Tir Nan Og – Sing, Ye Bastards! (Prosodia, 11.12.2020)

Ich kann mich noch an die ersten Gehversuche der bayerischen Folkrocker Tir Nan Og erinnern. Damals tingelte man noch durch kleine Kneipen und Pubs präsentierte erste eigene Songs. Das ist ein paar Jahre her. Die Gesichter sind nicht mehr alle dieselben, man hat seitdem fünf Alben veröffentlicht und man kann gut und gerne behaupten, dass die Band zu einer Institution in Sachen keltischem Folk geworden ist. So etwas wie „deutsche Iren“. Denn man trägt das Flair der grünen Insel nicht nur stolz im Namen und in den Artworks spazieren. Nein, Tir Nan Og klingen auch ziemlich authentisch. Wahrscheinlich wurde der Dame und den Herren bereits mit dem Fläschchen Guinness statt Milch verabreicht…

Nun also Album Nummer sechs. „Sing, Ye Bastards!“ ist eine Aufforderung und bei zahlreichen Songs kommt man dem auch gerne nach. Elf frische Songs findet man auf der runden Scheibe. Dann werden am Ende noch zwei weitere Eigengewächse von den Niederländern Harmony Glen sowie den Nordrhein-Westfalen The O’Reillys and the Paddyhats interprediert. Also eine rund 49-minütige Vollbedienung.

Anders als so manch anderer Band dieser Richtung schlagen die Punkwurzeln bei Tir Nan Og nicht besonders stark durch, auch wenn man hin und wieder in diese Richtung schielt. Vorgetragen mit akustischen Instrumenten und dem oft zweistimmigen Gesang von Gitarrist Robert und Geigerin Sarah entwickelt man sein ganz eigenes Folkflair, das mal nach ausgelassenem Trinkgelage, dann mal wieder nach heimeligem Lagerfeuer klingt. Dabei findet man ein angenehmes Gleichgewicht aus beidem mit leichtem Hang zu ersterem.

Gerade schmissige Hits wie „Last Order“ oder „Sláinte“ sind es, welche Tir Nan Og besonders gut von der Hand laufen. Sehr schön ist es aber auch, wenn die große Harmoniekeule wie bei „The Wandering Of Oisin“ oder der wunderbaren Ballade „Sea Of Sorrow“ geschwungen hier. Hier merkt man besonders, welch feines Händchen die Band für einnehmende Melodien hat. „Maelstrom“ ist ein gutes Beispiel wie man jenes mit deinem tanzbaren Song vereint. Dazu findet man stets den richtigen Platz für warme Fiddle-, Whistle-, Akkordeon und Bagpipe-Töne.

Am Ende ist ein „Sing, Ye Bestards!“ wieder eine runde Sache für Celtic-Folk-Freunde geworden. Jetzt hoffen wir nur, dass Tir Nan Og ihre Livepower endlich mal wieder auf der Bühne unter Beweis stellen können. Denn dort entfaltet sich ihre wahre Stärke!

 

Trackliste:
1. Fear Gorta
2. Last Order
3. Maelstrom
4. The Wandering Of Oisin
5. Green Pill
6. We’ve Been Everywhere
7. Sláinte
8. I Sold My Soul
9. Stone Cold Heart
10. Sea Of Sorrow
11. The Song Remains
12. O’Hanlon’s Last Word
13. The Firestorm

 

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