The Intersphere – The Grand Delusion (Long Branch Records/SPV, 30.11.2018)

Fünf Jahre ist eine lange Zeit. Aber fast so lange hat haben die Mannheimer Alternative-Rocker The Intersphere kein neues Album mehr veröffentlicht. Da gerät man leicht in Vergessenheit. Ob es dem Quartett auch so geht? Kann ich nicht sagen. Es ist aber schön, dass die Herren Hessler, Zipner, Weber und Müller wieder da sind!

„The Grand Delusion“ nennt sich das fünfte Album der Truppe und man wollte im Vorfeld etwas anders machen. Die Musik sollte so live und pur wie möglich eingefangen, weitestgehend auf Dopplungen und Overdubs verzichten werden. Verzerrter und dreckiger lautet das Motto. Aber keine Angst, The Intersphere sind nach wie vor eindeutig als The Intersphere zu erkennen. Noch immer spielt man interessanten, mitreißenden Alternative Rock mit Anspruch, der in den richtigen Momenten in schon fast proggige Sphären abtaucht. Fein austarierte Gitarren, die auch mal recht nervös durch die Gegend zappeln, eine anspruchsvolle Rhythmussektion, die auch einfacheren Songs die richtige Würze gibt und Melodien, zu denen man schnell Zugang findet, die aber trotzdem nicht billig wirken. Das sind die Zutaten, aus denen die Musik der Band ist.

„The Grand Delusion“ ist ein gutes, abwechslungsreiches Album das angenehm zurückhaltend beginnt und schmeichelnd endet. Dazwischen gibt es jede Menge Momente, welche den Blutdruck nach oben schrauben, das Gehirn aktivieren oder einfach nur mit ihrem guten Fluss und einer schönen Melodie begeistern.

„Mind Over Matter“ bringt vieles von dem zusammen, was man auf der Platte zu hören bekommt. Anfangs verwinkelt hüpfend, eine freundliche, helle Strophe, aufbrausende Bridge und eine eingängiger Refrain. Es treffen harte Passagen auf einen angenehmen Flow. Ähnlich verhält es sich bei „Man On The Moon“, welches anfangs schwer groovt, von einem fluffigen Piano untermalt wird und mit dem Refrain eine gewisse Leichtigkeit gewinnt. Bläser- und Streicher-Klimbim sorgen für einen dezent bombastischen Sound. Und am Ende erhält man in aller Kürze einen kleinen, feinen Progtrack, ohne dass man das anfangs wirklich bemerkt. Ein Kunststück.

Einfacher und geradliniger können es The Intersphere aber auch, selbst wenn diese Nummern nicht gerade zu den besten Tracks der Platte gehören, wie zum Beispiel „New Maxim“. Viel besser funktioniert das beim dynamischen Titeltrack oder dem lässigen, mit jeder Menge Drive versehenen „Overflow“. Am intensivsten sind dann aber doch Nummern wie das geschmackvoll und unaufdringlich arrangierte „Antitype“ oder das anfangs zurückhaltende, sich in der Intensität steigernde „Linger“. Hier kehren The Intersphere ihre spielerische Klasse nach außen, ohne dass es übertrieben oder aufgesetzt wirkt. Sehr fein.

Auch textlich offenbart sich die Band nach Jahren von persönlichen Krisen und Veränderungen auf „The Grand Delusion“, wobei man sich vom österreichisch-amerikanischen Philosophen und Autor Paul Watzlawick und der Frage „Auf welchem Fundament beruht meine eigene Wirklichkeit?“ inspirieren ließ. Dadurch kann man sich noch mehr in die Musik fallen lassen und auf Entdeckungsreise gehen.

Aber auch so ist das Album eine rundum gelungene Sache geworden, auf die sich das Warten gelohnt hat. Daumen nach oben!

 

Trackliste:
1. Don’t Think Twice 4:15
2. Mind Over Matter 4:46
3. Man On The Moon 4:17
4. Overflow 3:33
5. Secret Place 3:33
6. Antitype 5:28
7. Smoke Screen 4:02
8. The Grand Delusion 3:37
9. New Maxim 3:33
10. Linger 5:14
11. You Feel Better When I Feel Bad 4:19
12. Shipwreck

 

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