Erlend Apneseth – Fragmentarium (Hubro, 15.03.2020)

Für sein viertes Soloalbum hat der norwegische Komponist und Fiedelspieler Erlend Apenseth ein weiteres mal eine kleine, feine Schar an nordischen Musikern aus dem Jazz-/Contemoorary-Jazz-/Folk-Umfeld um sich geschart um seine fragilen und sensiblen Kompositionen umzusetzen. Mit dabei sind unter anderem Stein Urheim als Arrangeur sowie an den Saiteninstrumenten und der Elektronik sowie Anja Lauvdal an den Tasten und der Elektronik.

Die sieben Stücke bringen es auf viel zu kurze 33 Minuten, denn die Klänge führen einem von dem schrägeren Jazz-/Contemporary-Jazz-Einstieg über ein schwebendes Stück voller Folklore- und Pink-Floyd-Atmosphäre in “Du Fallande Jord“ zum von der Fiedel und der Maultrommel beherrschten Titelstück. Hier suggeriert die Fiedel ein wenig irische Atmosphäre, getragen wird das Ganze von der alles umgreifenden Elektronik, die ebenso schwer wie psychedelisch daherkommt und von dezent eingesetzten E-Gitarren flankiert wird.

Dann geht es wieder mit mehr Contemporary-Elementen in „Gruvene“ weiter, jedoch wird auch dieses Stück durch geschickt eingesetzte Perkussion und Elektronik zusammengehalten und wirkt wie ein psychedelischer Tupfer und nicht wie eine lärmende Unterbrechung. “No, Etterpå“ ist ein kleines, melancholisches Zwischenspiel aus gestrichenem Bass und der sehnsüchtigen Fiedel, das quasi als Vorspiel direkt in “Det Mørknar“ aufgeht. Dieses startet mit spacigen Keyboards und Elektronik, darunter liegt ein treibend geschlagenes Becken. Die Fiedel arbeitet sich wie die E-Gitarre in den wabernden Sound ein. Grandioses Space-/Psych-Stück mit Folk- und Jazz-Elementen.

Und damit treiben wir schon dem letzten Stück “Omkved“ entgegen. Dieses bietet der Fiedel dann nochmal viel Raum. Eine E-Gitarre flankiert den kräftigen und doch leicht melancholischen Sound der Fiedel. Nur in den Chorus-Parts bringt ein fulminant gestrichener Bass kräftige Klänge ein. Zum Ende hin verwandelt sich das Stück in ein psychedelisches Kleinod, das den Hörer sanft herausträgt.

Vergleichbar ist das hier, wenn überhaupt, nur mit den letzten Alben des Stein Urheims. Die Herangehensweisen sind ähnlich, Urheim ist inzwischen allerdings schon ein Stück weiter Weg von den Contemporary-Wurzeln. Das hier ist großes Kino mit grandiosem Klang, ungewöhnlichen Klängen und Eben auch einem Sound und Elementen, die jedem Space-/Psych-Fan das Herz aufgehen lassen sollte. Man fühlt sich nicht selten an die großen atmosphärischen Zeiten der Floyd von 1970 bis 1975 erinnert, halt nur deutlich anders instrumentiert.

Ein großartiges Album.

 

Trackliste:
1. Gangar
2. Du Fallande Jord
3. Fragmentarium
4. Gruvene
5. No, Etterpå
6. Det Mørknar
7. Omkved

 

 

4.8