Green Day – Father Of All Motherfuckers (Reprise/Warner Music, 07.02.2020)

Heute haben wir in der Redaktion mal was ganz Neues ausprobiert: Lassen wir doch mal jemand an ne große Band ran, der von ihr eigentlich gar keine Ahnung hat!

Jawohl, Green Day gehen mir ziemlich am Allerwertesten vorbei! Klar, ich kenne natürlich Songs wie „Basket Case“, „Longview“, „American Idiot“, „Good Riddance“ oder das Epos „Jesus Of Suburbia“, finde sie gar nicht so schlecht. „Boulevard Of Broken Dreams“ und „Wake Me Up When September Ends“ aber bringen mich zum Davonlaufen. Das letzte was ich mitbekam, war der Dreierschlag „Uno“, „Dos“, „Dre“, der mich nur mit Achselzucken zurückließen.

Und dann warf man mir „Father Of All Motherfuckers“ zum Fraß vor… Mein erster Gedanke gleich beim Blick aufs bewusst trashige Cover: Mensch hier spucken Green Day ihren Fans aber ganz schon in die Suppe! Und verdammt, ich mag das. Wirklich. „Father Of All Motherfuckers“ ist über weiter Strecken (eigentlich ist die Strecke mit 26 Minuten Spielzeit ja nicht mal weit…) ein ziemlich unterhaltsames Ding. Zu 0 % Punk, oder mit was man Green Day mittlerweile auch in Verbindung bringen mag. Sondern ein unterhaltsames Konglomerat aus 70er Jahre Glam- und Garagenrock, mit einer Ladung Bubblegum-artigm Pop angereichert.

Das hat Charme, das hat Schmiss. Das dezente, an den Tag gelegte „Leck mich am Arsch“-Gefühl gibt das seine dazu. Bereits die Vorab-Single „Father Of All…“ war mutig gewählt und steht bestens für die neueste Veröffentlichung: lässiger Glam-Garagen-Rock mit rollenden Drums, Handclaps und verzerrten Falsett-Vocals. „Fire, Ready, Aim“ macht das weiter, klingt aber ein Stück rockiger. Die Songs werden immer wieder mit witzigen Zitaten angereichert. Bei „Oh Yeah!“ taucht als Hook eine Passage aus Gary Glitters „Do You Wanna Touch“ auf, beim Rock’n’Roller „Stab You In The Heart“ tanzt man den „Hippy Hippy Shake“.

Und am Ende bekommt man wenig, was man mit Green Day verbindet. Am ehesten noch mit dem poppunkigen „Sugar Youth“. Und das ist ein recht verzichtbarer Titel. Genauso wie „Take The Moneay And Crawl“. Dafür bleiben am Ende rund 20 Minuten spaßige Unterhaltung. Zuwenig, um es ein richtiges Album zu nennen, aber wenn man es als kurzweilige EP sieht, hat das Ding auf jeden Fall was.

Der Nicht Green-Day-Fan grinst und hatte für zwischendurch wirklich einen diebischen Spaß!

 

Trackliste:
1. Father of All…
2. Fire, Ready, Aim
3. Oh Yeah!
4. Meet Me on the Roof
5. I Was a Teenage Teenager
6. Stab You in the Heart
7. Sugar Youth
8. Junkies on a High
9. Take the Money and Crawl
10. Graffitia

 

3.7