Psychotic Waltz – The God-Shaped Void (InsideOut Music, 14.02.2020)

Es ist wohl nicht übertrieben, wenn man behauptet, „The God-Shaped Void“ ist die am längsten erwartete Veröffentlichung des Frühjahrs 2020.

Psychotic Waltz haben sich über die Jahre hinweg zu regelrechten Legenden des progressiven Metals gemausert. 24 Jahre sind nach ihrem letzten Album „Bleeding“ (nach dem sich die gleichnamigen Redaktionslieblinge benannten!) vergangen, eine Dekade seit man sich wieder in Originalbesetzung zusammengetan hat. Man ließ seine Ideen also reifen. Die Band in den USA, Sänger Buddy „Devon Graves“ Lackey in seiner Wahlheimat Wien.

Hat sich das lange Warten nun gelohnt? Definitiv: ja!

Nach so langer Zeit darf man natürlich nicht erwarten, dass die Musiker immer noch dieselben sind, die solche Meilensteine wie „A Social Grace“ (1990) oder „Into The Everflow“ (1992) veröffentlicht haben. Aber trotzdem klingen Psychotic Waltz anno 2020 natürlich immer noch nach Psychotic Waltz. Und sei es nur wegen des Gesangs. Aber natürlich ist auch das traumwandlerische, leicht mystische Gitarrenspiel von Dan Rock und Brian McAlpin auch wieder zu hören und es wird einem schnell klar, wie man das die letzten Jahre vermisst hat.

Insgesamt hat man einen ähnlichen Ansatz gewählt wie auf „Bleeding“: Songs nicht mehr ganz so vertrackt wie früher, eher geradlinig und nachvollziehbar. Der Fokus wird heute verstärkt auf Atmosphäre gesetzt. Ebenso auf immer wieder deutliche, eingängige Refrains, wie beim hymnischen „The Fallen“ oder der schleppenden „Stranded“. Trotzdem sind die Song spielerisch stets verschachtelt und offenbaren ihr Wesen erst nach mehrmaligem Hören. Ähnlich wie bei Rush, die gewisse Eingängigkeit vorgaben und unter der Oberfläche musikalisch stets sehr interessant agierten.

Wenn man Psychotic Waltz einen Vorwurf machen möchte, dann höchstens den, dass man tempomäßig zu sehr aufs Midtempo setzt. Die Stücke wirken auf die gesamte Laufzeit von der Art her deswegen etwas ähnlich. Balladeske Momente wie „Demystified“ oder „The Fallen“ sorgen für kleine Ausreißer. Im Rest agiert man meist recht heavy und schleppend. Es entwickelt sich allerdings von Nummer zu Nummer ein faszinierender Sog, indem sich die Songs Schicht für Schicht sphärisch offenbaren. So ist das nimmt man das anfangs unscheinbar wirkende Entlein am Ende als kleines Highlight in der Tradition der ersten vier Alben wahr.

Daumen hoch!

 

Trackliste:
1. Devils And Angels
2. Stranded
3. Back To Black
4. All The Bad Men
5. The Fallen
6. While The Spiders Spin
7. Pull The String
8. Demystified
9. Sisters Of The Dawn
10. In The Silence

 

4.5