Slothrust – The Pact (Dangerbird Records, 14.09.2018)

Slothrust sind Songwriterin, Gitarristin und reuelose Ästhetin Leah Wellbaum, Schlagzeuger Will Gorin und Bassist Kyle Bann und sind einiges, aber nicht beliebig! Bands die sich aus dem Einheitsbrei abheben, ohne das Ziel sich abheben zu wollen. Die sich etwas trauen, dabei aber nicht das Gefühl haben besonders mutig zu sein. Gedankenlos Musik machen bedeutet “Ja!” zu allem zu sagen und Musik ausschließlich mit Herz und Bauch zu machen. Und das hört man diesem Album in jedem Ton an!

Das Album wurde in der neuen Heimat von Slothrust Los Angeles von Billy Bush produziert und mit dem letzten bisschen Feinschliff schlingert das Schiff “The Pact” von einem Hoch zum nächsten (gefühlsmäßigen) Tief und zurück. Die Wellen brechen fühlbar auf einen ein, wenn man mit dem Opener “Double Down” eine rockige Pophymne von einer Stimmung in die nächste geschleudert wird. Eingängige Melodien treffen auf eine herrlich frische Leah Wellbaum, die man quasi vor sich singen sieht. Großes Kino!

Wenn es anschließend in “Peach” in einer großen Alternative-Rockhymne weitergeht, fühl ich mich persönlich ein wenig in die besten 90er Zeiten zurückgefeuert. Kein Plan warum, aber der Sound hat was von den großen Bühnen. Von tausenden mitsingenden Menschen. Von Zeiten als Musik noch nicht so schnell vergänglich war.

 

 

Mit “Planetarium” kommt dann schon in Song 3 von 12 der Abriss. Grunge? Alternative Rock? Kein Plan. Hier riecht es nach schrammeliger Garage und nach Dosenbier. Und so fühlt sich der Song an. Wer da die Füße still hält, kann kein Freund von handgemachter Rockmusik sein. Aber was passiert danach in “Walk Away”? Die Bremse wird bis nach Meppen durchgetreten um in eine retroangehauchte Ballade einzutauchen. Passt nicht? Von wegen! Spätestens beim genauso angehauchten Gitarrensolo bemerkt man selbst beim Ritt durch alle Genres den Faden. Und der Faden heißt Stil! Stil und rotzige Melodien.

Was Slothrust hier gemacht haben, ist genau der Grund warum ich angefangen habe über Musik zu schreiben und mich noch intensiver damit zu beschäftigen als sowieso schon mein Leben lang. Ich bin Fan. Fan von Musik. Nie werde ich eine technisch ausgefeilte Analyse eines Albums schreiben. Kann ich auch gar nicht. Mir geht es um das Gefühl das man beim Hören hat. Ein neues Album oder sogar eine neue Band entdecken und Feuer fangen. Bei Slothrust hat das für mich mal wieder so richtig funktioniert.

Ich brauch dann wohl auch nicht erwähnen, dass wir mit “Birthday Cake” gleich den nächsten Wechsel haben? Songwritergitarren mit der gewohnt großartigen Leah Wellbaum, die in diese Band passt wie Ketchup auf Pommes.

Im weiteren Verlauf haben wir bei “For Robin” ein Saxophon und mit “Fever Doggs” einen schön verschrobenen Song, der jedem Radiosender das Fürchten lehren würde.

Für mich eine der Entdeckungen 2018! Und das obwohl diese Band das mittlerweile vierte Album veröffentlicht. Auf jeden Fall ist es sehr gut. Kaufen sie es! Danke!

 

01. Double Down

02. Peach

03. Planetarium

04. Walk Away

05. Birthday Cake

06. For Robin

07. The Haunting

08. New Red Pants

09. Fever Doggs

10. On My Mind

11. Some Kind of Cowgirl

12. Travel Bug

 

Fotocredit: Danny Lane

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