The Seer – Messages From The Black Lab (F.A.M.E. Recordings, 09.03.2018)

Augsburg hat nicht nur die Puppenkiste zu bieten, sondern ist seit vielen Jahren die Heimat des Quintetts The Seer. Anfangs war man eine durchaus etwas vom Folk beeinflusste Rockband, später schielte man immer mehr Richtung Pop-Rock. Was man aber stets war: Eine sympathisch und äußerst mitreißende Liveband. Seitdem das letzte Studioalbum das Licht erblickte, floss schon einiges an Wasser den Lech herunter. Bald schon sechs Jahre sind seit „Wide Eyed Walker“ vergangen. Man kann also durchaus sagen: Es wurde Zeit für was Neues!

Das liegt jetzt vor mir und trägt den Namen „Messages From The Black Lab“. Das schwarze Labor ist schlicht und ergreifend das bandeigene Studio, in dem früher schon einiges entstanden ist. Dieses Mal nahm man die Produktion auch größtenteils selbst in die Hand. Nur für den endgültigen Schliff war der alte Weggefährte Peter Walsh zuständig. Am Ende kam ein Album heraus, das zu 100 % The Seer enthält, aber doch etwas anders als seine Vorgänger wirkt. Anno 2018 klingt die Band etwas luftiger, klarer, flächiger, ja, auch leichter und poppiger. Allerdings ohne in die Beliebigkeit abzurutschen.

„Radiomucke“ vielleicht sogar. Aber nur, wenn die Programmgestalter etwas mutiger wären und nicht nur deutschen Gefühlduselspop oder überproduziertes Amizeug spielen würden. Hier fiele die Band tatsächlich positiv auf. Denn man bekommt schön arrangierten Pop-Rock, der angenehm zwischen treibenden Nummern und gefühlvollen, aber nie kitschigen Balladen pendelt. Einfach feines, geradliniges Songwriting ohne Ansätze falscher Progressivität oder betont „cool“ sein zu wollen. Im Positiven wohl „erwachsen“.

Den etwas zu leichtgängigen Start „Every Step“ überspringen wir mal. Danach folgt mit „Dawning Of The Day“ nämlich ein urtypischer Band-Song und man ist mittendrin im Seer-Feeling. Das Album enthält insgesamt 14 Titel und viele sind gut gelungen. Die Ohrwürmer offenbaren sich allerdings erst nach mehrmaligem Hören. Zum Beispiel der erste ruhigere Moment „Counting Cars“. Perlende Instrumentierung, charismatischer Gesang, ein fein ausgelegter Refrain. Das passt. Und da wären dann noch das von Cello-Tönen begleitete, heimelige „Deep Dark Water“ oder das warme „Into The Fire“. Hier geht innerlich die Sonne auf.

Am meisten packt die Band einen allerdings mit ihren rockigeren Stücken. Die besten Beispiele hierfür sind das geheimnisvoll startende und dann explodierende „Pieces“ sowie die dynamische Abschlussnummer „Ride The Avalanche“. Schön ist auch, dass man seine folkigen Wurzeln nicht ganz vergisst. „Love A Diamond“ glänzt mit Dudelsack- und Whistle-Sounds und auch „The Black And The Blue“ hat einen entsprechenden Part. Generell kann man sagen, dass die zweite Hälfte etwas spannender als die erste ist. Trotzdem ist die Platte durchgehend gut hörbar.

Allerdings muss ich sagen, dass die Scheibe für meinen (!) Geschmack vielleicht etwas kraftvoller produziert sein könnte. Manchmal klingt sie fast ein wenig zu leichtgängig. „Liquid“ (1998) und „Heading For The Sun“ (2011) wären im Bandkanon der richtige Maßstab. Aber sei’s drum, „Messages From The Black Lab“ ist so oder so ein angenehmes und gelungenes Album geworden.

Schön, dass ihr wieder da seid, The Seer!

Trackliste:
1. Every Step
2. Dawning Of The Day
3. Counting Cars
4. Give It Up
5. Strange Disease
6. Hard To Breathe
7. Promise Fade
8. Deep Dark Water
9. The Black And The Blue
10. Love A Diamond
11. Pieces
12. Here And Now
13. Into The Fire
14. Ride The Avalance

 

Ein paar Preview- und Hintergründe-Videos zum Album findet auf der Facebook-Seite der Band.

 

Im Laufe des Jahres ist die Band auch wieder etwas live unterwegs. Folgende Termine solltet ihr euch merken:

10.3. Neresheim – Rock-Bar Rössle
16.3. München – Feierwerk
24.3. Plauen – Malzhaus
01.6. Miltenberg – Beavers
08.6. Ingolstadt – Westpark
13.7. Augsburg – Sommer am Kiez
28.7. Neuler
09.11. Donauwörth

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