Schlachtrufe

Various Artists – Deutschpunk Schlachtrufe 2018 (Funk Turry Funk, 02.02.2018)

Erinnert sich noch jemand an die gute alte „Schlachtrufe BRD“ Punk-Sampler Reihe, die in den frühen 90ern begann, es dann aber seit beinahe zehn Jahren zu keiner neuen Ausgabe brachte?

Damit soll nun aber zum Glück Schluss sein, denn jetzt gibt es mit „Deutschpunk Schlachtrufe 2018“ quasi einen legitimen Nachfolger aus dem Hause Funk Turry Funk. Und das tolle an der ganzen Geschichte ist, dass die Gewinne dieser Compilation komplett an Kein Bock auf Nazis gespendet werden.

Auch, aber nicht nur deshalb, mache ich mich heute über die Scheibe her… habe wir doch damals die ersten Sampler verschlungen und so einige Partys mit den Nummern von Normahl, Boskops, Chaos Z, den Idiots, Die Skeptiker (die übrigens auch ein neues Album in der Pipeline haben – wir werden berichten!), Dritte Wahl, der Terrorgruppe, Fahnenflucht und vielen mehr gesprengt und sogar den einen oder anderen Einsatz des (damals noch) grün-weißen „Partybusses“ verursacht! 😉

Bevor ich hier ganz in meine bunte Vergangenheit abdrifte, geht`s jetzt aber endlich los mit dem „Deutschpunk Schlachtrufe 2018“ Sampler, welcher liebevoll von den Funk Turry Funk Leuten zusammengestellt und dann von Kay Petersen (John Allen, Redensart, Zeki Min) abgemischt und gemastert wurden.

Aus der Idee heraus, den bereits oben beschriebenen Punk-Samplern aus vergangenen Zeiten Tribut zu zollen, ist es den Machern gelungen eine ordentliche Horde aktueller Punk-Bands um sich zu versammeln, die sich aber – im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen – nicht die eigenen Songs vorgenommen, sondern geile Nummern aus den letzten Jahrzehnte auf ihre eigene spezielle Art und Weise verwurstet haben.

So fehlt es zum Beispiel den Jungs von The Deadnotes gleich zu Beginn der Scheibe nicht an Selbstvertrauen, die Donots Hammer-Nummer „Dann Ohne Mich“ neu zu interpretieren… etwas bassiger, gesanglich etwas cleaner – das kann sich hören lassen!

Oder „Liebeslied“ von den Toten Hosen… meine Güte, wie lange habe ich das denn nimmer gehört? – hier haben die Stuttgarter Punks von Hell & Back gute Arbeit geleistet.

Übrigens, wer den Sampler jetzt schon vorbestellt bekommt das Terrorgruppe Cover von Marathonmann („Die Gesellschaft ist schuld, dass ich so bin“) und das Slime Cover von The Prosecution („Schweineherbst“) als Download vorab – mal so nebenbei angemerkt!

Als alter …but Alive Fan war ich natürlich ganz besonders auf das „Niemand beißt die Hand, die einen füttert“ Cover der Düsseldorfer von Team Stereo gespannt – was soll ich sagen, gut abgeliefert Jungs!

Anstatt von Ideal lassen wir uns von Spit PinkErschießen“ und dieses Mal verbringen nicht die Herren von Aufbruch, sondern Radio Havanna einen „Abend in der Stadt“.

Überyou kotzen sich „Radikal“ aus und machen hiermit den Dödelhaien alle Ehre und wer schon lange nichts mehr von den Atari Teenage Riots (haben die doch tatsächlich damals ihre Songs auf dem guten alten Atari 1040ST aufgenommen) gehört hat, der kann sich „Revolution Action“ in der Kochkraft durch KMA Version gönnen… was eine abgedrehte Nummer, die trauen sich was.

Besondere Freude erfüllt mich dann bei Lester, die sich „Ich liebe dich für immer“ von Casanovas Schwule Seite (die Kölner bestehen zu 50% aus Ex-Knochenfabrik Mitgliedern) vorgenommen haben… irgendwie bin ich seit ihrem neuen Album „Die Lüge vom großen Plan“ ganz besonders von den Münchener Punks angetan.

