Ministry – AmeriKKKant (Nuclear Blast, 09.03.2018)

Was für eine traurige Figur gab Herr Al Jourgensen nur in den letzten Jahren ab… Das namenslose Album seines Projekts Surgial Meth Machine war da nur die Spitze des Eisbergs. Jetzt hat er Ministry auch im Studio wiederbelebt. Das wievielte Mal eigentlich? Egal.

Es wird ja immer gesagt, dass Ministry dann am besten sind, wenn ein Republikaner im Weißen Haus sitzt. Und da haben wir ja gerade ein besonders schönes Exemplar im Oval Office. Und tatsächlich knüpft die Platte etwas an W.-Trilogie an, mit der Mr. Jourgensen sein Bandprojekt vor einer Dekade vorerst in Rente schickte. Politisch hoch aufgeladen und mit krankem Humor versehen, haben wir es hier mit zahlreichen gut hörbaren Industrial-Metal-Songs zu tun.

Was einem hier um die Ohren gehauen wird, hat stets was Olschool-mäßiges, was im fast schon leicht wavigen, an Killing Joke erinnerndem „Wargasm“ gipfelt. Zwar am Ende etwas eintönig, macht die Schimpftirade doch recht Laune. Trotz seiner giftigen Texte scheint Mr. Jourgensen aber in sich zu ruhen. Viele Songs klingen überraschend lässig und locker. Man höre nur den Titeltrack oder „Victims Of A Clown“. Schön auch, dass man sich dieses Mal wieder etwas mehr Mühe in Sachen Arrangements und Instrumentierung gab, und dass alles nicht so hilflos zusammengetackert klingt. Zwar basieren die Titel stets auf geradlinigen, maschinellen Rhythmen und harten Gitarrenriffs. Aber hier mal eine lässige Blues-Harp und da im Getöse mal etwas Geigenklänge, sind auch angenehme Farbtupfer.

Trotzdem sind einige Nummern etwas zu lang geraten. Stücke im Acht-Minuten-Format sind nicht die größte Stärke von Ministry. Etwas Straffung und ein paar schnellere Nummern mehr hätten dem Ganzen wohl gut getan. So gibt Al vor allem textlich ordentlich Zunder. Das gipfelt im stumpf rockenden „Antifa“. Linker Protestsong oder Sarkasmus? Man weiß es bei diesem Titel nicht so genau. Man sieht den Herrn aber stets böse grinsend vor sich.

Den ganz großen Wurf werden Ministry in ihrer Karriere wohl nicht mehr landen. Aber „AmeriKKKant“ ist doch ziemlich ordentlich geworden, das muss man Al und seinen Spießgesellen lassen. Eigentlich schon eine unerwartete Rückkehr zur Form!

 

Trackliste:
1. I Know Words
2. Twilight Zone
3. Victims of a Clown
4. TV5/4Chan
5. We’re Tired of It
6. Wargasm
7. Antifa
8. Game Over
9. AmeriKKKa

3.7