir für die kleine Veranstaltung mit 100 Tickets nach etwa drei Tagen ausverkauft waren. Ohne Werbung. Nur mit Facebook. Das ich aber, im Gegensatz zu anderen Shows, nicht um Gäste, sondern wegen anderer Einflüsse, die man nicht in der Hand hat, zittern musste, machte es eigentlich noch schwieriger.

Der Sommer in Deutschland ist so ziemlich der mieseste, den ich bisher erlebt habe. Starkregen und Sonne wechseln sich hier im Minutentakt ab. Dazu später mehr.

Um 17:30 Uhr haben wir also den Einlass an der Alten Liebe in Cuxhaven gemacht, wobei wetterbedingt eigentlich alle sofort aufs Schiff konnten, damit man nicht vor der Abreise einen nassen Hintern bekommt. Herr Lehmann hat dann auch gleich losgelegt. Nicht wie geplant unplugged am Anleger, sondern mit Strom auf dem Schiff. Regen und so. Und während sich alle schon eingegroovt haben und wir um 18.05 Uhr langsam losgeschippert sind, kam dann auch tatsächlich die Sonne raus und ich bin wesentlich entspannter geworden. Hatte den weiteren Verlauf ja sowieso nicht in der Hand.

 

 

Anschließend ist Marcel Gein dann an der Reihe gewesen. Er musste zwar ein wenig Tanzen beim Auftritt (bisschen windig), aber alles blieb trocken und das volle Oberdeck hat den Auftritt gefeiert.

Anschließend war dann Yellowknife an der Reihe. Tobi hat bei stärkerem Wind losgelegt und irgendwann kam die Durchsage vom Kapitän und ca. 10 Sekunden später eine unglaubliche Unwetterfront, die mit Starkregen und Sturm die Gäste und Tobi so gut wie von Deck gefegt hat. Da gibt es diverse Handyvideos bei Facebook zu. Tobi hat dann aber tatsächlich den Song zu Ende gespielt, bevor man sich an die Rettung der Instrumente und Co gemacht hat. Nach kurzer Absprache gab es den Rest vom Yellowknife-Set dann unplugged unter Deck.

An dieser Stelle war ich kurzzeitig echt verzweifelt. Zwar hört man als Veranstalter von allen Seiten “Ach, da kannst du nichts dafür” und “Das bleibt wenigstens in Erinnerung”, aber etwas abbrechen müssen und unplanbare Dinge sind immer Mist. Umso dankbarer bin ich Tobi für die wunderbar intime Einlage unter Deck und den Gästen, die dabei schön still waren.

 

 

 

Nach kurzer Absprache mit dem wunderbaren John Allen ging es dann wieder oben verstärkt weiter, da der Sturm nach 15 Minuten rumpöbeln auch wieder verschwunden war. Und was soll ich sagen? John war in bester Entertainerlaune und hat das Deck zum Singen und sogar ein bisschen zum Tanzen gebracht. An dieser Stelle nochmal der Hinweis, dass man bei solchen Songwriterkonzerten ein bisschen die Klappe halten sollte, da es echt anstrengend für die Musiker ist, wenn stark betrunkene Leute quer durch die Location brüllen. Das Thema ist zwar so lang wie der Bart von John Allen, aber mich haben als Veranstalter mehrere Gäste angesprochen. Da niemand über Board geworfen wurde, hat es aber wohl noch alles geklappt. Danke John!

 

 

Als letzten Musiker in der Runde konnten wir dann Matze Rossi begrüßen und plötzlich wurde das Meer ruhig. Verrückt. Kapitän Christian hat uns in Richtung Hafen gesteuert und im Hafen mit ruhigem Wasser, fast Windstill und bester Hafenbeleuchtung hat Matze dann ein Traumset hingelegt. Inkl. Pipi in den Augen einiger Gäste, langsam einschlafenden Kindern (die aber erst kräftig mitgesungen haben), wunderbarem Unpluggedteil mit “Best Friends” und “Das Mädchen, die Rettung der Welt und ich” und glücklichen, aber teilweise durchgefrorenen Gesichtern.

Das ich selbst noch eine kleine Einlage vor dem Matze-Set hingelegt habe, lass ich mal außen vor. Das verbuchen wir unter “Party-Gag”.

Insgesamt muss ich feststellen, dass ich noch nie vor einer meiner Veranstaltungen so aufgeregt war. Ein wichtiger Faktor dabei war halt das Wetter und das konnte keiner beeinflussen. Andererseits habe ich auch noch nie während einer Veranstaltung soviel Zuspruch erhalten. Meine eigene Vorgabe war, dass ich bei einem schönen Sonnenuntergang das Jahr 2018 auch wieder in Angriff nehme. Den hatten wir. Dann lassen wir uns doch mal überraschen, was da so kommt.

 

Bei der Aftershowparty haben sich übrigens nicht mehr soviel eingefunden. Die wurden aber von Herr Lehmann zu später Stunde mit einem Unplugged-Set beschenkt. Das war sehr gemütlich und mit viel Schnapps auch anstrengend.

 

(Alle hier gezeigten Fotos sind von Seemannsgarn Photographie  und von ihm und anderen Fotografen kommt noch eine Menge mehr nach! )