Raül Fernandez Miró (geboren in Barcelona, 1976), bekannter als Produzent und Komponist Raül Refree, steckt hinter dem Projekt Refree, unter dem er solistisch arbeitet. Unter diesem Namen hat er schon ettliche Produktionen vorgelegt, “El espacio entre” ist dabei sein zweites für das Tak:toil-Label. Neben seinen solistischen Ausflügen hat er einen immensen Katalog von Kollaborationen, Produktionen und zusätzlich noch Soundtrackarbeiten, die alle in die verschiedensten Richtungen gehen.
“El espacio entre” ist da keine Ausnahme und die 14 Stücke entziehen sich irgendwie jeder Kategorisierung. Nennen wir es mal einen Soundtrack für einen nicht existenten Film. In den Anfangsstücken vermischt er klassische Chöre, teils elektronisch verzerrt mit ebenso klassisch anmutenden Klängen die teils elektronisch, teils mit klassischen Instrumenten Interpretiert werden. Diese werden dann von harschen elektronischen Klängen aufgemischt, wobei diese mal allein für sich stehen und mal in diesen wunderschönen klassischen Kontext eingearbeitet sind. Wenn nach den eingewobenen Samples im fünften Stück “La radio en la cocina” die klassischen Gitarren zusammen mit Xylophon und weiteren Instrumenten diese naiv-schöne Melodie zum Ausklang spielen, läuft mir eine kleine Gänsehaut den Rücken herunter. Allerdings wandelt sich dieses Stück schlagartig zu einem düsteren, schwungvollen durchaus rockigen Part, nur um nach nicht mal einer Minute wieder in dieser elektronisch klassisch verhuschten Welt aus Elektronik und perlenden Pianoklängen zu landen.
Aber nein, das ist dann tatsächlich das sechste Stück, die Übergänge sind fließend und an sich ist das Album ein Stück aus 14 wunderbaren Teilen. Dieses sechste Stück mäandert dann wunderbar dunkel vor sich hin, Piano verhallt, ein Spinett ertönt unheimlich und die Elektronik zirpt fast unmerklich. Kaputte Perkussionen, elektronisch generiert und Soundsamples veredeln diesen Sound.
„Amanece sin que nadie lo vea“ bringt dann den iberischen Folk mit wunderbarer akustischer Gitarre auf den Punkt. Auch dieser wird von vielen elektronischen Geräuschen und Schwebesounds umwoben und macht so eine traumatische Reise aus diesem wunderbaren Stück.
Verrückte experimentelle Klangreisen gibt es mit “Montañas vacías II“, was man schon als 1:32 Minuten elektronische Contemporary-Musik bezeichnen kann. Anschließend geht es wieder in die klassische Welt mit Chören und abschließend werden die Ohren mit wunderschönen Pianoklängen mit vielem atmosphärischen elektronischen Zusätzen verwöhnt. Streicher umspielen die Ohren und die Klangreise nimmt ein versöhnliches, wundervolles Ende zwischen Klassik und moderner Komposition, aber nicht ohne kleine melancholische, auch leicht bedrohliche, aber hochmelodiöse Einschübe.
Anschließend werden wir mit perlenden Gitarrenläufen und elektronischen Sounds überhäuft und müssen mit anhören, wie diese wunderbare Melodie von bedrohlichen Klängen umspielt wird – wir aber doch nicht weghören können.
“El espacio entre” entzieht sich, wie eingangs erwähnt, möglichen Kategorien, obwohl es sich an sich nur aus bekannten Elementen zusammensetzt. Jedoch mach Refree dies auf eine höchst einzigartige und professionelle und formt so ein Werk, das den Hörer packt und dann auch nicht wieder lös lässt. Die ausgefeilte Produktion und der grandiose Klang veredeln das Ganze dann zu einem Meisterwerk.
Vergleiche, wenn überhaupt möglich, könnten This Mortal Coil, Dead Can Dance, Coil oder ähnliche Künstler sein. Hörer, die deren Musik mögen, sind hier auf jeden Fall richtig.
- Lamentos de un rescate
- La plage
- Montañas vacías
- Lamentos de un día cualquiera
- La radio en la cocina
- Todo el mundo quiere irse ya
- Casc i pluja
- Amanece sin que nadie lo vea
- Montañas vacías II
- Lamentos de otro día cualquiera
- Las migraciones nocturnas
- Lo que esconden
- No es tan fácil aquí
- Una nueva religión
https://en.wikipedia.org/wiki/Ra%C3%BCl_Refree
https://refree-taktil.bandcamp.com/album/el-espacio-entre