THE NEAL MORSE BAND – The great adventure (Radiant/Sony, 25.01.2019)

Halleluja again, nach dem letzen Überwerk, dem Doppeldecker von The Neal Morse Band, “The Similitude Of A Dream”, dachte ich noch, was jetzt wohl kommen sollte.

Musikalisch kann man dieses Monster kaum toppen, ok die Geschichte des Englischen Baptistenpredigers aus dem 17. Jahrhundert wird nun aus der Sicht des Sohnes weitererzählt, da er Sohn eher der zornige Charakter ist, kann man hier musikalisch toll variieren. Das ist Meister Morse und seinen Ausnahmemusikern wieder glänzend gelungen.  Allein der zehnminütige Opener “Overture” ballert mal eben alles was im Proggenre aktiv ist an die Wand. Was für Musiker… unglaublich.

Die Bandbreite an Stimmungen umfasst alles was möglich ist, von ruhig episch, traurig, bombastisch, zornig, agressiv, freudig, bejahend… usw. Jede Facette wird musikalisch umgesetzt und in ein tolles proggiges Gewand verstrickt. Gesanglich ist es dieses mal breiter aufgeteilt zwischen Neal Morse, Eric Gilette und Mike Portnoy. Gerade Gilette hat eine schöne Stimme und brilliert hier wieder mit aussergewöhnlich tollem Gitarrenspiel von zart bis hart (“Welcome to the world 2”). Nicht umsonst hat Mike Portnoy ihn mal als jungen Petrucci bezeichnet. Ich gehe sogar noch weiter und sage, dass Eric Gilette den Vorteil hat, neben außergewöhnlichem Talent, dass er noch sehr songdienlich spielen kann, ohne ins Sologedudel abzudriften. Da schlägt Petrucci manchmal über die Stränge. Portnoy selbst spielt wieder bombastisch toll seine Kessel und sein Gesang ist auch ok (mehr aber auch nicht).

In “Vanity Fair” kommt wieder deutlich die Liebe zu den Beatles zum Tragen, aber ich höre da auch einen Supertramp-Einschlag heraus. Ansonsten standen hier und da wieder die üblichen Verdächtigen Pate: Genesis, Yes, Kansas und eine Spur Queen.

Otto-Normal-Hörer darf jetzt nicht zurückschrecken aus Angst vor der Komplexität haben. Alles ist sehr melodisch verpackt und nehmen einen mit auf eine tolle Reise. Auch nach mehrmaligem Hören entdeckt man immer Neues.

Das Ergebnis ist nicht wirklich eine Überraschung. Ich erwarte von der NEAL MORSE BAND genau das: eine episches Meisterwerk mit emotionalen Achterbahnfahrten. Das ist dem guten Neal wieder unnachahmlich gelungen. Diese Musikalität sucht einfach seines Gleichen. Wir haben hier ein weiteres Prog-Meisterwerk von Ausnahmekönnern an den Instrumenten. Dass die Produktion der Scheibe wieder glänzend und glasklar ist, muss ich eigentlich nicht mehr erwähnen.

Ich kann nur jedem empfehlen sich ein Konzert von den Jungs zu geben. Solch eine Spielfreude erlebt man selten.

Dieses mal hat Neal Morse die Songs allerdings nicht in ein paar Wochen (wie sonst) aus dem Ärmel geschüttelt, sondern fast ein Jahr mit dem Songwriting verbracht. Die Arbeit hat sich mehr als gelohnt. Neal ist derzeit der einzige Musiker auf diesem Planeten, der so viel Top-Qualität im Progrock/Metal-Bereich veröffentlicht. Keiner reicht ihm da das Wasser. Dream Theater waren mal auf dem Weg, scheitern aber an lebloser Selbstkopiererei.

Neal Morse sagt zum neuen Album: “Diese Band hört nicht auf, mich zu verblüffen. Ich muss gestehen, dass es etwas beängstigend war, nach einem so speziellen Album wie ‘The Similitude Of A Dream’, das auch live so großartig angekommen ist, einen Nachfolger anzugehen. Aber ich glaube, dass ‘The Great Adventure’ eine ungeheure Wirkung haben wird. Dieses neue Doppelalbum hat alle meine Erwartungen erfüllt. Ich habe es gestern Abend durchgehört, und am Ende standen mir die Tränen in den Augen.” Nothing left to say.

“The great adventure” kommt in drei Formaten: als Doppel-CD, als Doppel-CD/DVD Special Edition mit Videos vom Making-of des Albums und als Triple-Vinyl plus 2CD Box Set. 22 Songs stark. Mehr Epic geht nicht. Kaufen – geniessen.

Tracklist
(Act I)
Chapter 1
01. Overture
02. The Dream Isn’t Over

Chapter 2
03. Welcome To The World
04. A Momentary Change
05. Dark Melody
06. I Got To Run
07. To The River

Chapter 3
08. The Great Adventure
09. Venture In Black
10. Hey Ho Let’s Go
11. Beyond The Borders

(Act II)
Chapter 4
01. Overture 2
02. Long Ago
03. The Dream Continues
04. Fighting With Destiny
05. Vanity Fair

Chapter 5
06. Welcome To The World 2
07. The Element Of Fear
08. Child Of Wonder
09. The Great Despair
10. Freedom Calling
11. A Love That Never Dies

LIVE:

So 24.3. London Islington Assembly Hall

Mo 25.3. Paris The Alhambra

Di 26.3. Tilburg (NL) O13

Mi 27.3. Esch/Alzette (Lux) Rockhal Esch Sur Alzette

Fr 29.3. Köln Kantine

Sa 30.3. Kopenhagen Viften

So 31.3. Göteborg Stora Teatern

Mo 1.4. Stockholm Skandiascenen

Mi 3.4. Berlin Heimathafen

Do 4.4. Hamburg Markthalle

Fr 5.4. Leipzig Halle d / Werk 2

Sa 6.4. Warschau Progresja

So 7.4 Brno (CZ) SONO Music Club

Di 9.4. München Technikum

Mi 10.4. Pratteln/Schweiz Z7 Konzertfabrik

Do 11.4. Lyon C.C.O.

Fr 12.4. Trezzo sull’Adda MI Live Club

Sa 13.4. Barcelona Salamandra 1

Sun 14.4 Madrid Sala Mon

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