Grandaddy – Last Place (Sony Music, 03.03.2017)

Jetzt wird es mal wieder Zeit für eine warme Dusche in Form von heimeligen, schönen Melodien. Wie gut, dass Jason Lytle nach einem Jahrzehnt Pause seine Band Grandaddy wiederbelebt hat. Da werden sich einige Indie-Fans freuen, die die Band seit ihrem Debüt von 1996 verfolgen.

Laut dem Naturliebhaber Lytle, der sich die letzten Jahre anderen Passionen, aber auch einer Solokarriere widmete, entstand das Album mehr so beiläufig, ohne großen und Plan und richtiges Ziel. Vielleicht ist es diese ungezwungene Art, die „Last Place“ so locker erschallen lässt. Warmer Indie-Rock mit teils etwas versponnenen Spacepop-Einflüssen gibt es bei Grandaddy auf die Ohren.

Das hat was von Lo-Fi-Popmusik, wenn teils schräge Keyboard- und Snythie-Flächen erklingen und der Gesang etwas in sich gekehrt klingt. An sich bleibt der Sound aber doch herrlich bodenständig und geht nicht mit seinen Melodien hausieren, sondern man muss schon zuhören, um den Songs erlegen zu sein. Ein paar richtig gute Exemplare dafür gibt es auf „Last Place“. Gleich die zurück gelehnte Eröffnung „War We Won’t“ ist so ein Exemplar. Oder auch der entspannte Pop-Sound von „Brush With The Wild“, bei dem über einen schön brummenden Rhythmus-Teppich feine Melodien fließen.

In dem Titel hört man auch gut die teils einfühlsame, teils fast schon sarkastische Melancholie, die sich durch das ganze Album zieht. Unter der Oberfläche schlummert nämlich alles andere als reiner Eitelsonnenschein. Lytle wagt schräge Blicke auf die Zwischenräume des amerikanischen Westens. Nicht selten geht es um gescheiterte Beziehungen. Und man braucht sich auch nicht wundern, wenn sich „Jed The 4th“ um einen alkoholkranken Roboter dreht. Unprätentiöse Musik und Spinnerei – das kennt man so teilweise auch von den Flaming Lips und Grandaddy sind so etwas wie die kleinbürgerliche Version dieser Truppe.

Mit „Last Place“ ist der Band ein veritables, fein schimmerndes Comeback gelungen. Zwar sind ein paar Nummern durchaus anstrengend (das laut polternde „Chek Injin“ oder „I Don’t Wanna Live Here Anymore“) und der Herzschmerz der dramatischen Softrock-Nummer „This Is The Part“ mag nicht vollends munden. Doch am Ende entschädigt man einen dafür mit dem schon fast floydigem „The Boat Is On The Barn“, der kleinen Akustiksound-meets-Space-Ballade „Songbird On“ oder dem größer angelegtem „A Lost Machine“.

Gelungen!

Trackliste:
1. Wat We Won’t
2. Brush With The Wild
3. Evermore
4. Oh She Deleter 🙁
5. The Boat Is On The Barn
6. Chek Injin
7. I Don’t Wanna Live Here Anymore
8. That’s What You Get For Gettin’ Outta Bed
9. This Is The Part
10. Jed The 4th
11. A Lost Machine
12. Songbird Son

3.9