Warum Die Junge Union damals über die „Antifa“ gesungen hat, wer weiß das schon ;-)… aber Minipax treten treffend in ihre Fussstapfen, denn in Zeiten wo sich Rechtspopulisten und Neofaschisten in unserem Land wieder überall einnisten und Hass bzw. Angst verbreiten ist es an der Zeit wieder klar Stellung zu beziehen und Kante zu zeigen, denn wir wollen „kein viertes Deutsches Reich!

Die Zeit, dass man von den Ärzten bzw. im Speziellen von Farin Urlaub nichts mehr gehört hat ist nun vorbei, denn die Great Escapes haben sich Farin Urlaub Racing Team`s „Welche Krise?“ vorgenommen und auch der von Betontod besungene „Stillstand“ hat jetzt dank Kitty In A Casket endlich ein Ende.

Seid betroffen“ fordern uns die Bielefelder Punks von Primetime Failure auf und erinnern damit an die Alt-Punks von Public Toys – das ich die Nummer nochmal irgendwo hören würde, damit habe ich jetzt echt nicht mehr gerechnet!

Aber auch der „Fahnensong“ von Razzia (dieses Jahr kommt das neue Album!) hat es dank der Ibbenbürener von The Dimensions auf den Sampler geschafft (hätte sich nicht da vielleicht auch ein Donots Song angeboten – so als Nachbarn?) und Slime`s „Alptraum“ ist durch die wilden Skin of Tears vertreten.

Ein weiteres Highlight bekommen wir dann von As We Go geboten, die uns mit „Alles was ich brauch“ in Erinnerungen an die mittlerweile bereits vor neun Jahren aufgelösten Muff Potter schwelgen lassen… dank Grillmaster Flash und „Punkt 9“ sind die Münsteraner ja sogar mit einem zweiten Song vertreten.

Wer schon lange nicht mehr Dackelbluts „Edwin Van der Sar” aus 1997 gehört hat, der hat nun mit der Version der bayrischen Pop-Punks von Dashcoigne die Gelegenheit dazu – aber kurz vor dem großen Finale haben Start A Fire dank der Toxoplasma Nummer „Schwarz Rot Braun“ auch noch eine gehaltvolle Meinung zu vertreten.

Ganz besonders freue ich mich abschließend über die alte Chaos Z Nummer „45 Jahre“, die von meinen Lieblings-Bielefeldern von Krawehl zum Besten gegeben wird.

Selten habe ich mich so lange über einen Sampler so ausführlich geäußert, aber hier muss man als alter Punk auf jeden Fall zugreifen! Denn wo bekommt man schon so viele alte gediegene Punk-Songs in neuem Gewand bzw. neue Punk-Bands in altem Gewand… oder wie auch immer?!

Darüber hinaus geht die Kohle mit Kein Bock auf Nazis auch noch an eine mehr als wichtige Organisation… da muss man einfach zugreifen!

 

Schlachtrufe

Titel:
01. The Deadnotes – Dann Ohne Mich (Donots)
02. Hell & Back – Liebeslied (Die Toten Hosen)
03. Marathonmann – Die Gesellschaft ist schuld, dass ich so bin (Terrorgruppe)
04. Team Stereo – Niemand beißt die Hand, die einen füttert (But Alive)
05. Spit Pink – Erschießen (Ideal)
06. Radio Havanna – Abend in der Stadt (Aufbruch)
07. Überyou – Radikal (Dödelhaie)
08. Kochkraft durch KMA – Revolution Action (Atari Teenage Riot)
09. Lester – Ich liebe dich für immer (Casanovas Schwule Seite)
10. The Prosecution – Schweineherbst (Slime)
11. Minipax – Antifa (Die Junge Union)
12. Great Escapes – Welche Krise? (Farin Urlaub Racing Team)
13. Kitty In A Casket – Stillstand (Betontod)
14. Primetime Failure – Seid betroffen (Public Toys)
15. The Dimensions – Fahnensong (Razzia)
16. Skin of Tears – Alptraum (Slime)
17. As We Go – Alles was ich brauch (Muff Potter)
18. Dashcoigne – Edwin Van der Sar (Dackelblut)
19. Start A Fire – Schwarz Rot Braun (Toxoplasma)
20. Grillmaster Flash – Punkt 9 (Muff Potter)
21. Krawehl – 45 Jahre (Chaos Z)

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