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Fynn Kliemann – Nie (TwoFinger Records/KrasserStoff, 28.09.2018)

Wie ich damals auf Fynn Kliemann aufmerksam geworden bin?

Also folgendermaßen… irgendwann lief irgendwo irgendeine Talksendung im Fernsehen, wo besagter Hobby-Heimwerker-Youtube-Blogging-Multimedia-Künstler gerade erklärte, dass er dank seiner irrwitzigen Idee im Heimwerkerbereich seine Freundin/Frau regelmäßig in den Wahnsinn treiben würde.

Jahre später schaue ich irgendwie immer noch irgendwelche Talksendungen – Fynn ist aber mittlerweile absoluter Multimedia-Star, überall gerne gesehen und er hat mit einigen Freunden das Kliemannsland, eine Art Künstler- und Heimwerkerkommune, gegründet, von der ich früher in angelehnter Form auch geträumt habe.

Was das mit Musik zu tun hat? Erstmal gar nichts, wenn der Gute nicht heimlich still und leise in den letzten Jahren auch immer an einigen Songs geschraubt hätte, die er zwar nie veröffentlichen wollte, dieses sich aber dank der Nerverei unzähliger begeisterter „Reinhörer“ irgendwann nicht mehr vermeiden ließ!

Somit steht ab Freitag also das erste Fynn-Kliemann-Album „Nie“ in den Plattenläden… sollte man denken – ist aber nicht so! Weit gefehlt, denn der gute Mann ist schon immer durch besondere Aktionen aufgefallen. So hat er bei der Veröffentlichung – Marktstrategen würden sich direkt die Kugel geben – einfach mal wieder etwas Neues einfallen lassen und nur so viele Alben pressen lassen, wie es auf der extra dafür eingerichteten Homepage Bestellungen gibt… Nachpressungen sind übrigens nicht vorgesehen. Dann wird mal schnell eine Halle angemietet und die mittlerweile weit über 70.000 bestellten Boxen werden dann mal schön selbst verpackt und verschickt – wer keine Arbeit hat… 😉

Ach so, da er das Album aber nicht bei der GfK angemeldet hat, werden diese verkauften Einheiten auch nicht in die offiziellen Charts mit eingehen, womit er garantiert in der nächsten Woche auf Platz 1 gelandet wäre. Klingt alles irgendwie schräg und komisch, ist aber so… was mir den jungen Mann noch um einiges sympathischer macht!

Nun aber endlich zum Wesentlichen… und zwar zu den zwölf Songs auf „Nie“ – es wäre übrigens eine Schande, wenn diese Nummern nie veröffentlicht worden wären!

Denn auch wenn ich Krach bevorzuge und auch das Tempo gerne mal ordentlich sein darf, so erreicht mich das Album trotz alledem so dermaßen, dass ich mir die Scheibe direkt einmal dreimal hintereinander gönne – und nach handwerklichen Experimenten oder Stückwerk suche… hier aber auf jeden Fall enttäuscht werde.

„Nie“ hätte ich gedacht, dass mir auch Indie-Pop so gut gefallen würde – ich meine wenn der Tag am „Morgen“ beginnt und man selbst „Bis Seattle“ geht, dann hat man wahrlich noch einiges mehr in der Pipeline. Nämlich die Liebe, auch wenn sie „Dunkelblau“ und verflossen ist… spätestens „Zuhause“ ist der Hafen den man braucht – denn „Zuhause ist kein Ort, das bist du!

Überhaupt ist die Liebe scheinbar ein guter Antrieb für den Musiker Fynn, denn auch wenn „Bau mich Auseinander“ gut zum Heimwerker passen könnte, ist hier etwas anderes gemeint, gell?! Und am Ende bleiben einem dann vielleicht eh nur die riesigen „Kieztränen“, die „Dieses Leben“ mit sich bringen.

Wie schön es auf „Sardinien“ ist, weiß ich jetzt auch endlich… ob ich mir das ganze so vorgestellt habe, keine Ahnung. Aber „Jede Wette“, dass Fynn mit seinen Songs gerade in der Damenwelt eine große Fan-Base finden wird, aber ich glaube, die eine Richtige hat er eh schon gefunden… ich glaube sie ist „Immer nur Da“.

Zum Abschluss gönnt er uns mit „Der Mann und das Meer“ noch einen kleinen Einblick in sein ganz persönliches Seelenleben, denn „dieser Ort ist nicht zum Gehen gedacht, hier muss man bleiben!

Der Heimwerkerkönig kann also nicht nur ruppig, kantig und schräg – nein, Fynn Kliemann kann auch sanft, geborgen… und mit ganz viel Herz und Verstand!

Also versucht noch schnell an eine Scheibe zu kommen… den auf dem Grabbeltisch im Discounter werdet ihr das Album garantiert später „Nie“ finden.

 

P.S.: Wer am 24.11.2018 noch nichts vor hat, dem lege ich das WIR SIND LAUTER! Benefiz-Konzert im Saal im Kliemannsland ans Herz – vielleicht kriegen wir Fynn ja noch zu einer kleinen Einlage?

 

Titel:
1. Morgen
2. Bis Seattle
3. Dunkelblau
4. Zuhause
5. Bau Mich Auseinander
6. Kieztränen
7. Dieses Leben
8. Sardinien
9. Jede Wettte
10. Immer Nur Da
11. Der Mann Und Das Meer

Foto Fynn: Nikita Teryoshin

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