Spandau

Spandau – Die Ästhetik des Zerfalls (Bakraufafita Records, 13.05.2022)

Unglaublich aber wahr, die Hamburger Hafen-Emo-Punks von SPANDAU haben ab morgen mit “Die Ästhetik des Zerfalls” nach „Die Sonne scheint anders“ (2005) und „Als die Jugend kollabierte“ (2010) endlich ihr drittes Album am Start… und das nach Sage und Schreibe 25 Jahren Bandgeschichte – wenn das Mal nicht rekordverdächtig ist?!

Wer näheres zum Entstehungsprozess der neuen Scheibe wissen möchte, dem kann ich das gerade erst erschienene Interview mit den SPANDAU-Urgesteinen Axel und Bernd empfehlen… ich persönlich mache mich hier jetzt direkt an “Die Ästhetik des Zerfalls”…

… und stelle eigentlich sofort beim ersten Durchgang fest, dass die elf Songs entspannter, sanftmütiger… ach was soll ich sagen, in Teilen um einiges erwachsener und altersweise klingen – was in diesem Zusammenhang keinesfalls meine Begeisterung schmälert und gerne auch als Lob anzusehen ist.

Schon der Opener “Faulheit wird siegen” lässt uns darauf hoffen, den ganzen schnelllebigen Müll um uns herum für einen Moment vergessen und uns endlich einmal wieder auf das Wesentliche konzentrieren zu können… alleine schon eine Textzeile wie „wir warten darauf die Chance zu verpassen“ spricht hier ja wohl Bände.

Entspannte und entschleunigte Nummer, oder?! Aber bevor man die vier Jungs versucht in irgendeine musikalische Schublade zu drücken, sollte man sich das Album komplett anhören – denn dann wird man schnell feststellen, dass hier Abwechslung groß geschrieben wird. Analysiert man den Neuling, dann bekommt man quasi eine gemischte Tüte, die sich thematisch mit allem auseinander setzt, was uns gerade so fertig bzw. uns allen das Leben so schwer macht.

Die vergangenen zwei Jahre haben es uns allen ja auch nicht wirklich leicht gemacht und dass wir aktuell mit der missglückten Welt nicht mehr nur am Rande der Klippe, sondern mindestens zwei Schritte darüber bzw. weiter stehen, dass sollte mittlerweile auch jeder verstanden haben.

Axel, Bernd, Larry und Conti legen gekonnt die Finger in die Wunde des Lebens und kommen dabei gelegentlich sogar auf “Krumme Gedanken, aus denen es im besten Fall aber auch wieder einen Weg hinaus gibt…

Manchmal braucht man einfach die richtigen Menschen um sich herum, um dem Abgrund zu entfliehen – die Jungs von SPANDAU scheinen diesbezüglich gut aufgestellt zu sein.

Vielleicht war das ja auch der Grund, warum die Band in den vielen Jahren voller Höhen und Tiefen nie den Sand in den Kopf… ähhh anders herum wird ein Schuh draus! Also nochmal… vielleicht haben sie deshalb immer weiter gemacht und trotz Besetzungswechsel und Axels Umzug, raus aus Hamburg und rein in die Provinz, immer weiter an sich geglaubt.

Wie auch sonst schafft man 25 Jahre gemeinsamer Bandgeschichte und neue Songs, wie das bereits oben genannte “Faulheit wird siegen“, “Planeten” oder “Die Menge der Massen“, welche mir ebenso gut gefallen, wie früher “Lieblingsfarbe Orange“, “Die Welt” oder “Liebeslied” (u.a. auf “Für Momente wie den einen“), bei denen ich schon damals wild pogend im Rattenloch Schwerte mitgegrölt und so manches bierseeliges Tränchen vergossen hatte.

Wie sagte Axel noch so schön im Interview: “Thees Uhlmann sagte mal auf einem Konzert in Cadenberge so halb im Spaß und aus eigener Erfahrung heraus, weil er ja auch von dort kommt: “hier fängt jeder Tag mit einer Enttäuschung an!” – ich will`s mal so sagen, damit bei mir in der aktuelle weltpolitischen Lage nicht jeder Tag mit einer Enttäuschung anfängt, gebe ich mir ab heute regelmäßig eine Dosis von “Die Ästhetik des Zerfalls”…

… was ich euch nur empfehlen kann! 😉

 

Trackliste:
01. Faulheit wird siegen
02. Wo mich keiner finden kann
03. Wie geht so ein Anfang
04. Planeten
05. Die Menge der Massen
06. Genug ist nicht genug
07. Kapuzenpulli
08. Absolut keiner
09. Einer nur übrig
10. Krumme Gedanken
11. Verbrennen und erfrieren

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4.3