Wenn man Voodoo Beach eines nicht vorwerfen kann: dass sie irgendwelchen vorgefertigten Stilen oder Konventionen folgen würden. Tatsächlich klingt das in Berlin ansässige, gemischtgeschlechtliche Trio komplett eigen. Sein von Twang-artigen Gitarren angetriebener Sound dockt irgendwo am Postpunk, Noiserock und Indie an, klingt aber auch recht psychedelisch treibend. Mit Heike Marie Rädeker hat man eine Sängerin an Bord, deren deutsche Texte direkt vom Herzen kommen und auch wirklich schmerzen können.
Aber das muss wohl genauso sein, denn die Musik von Voodoo Beach selbst rüttelt auch auf (oder sie lässt einen immerhin nicht kalt). Dabei beginnt das halbstündige Debütalbum der Band noch recht verhalten. Anschwellender, klarer Gitarrensound, schlurfender Rhythmus. Das lullt einen zuerst ein. Doch mit Einsetzen des eigenwilligen Gesangs wird es immer lauter und drängender. Und ehe man es sich versieht, ist man mittendrin in der Welt der Band.
Hier kann es auch mal ziemlich ruppig-nervös zugehen, wie bei „Nein“ oder auch mal forsch und aggressiv wie bei „Die Hand“, was übrigens eine ziemlich coole Verweigerungsnummer ist. Geradlinigen, treibenden Indie-Sound gibt es auch („Immer noch“). Aber der ist der Unterzahl und das ist nicht gerade das, was die Musik von Voodoo Beach spannend macht, auch wenn es für etwas Auflockerung in diesem recht speziellen Album sorgt.
Interessant sind auch die beiden Duette. Zusammen mit John Moods gibt man sich recht einlullend mit einem englischen Refrain, während „Meine Seele“ zusammen mit Hendrik Otremba (Messer) recht ungemütlich und kalt klingt, was bestens zur recht urban wirkenden Musik von Voodoo Beach passt.
Am Ende weiß ich nicht so recht, was ich von „Wonderful Life“ halten soll (der Titel scheint definitiv ironisch gemeint!). Es ist auf jeden Fall eine Erfahrung, welche subjektiv komplett unterschiedlich sein kann. Aber das ist ja mal nichts Schlechtes!
Trackliste:
1. Fremde Fenster
2. Nein
3. Die Hand
4. Meine Freunde
5. Immer Noch
6. 23
7. Wonderful Life
8. Meine Seele
9. Euphorie